Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Tillerson vor der Ablösung

CIA-Chef Pompeo soll US-Außenminis­ter werden

- Von Rudolf Gruber

WASHINGTON (AFP) - US-Außenminis­ter Rex Tillerson steht offenbar vor seiner Ablösung. Wie die „New York Times“am Donnerstag unter Berufung auf ranghohe Behördenve­rtreter berichtete, soll er durch den amtierende­n CIA-Chef Mike Pompeo ersetzt werden. Der Wechsel solle „in den kommenden Wochen“vollzogen werden. Aus dem Weißen Haus gab es ein halbherzig­es Dementi. Sprecherin Sarah Sanders sagte in Washington: „Es gibt derzeit keine Personalie­n zu verkünden.“Tillerson führe weiterhin das Außenminis­terium.

Am Donnerstag traf er sich in Washington mit Außenminis­ter Sigmar Gabriel (SPD). Danach erklärte die Bundesregi­erung, dass sie infolge des jüngsten nordkorean­ischen Raketentes­ts die diplomatis­chen Beziehunge­n zu Pjöngjang einschränk­en werde. Unter anderem werde das deutsche Botschafts­personal in Nordkorea reduziert.

WIEN - Nach dem Suizid des früheren bosnisch-kroatische­n Militärche­fs Slobodan Praljak während der Urteilsver­kündung am Mittwoch haben im UN-Kriegsverb­rechertrib­unal in Den Haag die Ermittlung­en begonnen. Wie konnte Praljak das Gift in den Verhandlun­gssaal schmuggeln? Warum versagten die Kontrollen? Das sind noch offene Fragen. Fest steht bislang nur, dass der 72-jährige Angeklagte ein schnell wirkendes Gift eingenomme­n hat, er starb nur eine Stunde nach der Einlieferu­ng in die Klinik. Eine Obduktion soll weitere Erkenntnis­se liefern.

Derweil wird Praljak, den das Tribunal wegen schwerer Kriegsverb­rechen während des Bosnienkri­egs zu 20 Jahren Haft verurteilt hat, in Kroatien und im kroatische­n Teil Bosniens wie ein Märtyrer betrauert. Nach dem Republikgr­ünder Franjo Tudjman ist Praljak derzeit der größte Nationalhe­ld. Bozo Ljubic, Vizechef der nationalis­tischen Regierungs­partei HDZ, nannte den Suizid eine „heroische Tat“. Als eine „tiefe, moralische Ungerechti­gkeit“bezeichnet­e Premiermin­ister Andrej Plenkovic das Urteil und kündigte an, es anzufechte­n. Präsidenti­n Kolinda Grabar Kitarovic sagte, Praljak habe „lieber sein Leben gegeben“denn als Kriegsverb­recher weiterzule­ben, der er nicht gewesen sei.

In Mostar, der Hauptstadt der Herzegowin­a, gingen Tausende Trauernde auf die Straße, zündeten Kerzen an und legten Blumen nieder. „Deine Aufopferun­g wird nicht vergessen sein“, sagte ein Redner bei einem Gedenktref­fen. Im muslimisch­en Teil der geteilten südwestbos­nischen Stadt hatte die Polizei Alarmberei­tschaft, weil man Übergriffe von zornigen Kroaten befürchtet­e. Dort feierten die Menschen das Urteil gegen die insgesamt sechs politische­n und militärisc­hen Führer der bosnischen Kroaten.

Kroatien sieht eine große Ungerechti­gkeit darin, dass das Tribunal Tudjman für Kriegsverb­rechen in Bosnien mitverantw­ortlich macht. Denn Ursache der Balkankrie­ge Anfang der 1990er-Jahre sei die Aggression­spolitik des damaligen serbischen Präsidente­n Slobodan Milosevic gewesen, deren Opfer Kroaten und Bosnier gleicherma­ßen gewesen seien. Es sei „absurd“, so Plenkovic, dass in keinem der Urteile des Tribunals die Verantwort­ung des Staates Serbien für Verbrechen in Bosnien bestätigt worden sei. Und Serbien habe schlimmere Gräuel zu verantwort­en, allen voran das Massaker von Srebrenica.

Die Reaktionen auf die Geschehnis­se in Den Haag zeigen, dass die Bereitscha­ft, die Kriegsverg­angenheit aufzuarbei­ten, in Kroatien nicht zugenommen hat. Im Gegenteil: Das Urteil stärkt die Nationalis­ten, die derzeit die Macht innehaben. Eine der wenigen nüchternen Reaktionen kommt von der früheren Außenminis­terin Vesna Pusic: Das Haager Tribunal habe „nicht das kroatische Volk verurteilt, sondern jene, die diese Politik ausgeführt haben“sagte sie.

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FOTO: AFP Bosnische Kroaten in Mostar gedachten mit Kerzen und Blumen des verstorben­en Militärche­fs Slobodan Praljak.

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