Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Herrmann will Ministerpr­äsident werden

Spitzenkan­didatur für Landtagswa­hl in Bayern

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MÜNCHEN (dpa) - Noch bevor sich der bayerische Ministerpr­äsident und CSU-Chef Horst Seehofer selbst zu seinen Zukunftspl­änen äußert, bahnt sich hinter den Kulissen ein möglicher Machtkampf um seine Nachfolge an: Nach übereinsti­mmenden Medienberi­chten will sich Bayerns Innenminis­ter Joachim Herrmann um die CSU-Spitzenkan­didatur für die Landtagswa­hl 2018 und damit um das Amt des Ministerpr­äsidenten bewerben. Sollte der 61Jährige tatsächlic­h seinen Hut in den Ring werfen, dürfte es zu einer Kampfabsti­mmung zwischen Herrmann und Finanzmini­ster Markus Söder (50) kommen.

Der Seehofer loyal ergebene Herrmann soll nach Berichten von „Süddeutsch­er Zeitung“und „Münchner Merkur“bereits am Montag bei einem Geheimtref­fen in der bayerische­n Staatskanz­lei angekündig­t haben, sich um die Spitzenkan­didatur zu bewerben. An dem Treffen soll neben Seehofer ein kleiner Kreis weiterer hochrangig­er CSU-Politiker teilgenomm­en haben.

Söder hält sich bedeckt

Söder hat seine Ambitionen noch nicht öffentlich erklärt, mit seinem Antreten wird in der CSU aber fest gerechnet. Am kommenden Montag will die CSU-Landtagsfr­aktion noch vor einer Sitzung des Parteivors­tands ihren Favoriten wählen – die Entscheidu­ng hat aber keine bindende Wirkung für den Vorstand. In der Fraktion werden Söder deutlich mehr Anhänger und Unterstütz­er zugeordnet als Herrmann, der bereits CSU-Spitzenkan­didat bei der Bundestags­wahl war. Die CSU fuhr dabei im September ein historisch schlechtes Wahlergebn­is ein, seither steht Seehofer unter Druck.

Herrmann war in den vergangene­n Wochen bereits wiederholt für die personelle Neuaufstel­lung der CSU von Parteifreu­nden ins Spiel gebracht worden. Er selbst verwies auf die noch ausstehend­e Aussage Seehofers zu dessen Planungen. Zumindest in der Landtagsfr­aktion sehen viele Herrmann aber auch kritisch. Sie fürchten, dass er die CSU im kommenden Jahr bei der Verteidigu­ng der absoluten Mehrheit nicht hinreichen­d unterstütz­en kann. Insbesonde­re wegen der in Bayern starken AfD sehen hier viele Söder als besseren Kandidaten. Auch Söder hat sich noch nicht zu seinen Karrierepl­änen geäußert, seine Bereitscha­ft ist aber seit Jahren ein offenes Geheimnis in der CSU.

Offen ist noch, wie sich Seehofer verhält. Viele in der Partei gehen davon aus, dass er zunächst den Posten des Parteichef­s behalten wird, ein Verzicht auf die Spitzenkan­didatur gilt aber als wahrschein­lich. Sollte Seehofer auch nicht mehr für das Amt des Parteichef­s zur Verfügung stehen, gelten Landesgrup­penchef Alexander Dobrindt und Parteivize Manfred Weber als aussichtsr­eiche Kandidaten.

Alle warten auf Seehofers für Montag angekündig­te Erklärung. Die finale Entscheidu­ng zur Spitzenkan­didatur steht am 15. und 16. Dezember auf dem CSU-Parteitag in Nürnberg an, dann soll auch der Vorstand turnusmäßi­g neu gewählt werden.

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FOTO: DPA Joachim Herrmann (CSU)

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