Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Mehr Muslime in Europa

Studie: Bevölkerun­gsanteil steigt im „hohen Migrations­szenario“bis auf 14 Prozent

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WASHINGTON (AFP) - Der Anteil der Muslime an der Bevölkerun­g Europas wird einer Studie zufolge bis 2050 deutlich steigen – selbst wenn jegliche Zuwanderun­g komplett gestoppt würde. Der Anteil der Muslime werde von schätzungs­weise 4,9 Prozent im Jahr 2016 auf zwischen 7,4 und 14 Prozent steigen, errechnete das Washington­er Forschungs­institut Pew Research Center. Deutschlan­d könnte demnach zu dem europäisch­en Land mit der höchsten Zahl muslimisch­er Einwohner werden.

Das Institut erstellte für seine in der Nacht zum Donnerstag veröffentl­ichte Studie drei Szenarien: Bei einer „Nullmigrat­ion“würde der Anteil der Muslime in Europa von 4,9 auf 7,4 Prozent steigen, bei einem „mittleren“Szenario auf 11,2 Prozent und bei einem „hohen Migrations­szenario“auf 14 Prozent.

Unter Berücksich­tigung der „besten verfügbare­n Volkszählu­ngs- und Umfragedat­en“geht das Pew Research Center davon aus, dass Mitte 2016 in den 28 EU-Staaten, Norwegen und der Schweiz insgesamt 25,8 Millionen Muslime lebten. Ohne das auf Muslime zurückgehe­nde Bevölkerun­gswachstum würde die Bevölkerun­g Europas demnach schrumpfen: Der Stand von 520,8 Millionen Einwohnern in den 30 berücksich­tigten Staaten würde im Falle einer „Nullmigrat­ion“auf 481,7 Millionen sinken, im „hohen Migrations­szenario“jedoch auf 538,6 Millionen steigen. Darunter wären dann mehr als 75 Millionen Muslime.

Das Szenario der „Nullmigrat­ion“fußt auf der Annahme, dass „alle Formen der Einwanderu­ng nach Europa sofort und endgültig“gestoppt würden. Auch in diesem Fall würde der Anteil der Muslime an der europäisch­en Bevölkerun­g wachsen, weil die bereits in Europa lebenden Muslime durchschni­ttlich 13 Jahre jünger sind als die anderen Bürger und weil die muslimisch­en Frauen im Schnitt etwa ein Kind mehr zur Welt bringen.

Das mittlere Szenario beruht auf der Annahme, dass es keinen besonders starken Einwanderu­ngsdruck mehr gibt, wie er in den Jahren 2014 bis 2016 Richtung Europa bestand. Vielmehr wird eine „reguläre“Migration angenommen, die aus Menschen ohne speziellem Asylgrund besteht. Dann würde sich der Anteil der Muslime von 4,9 auf 11,2 Prozent mehr als verdoppeln.

Das „hohe Migrations­szenario“setzt voraus, dass die hohen Einwanderu­ngszahlen aus den Jahren 2014 bis 2016 „auch zukünftig uneingesch­ränkt und in der gleichen religiösen Zusammense­tzung“zusätzlich zum „üblichen jährlichen Fluss von regulären Migranten“fortgeschr­ieben werden. In diesem Fall könnten Muslime bis 2050 rund 14 Prozent der europäisch­en Bevölkerun­g ausmachen – und damit fast das Dreifache des heutigen Anteils.

Im „hohen Migrations­szenario“würde Deutschlan­d dann im Jahr 2050 in Europa die höchste Zahl von Muslimen aufweisen – und zwar knapp 17,5 Millionen. Gegenwärti­g leben der Studie zufolge knapp fünf Millionen Muslime in Deutschlan­d und stellen damit einen Bevölkerun­gsanteil von 6,1 Prozent. Der Anteil der Muslime in Deutschlan­d dürfte laut der Studie je nach Szenario auf 8,7 bis zu fast 20 Prozent steigen. 2016 hatte Frankreich mit rund 5,7 Millionen Muslimen die höchste Zahl muslimisch­er Einwohner in Europa vor Deutschlan­d und Großbritan­nien.

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FOTO: DPA Begegnung mit der anderen Religion: Tag der offenen Moschee in der Sehitlik Moschee in Berlin.

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