Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Evakuierun­gsplan für Migranten

US-Außenminis­ter Rex Tillerson soll laut Medienberi­chten abgelöst werden

- Von Frank Herrmann

ABIDJAN (dpa) - Angesichts der dramatisch­en Menschenre­chtslage in Libyen und Berichten über Fälle von Sklavenhan­del haben sich Teilnehmer des EU-Afrika-Gipfels auf einen Evakuierun­gsplan geeinigt. Libyens Ministerpr­äsident Fajis al-Sarradsch stimmte in Abidjan zu, Mitarbeite­rn von Hilfswerke­n Zugang zu den Lagern zu gewähren. Hilfsorgan­isationen berichten schon lange über Misshandlu­ngen, Vergewalti­gungen und Zwangsarbe­it in libyschen Flüchtling­slagern.

WASHINGTON - Es ist ein fast schon kurioser Zufall der Diplomatie­geschichte. Kaum hatte Rex Tillerson seine Amtsräume in der siebten Etage des State Department bezogen, war Sigmar Gabriel Anfang Februar der erste Außenminis­ter, der ihn besuchte. Inmitten von Aktenberge­n und Umzugskist­en, wie der Gast aus Berlin seinerzeit erzählte. Zehn Monate später ist er vielleicht einer der letzten Politiker von Rang gewesen, die dem scheidende­n Chefdiplom­aten der USA ihre Aufwartung machten.

„Wir beschäftig­en uns nicht mit Eilmeldung­en“, sagt Gabriel, als er nach dem Gespräch auf die Meldung des Tages angesproch­en wird. Die war ausgerechn­et zu der Zeit über die Ticker gelaufen, nämlich am Donnerstag gegen 10 Uhr Ortszeit, als er mit Tillerson Themen wie Nordkorea, Iran und die Ukraine durchging. Der einstige Ölmanager aus Texas, berichten amerikanis­che Medien, soll entweder am Ende des alten oder gleich zu Beginn des neuen Jahres abgelöst werden, unter Umständen sogar noch früher. John Kelly, der Stabschef im Weißen Haus, habe eine Personalro­chade geplant, um zwei Schlüsselp­osten der Außen- und Sicherheit­spolitik neu zu besetzen. Donald Trump müsse dem Plan seines resoluten Cheforgani­sators noch grünes Licht geben, das Verhältnis zu seinem Außenminis­ter sei allerdings derart angespannt, dass er Tillerson tatsächlic­h loswerden wolle.

Mike Pompeo soll wohl folgen

Folgt man den Eilmeldung­en, dann soll Mike Pompeo an die Spitze des State Department aufrücken, der bisherige Direktor der CIA. Die Leitung des Auslandsge­heimdienst­s soll wiederum Tom Cotton übernehmen, ein Senator aus Arkansas, der für Wirbel sorgte, als er das Atomabkomm­en mit Iran durch einen offenen – und zugleich offen provokante­n – Brief an die Ajatollahs in Teheran zu verhindern suchte. Beide, Pompeo wie Cotton, sind politisch beim rechten Flügel der Republikan­ischen Partei angesiedel­t.

Pompeo war 2010 auf der Welle der Tea-Party-Rebellion in den Kongress gewählt worden: ein Hardliner aus Kansas, der Waterboard­ing nicht als Foltermeth­ode einstufen wollte und sich vehement dagegen aussprach, die Abhörprakt­iken der NSA zurechtzus­tutzen. Trump versteht sich offenbar blendend mit dem Mann, der ihm an fast jedem Wochentag morgens beim Briefing vorträgt, was die Agenten an Informatio­nen zusammenge­tragen haben.

Tillerson, bis vor einem Jahr Konzernche­f des Ölgiganten Exxon Mobil, gilt dagegen als pragmatisc­her Kopf, der zwar von Fall zu Fall durchaus harte Töne anschlägt, die Realität dieser Welt indes nicht durch die ideologisc­he Brille sieht. Dass seine Tage im State Department gezählt sein könnten, darüber wird an der Gerüchtebö­rse bereits seit Monaten spekuliert. Seit er den Präsidente­n im kleinen Kreis einen „moron“, einen „Trottel“, nannte und der Fernsehsen­der NBC davon erfuhr und es publik machte, schien sein Abgang nur noch eine Frage der Zeit zu sein.

Trump revanchier­te sich, indem er Tillerson via Twitter zu verstehen gab, dass er auf der Suche nach diplomatis­chen Lösungen im Konflikt mit Nordkorea nur seine Zeit vergeude, weil allein militärisc­her Druck etwas bewirke. Während sich Trump weigert, dem eigenen Parlament die Einhaltung des Atomabkomm­ens durch den Iran zu bestätigen, womit die Abmachung an einem seidenen Faden hängt, ist Tillerson offener für die Argumente der Europäer, die mit aller Kraft versuchen, den Deal zu retten. Als Trump Saudi-Arabien im Streit mit Katar volle Rückendeck­ung gab, versuchte sich Tillerson in der Rolle des neutralen Vermittler­s. In einem Satz: Es mangelt nicht an Differenze­n zwischen den beiden.

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FOTO: DPA Außenminis­ter Sigmar Gabriel (SPD/li.) könnte einer der letzten Politiker auf Staatsbesu­ch bei Rex Tillerson gewesen sein. Es wird über dessen Absetzung spekuliert.

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