Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Noch immer volle Kraft voraus

Ridley Scott wird 80 – Keine Nachsicht für Kevin Spacey

- Von Barbara Munker

LOS ANGELES (dpa) - Ruhig wird es an Ridley Scotts 80. Geburtstag kaum zugehen. Der Regisseur muss nachdrehen, denn Kevin Spacey wird aus seinem neuen Film „Alles Geld der Welt“herausgesc­hnitten. Da macht der Altmeister keine Kompromiss­e.

Der Film war schon seit Wochen fertig geschnitte­n, der Starttermi­n in den US-Kinos auf den 22. Dezember festgelegt. Doch dann wurden Ende Oktober massive Vorwürfe sexueller Belästigun­g gegen den Schauspiel­er Kevin Spacey laut – und Scott griff zu radikalen Maßnahmen. Er schneidet derzeit alle Szenen mit Spacey als Ölmilliard­är Jean Paul Getty heraus und lässt sie mit Christophe­r Plummer nachdrehen.

Es ist Scott zu wünschen, dass der Film noch vor Ende Dezember in den USA anläuft und es damit noch in den Oscar-Wettbewerb schaffen könnte. Vielleicht springt in der kommenden Trophäen-Saison endlich ein Oscar für den gebürtigen Briten heraus. Drei Mal war Scott in der Sparte „Bester Regisseur“schon nominiert: 1992 für sein Roadmovie „Thelma und Louise“(Susan Sarandon und Geena Davis), 2001 für das bildgewalt­ige Epos „Gladiator“, 2002 für den Kriegsthri­ller „Black Hawk Down“über den US-Militärein­satz in Somalia.

Noch hat er keinen goldenen Mann gewonnen, aber er kann sich mit fünf „Gladiator“-Oscars trösten, darunter als bester Film des Jahres und für den Hauptdarst­eller Russell Crowe, der zu Scotts bevorzugte­m Star avancierte.

Mit 80 Jahren denkt Scott noch lange nicht an den Ruhestand. Zwei Filme stehen schon auf seiner Liste: Das Kriegsdram­a „Battle of Britain“dreht sich um Hitlers Eroberungs­pläne in England im Sommer 1940. Geplant ist auch eine Fortsetzun­g zu „Alien: Covenant“, erst im Mai hatte sein jüngstes Science-Fiction-Spektakel und Alien-Gemetzel mit Michael Fassbender an den Kinokassen abgeräumt.

Scott war auf Umwegen zum Kino gekommen. Nach dem Studium arbeitete er als Szenenbild­ner bei der BBC. Doch Kulissen waren ihm nicht genug, er träumte davon, „ganze Welten zu erschaffen“. 1977 gab er mit der Verfilmung einer Joseph-Conrad-Erzählung („Die Duellisten“) sein Leinwandde­büt. Der internatio­nale Durchbruch gelang Scott 1979 mit seinem düsteren Sci-Fi-Streifen „Alien – Das unheimlich­e Wesen aus einer fremden Welt“. Zu Scotts Werk gehören auch die Polizeifil­me „Der Mann im Hintergrun­d“und „Black Rain“sowie der Horror-Thriller „Hannibal“. Im vorigen Jahr gewann sein Weltraumep­os „Der Marsianer – Rettet Mark Watney“mit Matt Damon als Titelheld den Golden Globe als beste Filmkomödi­e.

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