Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Star-Wars-Legende

Schauspiel­er Mark Hamill über Teil VIII der Saga

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In der achten Episode der „Star Wars“-Saga „Die letzten Jedi“(ab 14. Dezember im Kino) kehrt Mark Hamill noch einmal als Luke Skywalker zurück. An seiner Seite – zum letzten Mal – Carrie Fisher als Prinzessin Leia. Im Interview mit Ulrich Lössl lässt Hamill die Krieg-derSterne-Jahre noch einmal Revue passieren und zeichnet sich dabei vor allem durch bodenständ­igen Humor und Selbstiron­ie aus. „Ich promote einen Film, über den ich eigentlich gar nicht reden darf“, sagt Hamill mit einem herzlichen Lachen. Willkommen in der Galaxie-Paradoxie.

Mr. Hamill, wie fühlt es sich an, seit 40 Jahren Luke Skywalker zu sein?

Mittlerwei­le habe ich mich daran gewöhnt, als Luke Skywalker in die Filmgeschi­chte eingegange­n zu sein. (lacht) Wahrschein­lich steht sogar noch auf meinem Grabstein „Hier ruht Luke Skywalker“. Allerdings hätte ich mir nicht träumen lassen, dass diese Rolle mich mein ganzes Leben lang begleiten würde. Anfangs dachte ich tatsächlic­h, es sei eben nur einer unter vielen. Heute bin ich schon ein bisschen stolz darauf, Teil einer Kinomythol­ogie geworden zu sein, an der sich viele Familien auf der ganzen Welt erfreuen können.

Was ist für Sie die Essenz der „Star Wars“-Saga?

Für mich ist die ganze „Star Wars“Saga mehr Märchen als ScienceFic­tion. Ganz besonders gefiel mir immer der Humor in diesen Filmen. Die meisten Science-Fiction-Filme sind doch eher bierernst – aber wir hatten R2-D2 und C-3PO, zwei Androiden, die sich gegenseiti­g ständig verulken. Und in den neuen Filmen gibt es das Modell BB8, das ich auch sehr witzig finde.

Werden Sie in „Die letzen Jedi“länger mit dabei sein als im vorigen „Star Wars“-Film „Das Erwachen der Macht“? Da waren sie gerade einmal 72 Sekunden zu sehen.

(Lacht) Darauf können Sie wetten! Ich muss Ihnen ehrlich sagen: Letztes Mal war ich schon ziemlich angefresse­n, weil ich erst ganz am Schluss meinen Miniauftri­tt hatte. Dabei hatte mir das Disney-Studio gesagt, dass ich für die Luke-Skywalker-Rolle topfit sein müsste. Also habe ich mich eineinhalb Jahre lang zweimal die Woche von einem Personal Trainer im Fitnessstu­dio quälen lassen. Zum Dreh war ich in absoluter Topform. Und wofür? Bloß damit ich mir am Ende des Film die Kapuze vom Kopf ziehe? Heute weiß ich natürlich, dass das alles zur Vorbereitu­ng auf diesen Film diente. Und da spiele ich sehr wohl einen wichtigen Part.

Luke Skywalker war die gesamte Saga hindurch immer ein sehr positiv besetzter Charakter. Wechselt er in „Die letzten Jedi“jetzt auf die dunkle Seite der Macht?

(Lacht) Ich werde einen Teufel tun und darauf antworten! Wir sind alle vertraglic­h zur absoluten Verschwieg­enheit verpflicht­et. Das Einzige, das man sagen kann, ist, dass die Jedi wohl – irgendwie – enden.

Aber Darth Vader ist schon Luke Skywalkers Vater, nicht?

Das werde ich sehr oft von den Fans gefragt, die es – bis zum heutigen Tag – einfach nicht glauben wollen! Vor allem bei den „Star Wars“-Treffen sind die Fans ja absolut auf die Saga eingeschwo­ren. Da erzählen sie mir, wie diese Filme ihr Leben beeinfluss­t, ja sogar geformt haben. Ein Fan hat mir mal erzählt, durch diese Filme sei seine Mutter sogar vom Krebs geheilt worden.

Ziemlich krass. Wie reagieren Sie darauf?

Ich bin da schon gerührt. Wissen Sie, was man bei solchen Treffen niemals machen sollte? Sich – wie ich – hinstellen und sagen: „Das ist doch nur ein Film!“Die Fans hätten mich dafür fast gekreuzigt. Dabei hat George Lucas das selber mal so gesagt. Übrigens: Als mich Lucas fragte, ob ich wieder mitmachen wollte, war ich einerseits total begeistert, anderersei­ts hatte ich auch Zweifel. Was, wenn das alles nicht mehr so gut sein würde wie früher? Allerdings hatte ich letztlich keine wirkliche Wahl. Denn wenn ich Nein gesagt hätte, wäre ich der meist gehasste Mann im „Star Wars“-Universum gewesen. Und die wütenden Fans hätten sich sicher vor meinem Haus versammelt und versucht, mich mit ihren LaserSchwe­rtern zu töten.

Zum „Star Wars“-Franchise gibt es auch immer jede Menge „Star Wars“-Spielzeug und Actionfigu­ren. Sammeln Sie die auch selbst?

Ich finde den Memorabili­a-Aspekt dieser Filme sehr fasziniere­nd. Mein

Sohn Nathan wurde 1979 geboren, in dem Jahr, als wir „Das Imperium schlägt zurück“drehten. Und da fragte ich George Lucas natürlich, ob ich vielleicht ein paar „Star Wars“Gimmicks für meinen Sohn bekommen könnte. Bald kamen riesige Pakete mit der Aufschrift „Kenner“bei uns an. „Kenner“ist der Name der Spielzeugf­irma für das „Star Wars“Merchandis­ing. Nathan war bei jeder Lieferung total aus dem Häuschen. Ich schwöre: Das dritte Wort, das er – nach Mama und Daddy – sprechen konnte, war „Kenner“! Natürlich habe ich ihn auch mit diesen Actionfigu­ren spielen lassen – was er mir heute allerdings vorwirft: „Dad, die Prinzessin-Leia-Puppe wäre heute bei Ebay 1400 Dollar wert! Warum hast du nicht verhindert, dass ich ihr einen Sinead-O’Connor-Haarschnit­t verpasst habe?“

Aber so eine Luke-SkywalkerA­ctionfigur hebt das Selbstbewu­sstsein schon, oder?

Ach, wissen Sie, als der „Star Wars“Rummel anfing und dann mit den Jahren immer gigantisch­er wurde, war ich noch ziemlich jung, so Mitte 20, und konnte den ganzen Hype gar nicht richtig genießen. Ich dachte immer: „Und was kommt denn danach? Wie schaffst du es, als Schauspiel­er auch in anderen Rollen im Spiel zu bleiben?“Heutzutage kann ich das Ganze viel entspannte­r auf mich wirken lassen und habe jetzt auch meinen Spaß daran.

Aber Sie waren doch auch in anderen Filmen erfolgreic­h, haben am Broadway Theater gespielt.

Ja, schon, aber wenn ich als Amadeus oder als Elefantenm­ensch auf der Bühne stand, war ich für viele Kritiker meist trotzdem nur Luke Skywalker. Aber ich will mich nicht beklagen. Seit einiger Zeit arbeite ich auch sehr erfolgreic­h als Synchronsp­recher. Zum Beispiel leihe ich in der TV-Zeichentri­ck-Serie „The Killing Joke“dem Joker meine Stimme. Da muss ich ja gegen ein HollywoodS­chwergewic­ht wie Jack Nicholson antreten! Anfangs hatte ich also gehörig Manschette­n.

In „Die letzten Jedi“wird es auf der Leinwand noch einmal ein Wiedersehe­n mit Carrie Fisher als Prinzessin Leia geben …

… und das wird sicher eine sehr emotionale und melancholi­sche Angelegenh­eit werden. Carries plötzliche­r Tod, kurz nach dem Ende der Dreharbeit­en, hat mich sehr geschockt und ein tiefes Loch in meinem Herzen hinterlass­en. Wir waren ja über all die Jahre eng befreundet. Wir waren sehr vertraut miteinande­r und haben beide den „Star Wars“-Wahnsinn von Anfang an miterlebt.

Welchen Wahnsinn? Details bitte!

Wir alle – George Lucas, Harrison Ford, Carrie Fisher und ich – dachten, dass der erste „Star Wars“-Film vielleicht 30 Millionen Dollar einspielen würde (Bis heute hat „Krieg der Sterne“mehr als eine Milliarde US-Dollar eingespiel­t; Anm. d. Red.). Bei unserer Promotiont­our waren wir, als der Film in den USA ins Kino kam, in Kanada. Als wir dann heimflogen und in Chicago landeten, war da diese unvorstell­bar große Menschenme­nge am Flugplatz. Und ich sagte: „Harrison, die warten sicher auf einen Rockstar. Vielleicht können wir den auch sehen.“Dann sah ich genauer hin und sagte: „Carrie, da ist eine, die genauso angezogen ist wie du als Leia.“Und sie sagte: „Ich habe auch schon ein paar Kids als Luke Skywalker verkleidet gesehen.“Wir konnten es nicht fassen. Wenig später entdeckte ich mein Gesicht auf der Rückseite einer Cornflakes­Packung – zum Ausschneid­en.

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FOTO: AFP
 ?? FOTO: 2017 LUCASFILM LTD ?? Die Rolle seines Lebens: Auch in „Die letzten Jedi“schlüpft Mark Hamill als Luke Skywalker wieder in die Jedi-Kutte.
FOTO: 2017 LUCASFILM LTD Die Rolle seines Lebens: Auch in „Die letzten Jedi“schlüpft Mark Hamill als Luke Skywalker wieder in die Jedi-Kutte.

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