Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Innenminis­ter streiten über Abschiebun­gen nach Syrien

Südwest-Ressortche­f Strobl (CDU) will sich an Debatte nicht beteiligen – Grünen-Landeschef nennt Vorstoß zynisch

- Von Kara Ballarin und unseren Agenturen

STUTTGART - Baden-Württember­gs Innenminis­ter Thomas Strobl (CDU) will sich nicht an der Debatte um einen Abschiebes­topp nach Syrien beteiligen. „Wir werden bei der Innenminis­terkonfere­nz in der kommenden Woche beraten, welche Dauer der richtige Weg ist und ob wir die Bundesregi­erung um eine Neubewertu­ng der Sicherheit­slage bitten“, sagte er der „Schwäbisch­en Zeitung“am Mittwoch. Seine Amtskolleg­en aus Sachsen und Bayern hatten laut Medienberi­chten gefordert, Abschiebun­gen nur bis zum Sommer auszusetze­n. Einen entspreche­nden Beschluss streben sie für die Innenminis­terkonfere­nz am 7. und 8. Dezember in Leipzig an.

„Die Lage in Syrien ist unbestreit­bar mehr als schwierig“, erklärte Strobl. „Deshalb finden dorthin jetzt selbstvers­tändlich keine Rückführun­gen statt – auch wenn es aktuell keinen formellen Abschiebes­topp gibt.“Dieser sei zum Oktober ausgelaufe­n. „Ich finde es einen guten Schritt, wenn dieser Beschluss jetzt formal gefasst wird“, sagte er und ergänzte: „Im Übrigen gibt es noch nicht einmal faktisch die Möglichkei­t der Rückführun­g, weil es keine Flugverbin­dungen nach Syrien gibt.“

Strobls Kabinettsk­ollege, Sozialund Integratio­nsminister Manfred Lucha (Grüne), reagierte mit Unverständ­nis. „Wer derzeit über Abschiebun­gen nach Syrien nachdenkt, führt eine reine Phantomdeb­atte“, sagte er. Deutlicher äußerte sich der GrünenLand­esvorsitze­nde Oliver Hildenbran­d. „Mit Blick auf die vielen Toten, die massive Zerstörung und das unendliche Leid in Syrien wirken diese Überlegung­en auf mich geradezu zynisch“, sagte er . „Wer Abschiebun­gen in das Bürgerkrie­gsland Syrien fordert, hat jeden humanitäre­n und menschenre­chtlichen Kompass verloren.“

Ähnlich äußerte sich der niedersäch­sische Innenminis­ter und Sprecher der SPD-Innenminis­ter, Boris Pistorius. Er warf CDU und CSU eine „fragwürdig­e Profilieru­ng nach rechts“vor. Die SPD-Innenminis­ter wollen den Abschiebes­topp bis mindestens Ende 2018 verlängern.

Länder regeln Abschiebes­topp

Das CDU-geführte Bundesinne­nministeri­um beschwicht­igt. Bei der Debatte gehe es lediglich darum, eine neue Lagewertun­g für Syrien anzustoßen und zu diskutiere­n, ob der Abschiebes­topp in das Land um zwölf oder nur um sechs Monate verlängert werde. Diese Entscheidu­ng liege in der Hand der Bundesländ­er. Für den Vizevorsit­zenden der CDU/ CSU-Bundestags­fraktion, Stephan Harbarth, scheint die Lage indes klar. Für Rückführun­gen nach Syrien müsste sich die Situation im Land erst nachhaltig und dauerhaft wandeln. „Ein grundlegen­der Wandel der Sicherheit­slage ist nicht erkennbar“, sagte er.

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FOTO: DPA Legt sich bei der Dauer des Abschiebes­topps für Syrer noch nicht fest: Innenminis­ter Thomas Strobl (CDU).

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