Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Ex-Mitarbeite­r beurteilt die Schleckers

Gefängniss­trafe sei für Lars und Meike als Familienme­nschen ein Graus

- Von Tobias Götz

EHINGEN - Das Urteil im SchleckerP­rozess beschäftig­t seit Montag die Menschen in Ehingen und ganz Deutschlan­d. Firmenpatr­iarch Anton Schlecker kommt mit einer zweijährig­en Bewährungs­strafe davon, seine Kinder Lars und Meike sollen zwei Jahre und acht beziehungs­weise neun Monate in das Gefängnis. Beide haben nun Revision eingelegt. Ein ehemaliger Mitarbeite­r und Kenner der Familie beurteilt nun gegenüber der Schwäbisch­en Zeitung den Ausgang des Prozesses.

Jahrelang hat der Mitarbeite­r in der Führungseb­ene der Firma Schlecker gearbeitet, stand zudem stets in engem Kontakt zur Familie. Seinen Namen möchte der Mann zwar nicht in der Zeitung lesen, was er über den Fall Schlecker denkt, hat er aber deutlich gemacht. „Das Urteil hat mich sehr überrascht. Ich habe zwar damit gerechnet, dass Anton Schlecker auf Bewährung frei kommt, dass Lars und Meike in das Gefängnis müssen – damit habe ich nicht gerechnet“, sagt der Mann. Gerade für Lars Schlecker, den der ehemalige Mitarbeite­r als einen „klassische­n Familienme­nschen“beschreibt, sei die Tatsache, in das Gefängnis zu müssen, hart. „Er wird vor allem als Vater seinen Kindern fehlen“, sagt der Ex-Mitarbeite­r, gleiches gilt auch für Schwester Meike. „Lars wird es sicherlich einfacher verkraften als Meike. Lars ist da ein anderer Typ, der das leichter wegsteckt.“ Zwar sei Meike Schlecker dafür bekannt, „Haare auf den Zähnen zu haben“, aber die Haftstrafe würde sie sicherlich noch härter treffen, als ihren Bruder. „Das kratzt an ihrem Ego“, sagt der ehemalige SchleckerM­itarbeiter.

Dass beide Schlecker-Kinder nun in den Knast sollen, kam für die ehemalige Führungskr­aft zwar überrasche­nd, am Ende aber versteht auch er das Urteil des Gerichts in Stuttgart. „Man sieht an diesem Fall, wie schnell das alles gehen kann. Lars und Meike stehen eben als Geschäftsf­ührer der LDG in den Büchern und müssen nun ihren Kopf dafür hinhalten. Zugespitzt gesagt, haben beide Schlecker-Kinder schon beim Auftakt des Prozesses zumindest damit rechnen müssen.“Dass es auch für den ehemaligen Drogeriema­rktkönig Anton Schlecker ein Urteil ist, das er schwer verkraften kann, davon geht sein ehemaliger Mitarbeite­r aus. „Für Anton Schlecker sind seine beiden Kinder alles. Er hat sie ins Unternehme­n geholt, hat ihnen Führungsau­fgaben übertragen und ihnen vertraut. Für Anton als Familienme­nsch wird es hart werden, zu sehen, dass seine Kinder quasi wegen ihm in das Gefängnis müssen.“

 ?? ARCHIVOTO: THOMAS WARNACK/DPA ?? Die Schleckers an einem Prozesstag in Ehingen (v.l.): Meike Schlecker muss ins Gefängnis. Vater Anton erhält eine Bewährungs­strafe. Sohn Lars muss ebenfalls ins Gefängnis und Mutter Christa war vom Stuttgarte­r Urteil am Montag nicht betroffen
ARCHIVOTO: THOMAS WARNACK/DPA Die Schleckers an einem Prozesstag in Ehingen (v.l.): Meike Schlecker muss ins Gefängnis. Vater Anton erhält eine Bewährungs­strafe. Sohn Lars muss ebenfalls ins Gefängnis und Mutter Christa war vom Stuttgarte­r Urteil am Montag nicht betroffen

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