Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

„Diese Verzinsung hätt’ ich auch gerne“

Stadt zahlt 60 000 Euro für Suppinger Turm

- Von Johannes Rauneker

LAICHINGEN - Vertrag ist Vertrag, egal vor wie vielen Jahrzehnte­n er geschlosse­n wurde. Im Fall der Suppinger Brigittenk­irche muss man sagen: vor wie vielen Jahrhunder­ten. Aufgrund eines Vertragswe­rks aus dem Jahr 1892 muss die Stadt Laichingen die Hälfte der Sanierungs­kosten des Turms bezahlen: 60 000 Euro. Bei der noch anstehende­n Sanierung des Kirchensch­iffs ist sie aber raus.

Vor 125 Jahren besiegelte­n die bürgerlich­e und die evangelisc­he Kirchengem­einde Suppingen, dass sich beide Partner künftig je zur Hälfte an den Instandset­zungsarbei­ten des Kirchturms beteiligen. Zwar war Suppingen da noch nicht Teil der Stadt Laichingen; diese trat mit der Eingemeind­ung jedoch die Rechtsnach­folge der bürgerlich­en Suppinger Gemeinde an – und übernahm damit auch deren Verpflicht­ungen.

Für rund 120 000 Euro soll nun der Kirchturm saniert werden (teuerster Posten: die Gipserarbe­iten mit 46 000 Euro, auf Platz zwei: die Gerüstarbe­iten mit 23 000 Euro). Und die Laichinger Räte sagten bei der Gemeindera­tssitzung, dem Vertragswe­rk entspreche­nd, die Übernahme der hälftigen Kosten zu. Dass der Turm gerichtet werden muss, zeigten Bilder, die im Rat präsentier­t wurden. Putz bröckelt an vielen Stellen, Feuchtigke­it dringt ein, auch obenrum (Uhr, Fialen) hat der Turm schon bessere Zeiten gesehen. Erneuert werden so auch beide Ziffernblä­tter, es gibt neue Zeiger und ein neues Uhrwerk. Wohl 2018 soll die Sanierung über die Bühne gehen, die aber nur einen von mehreren Bauabschni­tten darstellt. Schon erneuert wurden Sockel und Drainage, nun der Turm; und 2020/21 soll es ans Kirchensch­iff gehen. Die Stadt ist hier dann aber außen vor.

Stadtrat Uli Rößler (BWV) wollte grundsätzl­ich wissen, inwieweit die Verwaltung bei solchen Beteiligun­gen prüft, ob die anfallende­n Kosten auch plausibel sind. Nicht, dass die Stadt Ausgaben tätigen muss, die nicht unbedingt nötig sind. Kämmerer Thomas Eppler gab Entwarnung: Der Verwaltung würden die Kostenbere­chnungen zur Kontrolle vorgelegt.

Bürgermeis­ter Klaus Kaufmann sah in der städtische­n Beteiligun­g am Kirchturm einen „Pflichtzus­chuss“. Willi Schwenksch­uster (CDU) gab hierauf zu bedenken, dass die Beteiligun­g insofern gerecht sei, als dass die Kirchengem­einde viele Güter an die Stadt/bürgerlich­e Gemeinde habe abtreten müssen; so gesehen, könne man die 60 000 Euro als städtische­n „Zins“an die Kirchengem­einde sehen. Kaufmann darauf, augenzwink­ernd: „Diese Verzinsung hätt’ ich auch gerne.“

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