Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Öko- oder Atomstrom?
Laichingen schreibt Strombezug neu aus – ökologisch dürfte der nicht sein.
LAICHINGEN - Ohne Strom gehen die Lichter aus. Damit Laichingen auch von 2019 bis 2023 nicht im Dunkeln sitzt, wird die Stadtverwaltung nun den städtischen Strombezug für diese fünf Jahre ausschreiben. Rund 650 000 Euro jährlich muss Laichingen für seinen Strom löhnen. Und es sieht nicht danach aus, als ob dieser künftig aus erneuerbaren Energien stammt. Zu teuer, meint die Verwaltung. Dies wollten einige Stadträte nicht widerspruchslos hinnehmen.
„Woher kommt dann der Strom?“, wollte Stadtrat Alexander Stuhlinger (LAB) wissen, als alles Wesentliche zu diesem Tagesordnungspunkt eigentlich schon gesagt schien. Es ging um die „Ausschreibung der Strombezugs der Stadt Laichingen für die Jahre 2019 bis 2023“, und Bürgermeister Klaus Kaufmann war zuvor vor allem auf die Modalität der Strom ausschreibung eingegangen. Denn nicht als Gesamtpaket wird die Verwaltung den Strom ausschreiben und dann schauen, welcher Anbieter das beste Angebot abgibt. Sondern in vier Losen( Sonder vertrags abnahme stellen, Tarif abnahmestellen, Wärme strom abnahme stellen und Straßenbeleuchtung ).
Dies leuchtete Uli Rößler (BWV) nicht so ganz ein. Kommt es der Stadt am Ende nicht günstiger, wenn – statt in vier Losen aufgeteilt – der Bezug der Gesamtstrommenge ausgeschrieben wird? Schließlich gelte doch die einfache marktwirtschaftliche Regel: Je größer die Menge eines bestimmten Produkts, das ich kaufe, desto günstiger wird es.
Die Aufteilung in die vier Lose begründete das Stadtoberhaupt damit, dass dadurch noch günstigere Preise erzielt werden könnten, als wenn der Strom als Ganzes ausgeschrieben würde. Zudem könnten dann auch kleinere Anbieter zum Zuge kommen. Unterm Strich gehe es darum, den für die Stadt „besten Deal“(würde wohl US-Präsident Trump sagen) herauszuholen.
Es dreht sich um die Kohle – und es ist um einiges wahrscheinlicher, dass Laichingens Lichter künftig deshalb leuchten, weil Kohle verheizt wird, und nicht, weil der Wind weht und die Sonne scheint; Phänomene, aus denen ebenfalls Strom gewonnen werden kann. Denn als Replik auf die Frage Stuhlingers, die genau dies implizierte – warum keinen grünen Strom für Laichingen? –, antwortete Kämmerer Thomas Eppler: „Strom ist Strom.“Und er ergänzte: „Ökostrom ist immer teurer.“Aber ist dem wirklich so?
Rolf Böhringer, der Vorsitzende des VEEE (Verbund der Erzeuger erneuerbarer Energien, seit September Sitz in Blaustein und nicht mehr in Laichingen), findet zunächst eines „schade für die Region“: Dass die Stadt Laichingen seinen benötigten Strom europaweit ausschreiben muss (wegen der Höhe der Summe). Obwohl in vier Losen ausgeschrieben wird, kann er es sich nicht vorstellen, dass dadurch am Ende ein kleinerer Stromanbieter zum Zuge kommt – „wie zum Beispiel das Albwerk“.
Dieses, so Böhringer, würde schon jetzt rund die Hälfte seines Stroms aus regenerativen Energien gewinnen. Gehe es allein ums Geld, so der Fachmann, dann kommt am Ende wohl ein Anbieter zum Zug, der „billigen Atomstrom“im Portfolio hat. Ökostrom könne da preislich nicht ganz mithalten. Aber Böhringer betont auch, dass es bei Ökostrom viele verschiedene Tarife gebe. Vielleicht könne doch ein Schnäppchen gelingen?
Stadträtin schmerzlich vermisst
Im Sitzungssaal des ersten Obergeschosses des Alten Rathauses stand an diesem Montagabend nun denn die Frage im Raum: Was wiegt mehr – die Pflicht, die Stadt so günstig wie nur möglich mit Strom zu versorgen, oder das glaubhafte Ausfüllen als Kommune einer Vorbildrolle im Hinblick auf umweltschonendes Wirtschaften?
Für Klaus Kaufmann offenbar Ersteres. Denn Ökostrom sei nicht nur ein bisschen, sondern deutlich teurer als konventioneller Strom. „Im Hinblick auf den angespannten Laichinger Haushalt“merkte er an, dass Klimaschutz zwar wichtig sei, man sich „Ökologie aber auch leisten können muss“. Mit einem Augenzwinkern merkte Kaufmann noch an, dass er angesichts dieser Thematik ein wenig das Fehlen von Stadträtin Gisela Steinestel (Igel) an diesem Abend bedauere. Denn diese hätte die Diskussion um Ökostrom sicher bereichert.
In die Bresche sprang aber Kurt Wörner (CDU). Er wünschte sich, dass die Verwaltung dem Gemeinderat eine Übersicht vorlege, aus der ersichtlich wird, wie viel teurer Ökostrom für die Stadt wäre (vielleicht kann ja auch nur ein Teil des städtischen Stroms aus erneuerbaren Energien bezogen werden?).
Kämmerer Thomas Eppler versprach, sich darum zum kümmern. „Wir prüfen das.“Ins Auge gefasst hatte die Verwaltung den Bezug grünen Stroms nämlich nicht.