Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Aufrichtig bis zum Zuckerschock
„Genauso anders wie ich“: Die wahre Geschichte einer Wiedergutmachung in Kitsch ertränkt
Der Film beruht auf wahren Begebenheiten, er hat sein Herz am rechten Fleck. Und dennoch gerät das Erbauungs-Drama mit Renée Zellweger über die Maßen kitschig. Und mit seinen Stars weiß es zu wenig anzufangen.
Es ist jetzt beinahe 20 Jahre her, dass der millionenschwere texanische Kunsthändler Ron Hall ein Versprechen abgegeben hat: Um seine Frau Debbie nach einer Affäre zurückzugewinnen, würde er schlicht alles tun. Sie wünschte sich, dass ihr Mann als freiwilliger Helfer mit ihr zur Essensausgabe ins lokale Obdachlosenheim kommt. Dort sollte er sich mit dem aggressiven Denver anfreunden, einem verurteilten Mörder und ehemaligen Häftling.
Hall hat das Versprechen eingelöst, das Paar freundete sich mit dem Mann an. 2006 ist das Buch „Same Kind of Different as Me“über die ungewöhnliche Geschichte erschienen, einige Jahre später wird es in Deutschland als „Genauso anders wie ich“veröffentlicht. In die Kinos kommt nun eine blank polierte Hollywood-Verfilmung der wahren Geschichte mit vielen Stars.
Auf der Habenseite stehen die schauspielerischen Leistungen der drei Hauptdarsteller: Der alltagskompatible Greg Kinnear spielt unauffällig und souverän Ron, die herzensgute Debbie wird von einer kaum wiederzuerkennenden Renée Zellweger verkörpert, deren Gesicht inzwischen nichts mehr mit dem quirligen Allerweltsmädchen Bridget Jones zu tun hat. Djimon Hounsou spielt Denver und trägt den Film. Aber wie schon in „Amistad“, „Blood Diamond“und „In America“weiß auch hier Regisseur Michael Carney kaum etwas mit der Intensität und Präsenz Honsous anzufangen. Dazu kommt Rons Vater, ein rassistischer alter Knochen, angemessen besetzt mit Jon Voight, einem der wenigen Trump-Unterstützer Hollywoods.
Sie alle spielen sich aufrichtig durch einen Film, der lebensbejahend und optimistisch seine Botschaft von christlicher Nächstenliebe, Vergebung und Toleranz über Hautfarben hinweg verkauft. Doch die Botschaft wird in überzuckerten Klischees ertränkt. Und anstatt herauszuarbeiten, wie ungewöhnlich die Freundschaft des reichen Paares mit schwarzen Obdachlosen ist, entscheiden sich Regisseur Carney und seine beiden Ko-Autoren für eine Erweckungsperspektive: Die Halls sind die gütigen Weißen, die den wilden Schwarzen vor den rassistischen Weißen verteidigen. Eine wirklich gleichberechtigte Inszenierung der drei Figuren ist an keiner Stelle vorgesehen. Bedingungslose Nächstenliebe sieht anders aus. (dpa)