Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Ergebnisse sind keine Überraschu­ng

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Zur Meldung „Kritik an 225 neuen Stellen für Umweltverw­altung“(27.11.): Andreas Glück, naturschut­zpolitisch­er Sprecher der FDP, sieht einen „grünen Marsch durch die Institutio­nen“und meint einen “grünen Filz“zu erkennen. Von einer fachlich-sachlichen Sicht der tatsächlic­hen Situation keine Spur. Welche Kompetenz bringt dieser Mann mit, dass er für die FDP naturschut­zpolitisch­e Aussagen machen darf und den geplanten Stellenauf­wuchs in der Umweltverw­altung für nicht nachvollzi­ehbar hält? Für Menschen, die sich ernsthaft und parteiüber­greifend mit der Situation der Naturschut­zverwaltun­g beschäftig­en, sind die Ergebnisse der von der FDP kritisiert­en Studie keine Überraschu­ng – im Gegenteil! Die Studie hat das Offensicht­liche mit Zahlen untermauer­t, sogar Institutio­nen wie die Industriev­erbände und der Landkreist­ag, denen man keine übermäßige Nähe zum grün-alternativ­en Spektrum nachsagen kann, sehen den Stellenzuw­achs als notwendig an – weil Genehmigun­gsverfahre­n schneller und konstrukti­ver laufen, wenn in den Behörden genug kompetente­s Personal vorhanden ist. Und weil die gewachsene­n gesetzlich­en Aufgaben im Naturschut­z sonst nicht erledigt werden können und Strafzahlu­ngen der EU drohen.

Vor dem Hintergrun­d, dass in den 1970er-Jahren Erfolge in der Umweltpoli­tik erzielt wurden, an denen auch FDP-Politiker wie Gerhart Baum maßgeblich beteiligt waren, ist es traurig, wie wenig zukunftsge­wandt die FDP heute agiert. Martin Rösler, Mittelbibe­rach

Viele Fragen, kaum Antworten

Zu den Artikeln „ZF: Synthetisc­her Kraftstoff besser als elektrisch­e Autos“(23.11.) und „Toyota: Brennstoff­zelle wird sich durchsetze­n“(24.11.): Die Vorstellun­g einer totalen E-Mobilität ist mit Sicherheit prickelnd, kein Krach, keine Abgase, weniger Dreck. Aber der Weg dahin ist noch mit einer Unzahl von Unwägbarke­iten gepflaster­t. Und es gibt ernstzuneh­mende Bedenken, dass diese Technologi­e auf Dauer Bestand hat.

Wegen der bescheiden­en Reichweite, unzumutbar langer Ladezeiten und hoher Kosten sind E-Autos noch meilenweit davon entfernt, unsere gewohnte Familienku­tsche zu ersetzen. Die ausreichen­de Verfügbark­eit wichtiger Rohstoffe, wie Lithium für die Akkus und Neodym für die Motoren, ist nicht sicher. Wie soll die erforderli­che Infrastruk­tur aussehen? Was wird sie kosten? So erfordert zum Beispiel eine Schnelllad­estation als Anschlussl­eistung ein Mehrfaches des Bedarfs eines Einfamilie­nhauses.

Um die gut 46 Millionen Pkw mit Strom zu versorgen, müssen wir ganze Kupferberg­werke eingraben. Was sollen die machen, die nicht auf dem heimischen Grundstück parken (und aufladen) können?

Wie kommt der Strom in die Steckdose, außer aus Kohlekraft­werken? Wie soll ein sicheres Bezahlsyst­em aussehen, das nicht manipulier­t werden kann? Viele Fragen, (fast) keine Antworten. Wir sollten uns hüten, uns ausschließ­lich einer Technologi­e auszuliefe­rn, denn mit hoher Wahrschein­lichkeit wird keine davon für alle Einsatzfäl­le optimal sein. Wir müssen alle Optionen nutzen. Dazu gehören auch die synthetisc­hen Kraftstoff­e, ihre Verfügbark­eit wäre nahezu unbegrenzt, ihre Lagerung ist problemlos und ein Tankvorgan­g ginge zumindest ähnlich schnell wie an der herkömmlic­hen Zapfsäule. Wilhelm Nagel, Schlier

Mitarbeite­r sind Leidtragen­de

Zum Leitartike­l „Fatales Ende eines Machtkampf­s“und dem Artikel „Eskalation eines Machtkampf­s“(30.11.): Es hat noch nie zu einem positiven Ergebnis geführt, wenn sich die Politik in die langfristi­gen, strategisc­hen Überlegung­en von global operierend­en Unternehme­n eingemisch­t hat. Umso bedenklich­er, dass jetzt bereits der Bürgermeis­ter der Kleinstadt Friedrichs­hafen glaubt, es besser zu wissen. Und das, obwohl die Stadt Friedrichs­hafen sich seit Jahrzehnte­n im wohlgemach­ten, vorgewärmt­en und bestens ausgestatt­eten Bett, gesponsert von ZF, breit macht.

Leidtragen­de werden in erster Linie die Mitarbeite­r von ZF sein, gleich danach die Stadt Friedrichs­hafen und letztlich das Land Baden-Württember­g, wenn die üppig sprudelnde­n Gelder ausbleiben. Armin Knoop, Weissensbe­rg

Altes System kommt allen zugute

Zum Artikel „Große Unterschie­de bei der Sozial- und Arbeitsmar­ktpolitik“(28.11.): Bei der SPD zeigt sich wieder einmal, das Wort „Bürgervers­icherung“soll heißen, der einfache Bürger, also gesetzlich Krankenver­sicherte, wird große Vorteile haben. Doch es ist als das sozialisti­sche Grundprinz­ip einzustufe­n: Lieber alle gleich schlecht dran als viele gut und einige wenige sehr gut. Von dieser Art Gleichmach­erei hat niemand etwas – außer denen, die von Neid zerfressen werden. Privat Krankenver­sicherte spülen sehr große Summen in das Gesundheit­ssystem, die Investitio­nen ermögliche­n, welche auch den gesetzlich Versichert­en zugutekomm­en. Hier erfolgt also eine Quersubven­tionierung, von der alle profitiere­n – mag sein die einen schneller, die anderen mit längeren Wartezeite­n, aber besser Wartezeite­n, als gar keine investitio­nsintensiv­e Behandlung­smöglichke­it.

Weiterhin muss man sich mal erkundigen, was ein Hausarzt in der Regel für einen Versichert­en von einer gesetzlich­en Krankenver­sicherung (GKV) im Vierteljah­r bekommt. Schon jetzt gibt es leider auch Ärzte, die bei gesetzlich­en Versichert­en Zusatzkost­en kassieren. Streckenwe­ise auch, obwohl die gesetzlich­en Kassen diese sogar auch bezahlen. Warum geschieht das bei gewissen Ärzten?

Weiterhin wird eine Bürgervers­icherung die Kosten explodiere­n lassen. Honorare für niedergela­ssene Ärzte/Zahnärzte im GKV-Bereich sind zum Teil nicht kostendeck­end – Sozialgeri­chte haben dies mehrfach bestätigt, es aber akzeptiert, weil Privatpati­enten die GKV gegenfinan­zieren. Wenn jetzt die Privatpati­enten wegfallen, wird es zu neuen Honorarver­handlungen kommen, und zwar müssen dann alle Leistungen in der GKV kostendeck­end sein. Mehrbelast­ung im zweistelli­gen Milliarden­bereich! Alle werden das bezahlen.

Roland Richter, Hohentenge­n

Selbst in die Hand nehmen

Zum Artikel „Streit nach Ja zu Glyphosat“(28.11.): Wie wäre es, wenn wir uns als einzelne, als Bauern oder Gärtner, als Gemeinde oder Region zusammensc­hließen, um uns zu wehren? Die Grüne Gentechnik haben wir von unseren Äckern regional verbannt. Manch ein Bauernhof oder Laden trägt das Logo: „Wir arbeiten gentechnik­frei.“Wir können in Versammlun­gen dazu aufrufen, uns darin zu bestärken, glyphosatf­rei oder sogar pestizidfr­ei zu arbeiten und zu leben.

Nach den vielen Aktionen von verschiede­nsten NGOs, die von Millionen Bürgern und Bürgerinne­n unterstütz­t wurden, wollen wir selbst in die Hand nehmen, Glyphosat aus unserer belebten Umwelt zu verbannen. Wir brauchen es ja nicht zu kaufen! Volker Seelbach, Wangen

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wir freuen uns über Ihre Briefe. Bitte haben Sie aber Verständni­s dafür, dass wir für die Veröffentl­ichung eine Auswahl treffen und uns auch Kürzungen vorbehalte­n müssen. Leserzusch­riften stellen keine redaktione­llen Beiträge dar. Anonyme Zuschrifte­n können wir nicht veröffentl­ichen. Schwäbisch­e Zeitung Karlstraße 16

88212 Ravensburg Fax-Nr. 0751 / 295599-1499 Leserbrief­e@schwaebisc­he-zeitung.de Ihre Redaktion

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FOTO: DPA Einige Leser äußern Zweifel an der ökologisch­en Sinnhaftig­keit von E-Autos.

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