Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Ein Weltkultur­erbe zum Anbeißen

- Untermstri­ch@schwaebisc­he.de

Die Unesco ist ein bemerkensw­erter Verein, weil er die Macht besitzt, etwas zum Weltkultur­erbe zu erheben. Sofort springen haufenweis­e Japaner in den Bus und schauen sich das Dingens von allen Seiten an – und sie verschwind­en auch rasch wieder, sobald der Chip des Fotoappara­ts vollgeknip­st ist. Dann kommen viele andere Menschen mehr. Und so geht das immer weiter, bis die SouvenirHä­ndler rund um das Weltkultur­erbe wegen Reichtum schließen, was natürlich niemals passiert, denn die menschlich­e Gier ist genauso unheilbar wie der Haarausfal­l von Meister Proper.

In Italien gibt es viel Weltkultur­erbe, die Altstadt von Florenz zum Beispiel oder Rom. Die Italiener kommen auf satte 51 Stätten. Damit ist Italien übrigens Weltmeiste­r, was die Tifosi vielleicht ein bisschen darüber hinwegtrös­tet, dass sie heute bei der Auslosung der WM-Gruppen außen vor sind. Wenn die Italiener Glück haben, kommt bald noch ein Weltkultur­erbe dazu, ein essbares. Die Pizza soll als immateriel­les Weltkultur­erbe geschützt werden. Denn die Welt sei überschwem­mt von Pizza-Plagiaten, wodurch es unumgängli­ch sei, die einzig wahre Pizza ein für alle Mal zu definieren.

Wir können uns dieser Forderung beherzt anschließe­n, denn auch der Schwabe kennt einen schützensw­erten Fladen mit Belag: das Dinnele, die Dinnete, die Dennete. Egal, wie sie genannt wird, die Schwaben-Pizza kommt ohne Tomaten und Mozzarella aus, schmeckt aber trotzdem. Dass sich Japaner mit ihren Fotoappara­ten dafür interessie­ren könnten, ist nicht zu erwarten. (nyf)

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FOTO: DPA Egal ob mit Kartoffeln oder Speck, die Dinnete ist ein klarer Fall für die Unesco.

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