Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
„Diese Verzinsung hätt’ ich auch gerne“
Stadt zahlt 60 000 Euro für Suppinger Turm
LAICHINGEN - Vertrag ist Vertrag, egal vor wie vielen Jahrzehnten er geschlossen wurde. Im Fall der Suppinger Brigittenkirche muss man sagen: vor wie vielen Jahrhunderten. Aufgrund eines Vertragswerks aus dem Jahr 1892 muss die Stadt Laichingen die Hälfte der Sanierungskosten des Turms bezahlen: 60 000 Euro. Bei der noch anstehenden Sanierung des Kirchenschiffs ist sie aber raus.
Vor 125 Jahren besiegelten die bürgerliche und die evangelische Kirchengemeinde Suppingen, dass sich beide Partner künftig je zur Hälfte an den Instandsetzungsarbeiten des Kirchturms beteiligen. Zwar war Suppingen da noch nicht Teil der Stadt Laichingen; diese trat mit der Eingemeindung jedoch die Rechtsnachfolge der bürgerlichen Suppinger Gemeinde an – und übernahm damit auch deren Verpflichtungen.
Für rund 120 000 Euro soll nun der Kirchturm saniert werden (teuerster Posten: die Gipserarbeiten mit 46 000 Euro, auf Platz zwei: die Gerüstarbeiten mit 23 000 Euro). Und die Laichinger Räte sagten bei der Gemeinderatssitzung, dem Vertragswerk entsprechend, die Übernahme der hälftigen Kosten zu. Dass der Turm gerichtet werden muss, zeigten Bilder, die im Rat präsentiert wurden. Putz bröckelt an vielen Stellen, Feuchtigkeit dringt ein, auch obenrum (Uhr, Fialen) hat der Turm schon bessere Zeiten gesehen. Erneuert werden so auch beide Ziffernblätter, es gibt neue Zeiger und ein neues Uhrwerk. Wohl 2018 soll die Sanierung über die Bühne gehen, die aber nur einen von mehreren Bauabschnitten darstellt. Schon erneuert wurden Sockel und Drainage, nun der Turm; und 2020/21 soll es ans Kirchenschiff gehen. Die Stadt ist hier dann aber außen vor.
Stadtrat Uli Rößler (BWV) wollte grundsätzlich wissen, inwieweit die Verwaltung bei solchen Beteiligungen prüft, ob die anfallenden Kosten auch plausibel sind. Nicht, dass die Stadt Ausgaben tätigen muss, die nicht unbedingt nötig sind. Kämmerer Thomas Eppler gab Entwarnung: Der Verwaltung würden die Kostenberechnungen zur Kontrolle vorgelegt.
Bürgermeister Klaus Kaufmann sah in der städtischen Beteiligung am Kirchturm einen „Pflichtzuschuss“. Willi Schwenkschuster (CDU) gab hierauf zu bedenken, dass die Beteiligung insofern gerecht sei, als dass die Kirchengemeinde viele Güter an die Stadt/bürgerliche Gemeinde habe abtreten müssen; so gesehen, könne man die 60 000 Euro als städtischen „Zins“an die Kirchengemeinde sehen. Kaufmann darauf, augenzwinkernd: „Diese Verzinsung hätt’ ich auch gerne.“