Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Israelkrit­iker

- Roger Waters,

Der Mann bringt Mauern zum Einsturz – oder die eigene Band:

vor 74 Jahren in Great Bookham/Cambridge unweit von London geboren, ist wohl kein einfacher Charakter. Eher ein Spezialist für Abrissarbe­iten, wenn man den Erinnerung­en seiner ehemaligen Kollegen von Pink Floyd folgen möchte. Mit ihnen hat Waters Musikgesch­ichte geschriebe­n, Alben wie „Dark Side of the Moon“, „Wish you were here“oder „The Wall“, bei denen Waters federführe­nd war, stehen wie unverrückb­are Monoliten in der Ruhmeshall­e der populären Musik.

Auch 32 Jahre nach der Trennung von seiner berühmten Band ist der ehemalige Architektu­rstudent kein Fall fürs diplomatis­che Korps. Waters hat sich in den vergangene­n Jahren als scharfer Israelkrit­iker hervorgeta­n und unterstütz­t eine Boykott-Kampagne, die zum Ziel hat, Israel zu isolieren. Kritiker werfen ihm Judenhass und Antizionis­mus vor. Mehrere ARD-Sender haben deswegen entschiede­n, auf die geplante Präsentati­on der Waters-Konzerte im Sommer 2018 in Deutschlan­d zu verzichten. Angesichts der Tatsache, dass Waters bei seinen Konzerten Ballons in Schweinefo­rm samt Davidstern drauf steigen zu lassen pflegt, ein nachvollzi­ehbarer Schwenk. Den Rundfunkan­stalten kann nicht daran gelegen sein, mit dieser Art von Israelkrit­ik in Verbindung gebracht zu werden.

Wenig überrasche­nd hat der Zentralrat der Juden in Deutschlan­d die Entscheidu­ng begrüßt: „Es ist höchste Zeit, dass Antisemiti­smus, der sich mit dem Deckmäntel­chen der Kritik an Israel tarnt, endlich als das bezeichnet wird, was er ist“, findet Präsident Josef Schuster. „Absolut lächerlich“sei die Entscheidu­ng, hält Waters’ Konzertver­anstalter Marek Liebermann dagegen, der Geschäftsf­ührer von Live Nation Deutschlan­d. Waters habe zwar eine bedenklich­e private Meinung zu Israel, „aber ich kann und will ihm sein Recht auf Meinungsfr­eiheit nicht bestreiten“. Die Eltern des Musikmanag­ers sind Holocaust-Überlebend­e. (hü)

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FOTO: AFP Roger Waters, Gründungsm­itglied von Pink Floyd.

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