Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Hier spielt die Musik
Opernhäuser, die eine Reise wert sind
Die Oper ist das Ziel. Für Fans der schönen Künste sind nicht nur spektakuläre Inszenierungen Grund genug für einen Besuch, sondern auch die Opernhäuser selbst.
Wiener Staatsoper: Das Haus am Ring ist unbestritten eines der imposantesten und bedeutendsten Opernhäuser der Welt. 1869 feierte es mit der Premiere von Mozarts „Don Giovanni“seine glanzvolle Eröffnung. Im Zweiten Weltkrieg wurde der Prachtbau zerstört und 1955 wiedereröffnet. Seither bietet die Wiener Staatsoper an rund 300 Tagen im Jahr Aufführungen auf allerhöchstem Niveau. Meist mit Weltstar-Besetzung, wie es der große Herbert von Karajan, von 1956 bis 1964 Generalmusikdirektor, eingeführt hat. Plácido Domingo feierte 2007 sein 40-Jahre-Bühnenjubiläum. Der Opernball ist der von Kulturbeflissenen wie Klatschreportern gleichermaßen begehrte Höhepunkt der Ballsaison.
Münchner Nationaltheater: Zweimal zerstört und immer wieder aufgebaut – das Nationaltheater, im klassizistischen Stil eines griechischen Tempels, ist Hauptspielort der Bayerischen Staatsoper und wurde 2014 von 50 Musikkritikern aus aller Welt zum „Opernhaus des Jahres“gewählt. Die nach dem Zweiten Weltkrieg neu errichtete Bühne zählt mit 2500 Quadratmetern zu den größten Opernbühnen der Welt. Der Zuschauerraum mit seiner prächtigen Königsloge fasst insgesamt rund 2100 Zuschauer. Berühmte WagnerOpern wie „Tristan und Isolde“und „Die Walküre“kamen im Nationaltheater erstmals auf die Bretter. Doch bereits um 1700 fanden europaweit beachtete Uraufführungen statt.
Moskauer Bolschoi Theater: Es ist mehr als ein Opernhaus und Heimat des weltberühmten Bolschoi-Balletts: Das Bolschoi ist das Symbol für die Kultur Russlands schlechthin, ein Nationalheiligtum. Mit dem Pomp und Glanz einer Oscar-Verleihung wurde das Theater 2011 nach sechsjähriger Sanierung für geschätzt eine Milliarde Euro wiedereröffnet, und damit kehrte der Zarenglanz nach Moskau zurück. Der klassizistische Prachtbau entstand 1776, seither wurde er immer wieder Opfer von Bränden und Zerstörung.
Dresdner Semperoper: Der Architekt Gottfried Semper schuf diesen prachtvollen Neorenaissance-Bau, der nach dreijähriger Bauzeit 1841 als neues königliches Hoftheater fertiggestellt wurde. Viel hat die Semperoper seither mitmachen müssen: Von einem Brand zerstört, von Bomben in Schutt und Asche gelegt, 1985 glanzvoll wiedereröffnet, 2002 von der Jahrhundertflut heimgesucht, bereits drei Monate später wiedereröffnet.
Bayreuther Opernhaus: Das Markgräfliche Opernhaus von Bayreuth wurde von der Unesco 2012 zum Weltkulturerbe erklärt. Das Barockjuwel ist nicht nur architektonisch reizvoll, es hat auch Geschichte geschrieben: Die Oper lockte den Komponisten Richard Wagner und damit indirekt die Wagner-Festspiele nach Bayreuth. Die Oper in Bayreuth wurde zwischen 1744 und 1748 als Logentheater ganz aus Holz erbaut und zählt zu den wenigen im Original erhaltenen Theater- und Opernbauten. Nur der blaue Bühnenvorhang fehlt, Napoleons Truppen haben ihn auf dem Weg nach Russland entwendet. Bespielt wird das Haus heute ausschließlich im Rahmen der Bayreuther Festspiele. Seit September wird das Opernhaus aufwendig renoviert. Im April 2018 soll, wie bei der Eröffnung im Jahr 1748, die Oper „Artaserse“von Johann Adolph Hasse aufgeführt werden.
Valencias Palau de les Arts: Seit dieses moderne Opern- und Kulturhaus 2005 mit einer Aufführung von Beethovens „Fidelio“seinen Betrieb aufnahm, kennt die staunende Bewunderung kein Ende. Der vom spanischen Stararchitekten Santiago Calatrava entworfene futuristische Bau fällt durch seine ungewöhnliche geschwungene Bauweise auf. An der höchsten Stelle erreicht es 75 Meter, mit 40 000 Quadratmetern Fläche ist es das größte Opernhaus Europas. Der Hauptsaal ist eines von vier Auditorien und bietet Platz für 1412 Menschen. Die technische Ausstattung kennt nichts Vergleichbares.
Helsinkis Opernhaus: Ein Youngster ist auch die Kansallisooppera, die 1993 fertig gestellt wurde. Das außergewöhnliche, in Glas gehaltene Gebäude am Ufer der Bucht Töölönlahti passt sich perfekt in die nordischen Klima- und Lichtverhältnisse ein. Selbst in der finsteren Winterzeit erhellt es in seinem Schnee und Eis zitierenden Stil den Schauplatz vor der vereisten Bucht. Mit seinem lang gezogenen Korpus und dem Bühnenturm sieht das Opernhaus aus wie ein im Eis verharrendes Schiff.
Mailands Scala: Auch wenn die Opernwelt den Niedergang der großen italienischen Opernhäuser beklagt, bleibt La Scala eine international vergötterte Ikone. Gefeierte Künstler, herausragende Inszenierungen und die Inneneinrichtung im neoklassizistischen Stil verleihen der Scala ihre unverwechselbare Aura. Seit einer grundlegenden Renovierung vor gut zehn Jahren sind Bühnentechnik und Akustik auf dem höchsten Niveau.
Londoner Royal Opera House: Domingo, Kaufmann, Villazón, Netrebko und viele Superstars mehr geben sich hier jedes Jahr die Klinke in die Hand. Der Zauber von Highest Royalty und die happigen Ticketpreise machen dieses legendäre Opernhaus in Covent Garden zu einem elitären Musentempel. Auch die Großen aus Rock und Pop, etwa Sir Elton John, stehen hier auf der Bühne. (srt)