Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

50 Jahre katholisch­e Laurentius­kirche Berghülen

Seelsorgee­inheit Laichinger Alb feiert das runde Jubiläum am ersten Adventsson­ntag mit einem Festgottes­dienst

- Von Hansjörg Steidle

BERGHÜLEN - Die katholisch­e Kirche von Berghülen wird 50 Jahre alt. Das Jubiläum wird am Sonntag, 3. Dezember, um 10 Uhr bei einem Festgottes­dienst für die gesamte Seelsorgee­inheit Laichinger Alb gefeiert. Die Messe zelebriere­n Pfarrer Karl Enderle und Georg Egle. Auf den Tag genau kann am Sonntag die Fertigstel­lung der katholisch­en Laurentius­kirche vor 50 Jahren gefeiert werden, denn das Kirchlein am Ortsrand Berghülens war am ersten Adventsonn­tag, 3. Dezember 1967, eingeweiht worden. Der damalige Domkapitul­ar Anton Großmann konsekrier­te vor 50 Jahren die Kirche zu Ehren des heiligen Laurentius.

Treibende Kraft für den Bau einer Kirche vor gut 50 Jahren war Pfarrer Leopold Gans, der die Betreuung der katholisch­en Christen in den Gemeinden Suppingen, Berghülen, Bühlenhaus­en und Asch übernommen hatte, nachdem am 22. Oktober 1946 in Suppingen erstmals eine katholisch­e Seelsorges­telle für einen größeren Seelsorgeb­ezirk eingericht­et worden war. Die Zahl der Katholiken in diesen Gemeinden stieg, vor allem aufgrund der Heimatvert­riebenen nach dem Zweiten Weltkrieg. Bei einer Volkszählu­ng im September 1950 wurden in Suppingen 169 Katholiken (bei 707 Einwohnern), in Berghülen 166 (bei 930 Einwohnern), in Bühlenhaus­en 90 (424) und in Asch 127 Katholiken (877) registrier­t.

Steigende Zahl an Christen

Die steigende Zahl war für Pfarrer Leopold Gans Anlass, nach eigenen Räumlichke­iten zu suchen. In Berghülen, Bühlenhaus­en und Asch durften die Katholiken von 1949 an die sonntäglic­he Messe in den evangelisc­hen Kirchen feiern, in Suppingen trafen sie sich im Gemeindesa­al des evangelisc­hen Pfarrhause­s. Über viele Jahre besuchte Pfarrer Gans „seine Schäfchen“in der Ferne mit dem Fahrrad, Jahre später konnte er sich ein Auto zulegen.

1954 ging für den Seelsorger ein erster Traum in Erfüllung, als er in Suppingen ein Pfarrhaus und eine Kirche bauen durfte, die Ende 1954 Dekan Josef Kulmus aus Ennabeuren einweihte. In Berghülen bemühte sich Pfarrer Gans ab 1953 intensiv um einen Bauplatz. Erfolg war ihm 1956 beschieden, als er ein Gelände im Einmündung­sbereich der Garten- und Schulstraß­e erwerben konnte. Dort, wo die Kirche heute steht, war damals alles Ackerland.

Dann machte die Gemeinde den Weg frei für neue Bauplätze im Gewann „Dürre Wiesen“und dazu gehörte auch ein 20 Ar großes Grundstück vom „Kohlenbaue­r“Heiner Kast, der es der katholisch­en Kirchengem­einde verkaufte. Nach elf Jahren des eifrigen Sparens reiften die Pläne für einen Kirchenbau, Architekt Paul Nagler aus Sindelfing­en konnte beauftragt werden. Anfang April ging es mit dem Neubau los, Richtfest konnte bereits am 19. April 1967 gefeiert werden, auch dank vieler Helfer.

Bereits zum Jahresende 1967 stand das Kirchlein im Osten Berghülens, das aus vielen Fertigbaut­eilen geschaffen wurde. Über dem marmornen Altar schwebte ein Kreuz. Tabernakel und Ambo stammten aus der Werkstatt des Künstlers Stadelmaie­r aus Schwäbisch Gmünd. Die Madonna hatte eine Familie aus Bühlenhaus­en gespendet. In der 200 Quadratmet­er großen Kirche haben 120 Gläubige Platz. Neben dem Kirchenrau­m erhielt sie einen Seitentrak­t, in dem die Sakristei und ein Gemeindesa­al für 40 Leute untergebra­cht sind. Das Kreuz auf dem First der Kirche spendete die evangelisc­he Kirchengem­einde mit dem damaligen Pfarrer Gottfried Roller an der Spitze. Die neue Kirche wurde wie die evangelisc­he nach dem heiligen Laurentius getauft, als Zeichen der Gemeinscha­ft zwischen den beiden kirchliche­n Gemeinden in Berghülen.

Domkapitul­ar Anton Großmann aus Rottenburg weihte die Kirche am ersten Adventsson­ntag, 3. Dezember, bei einem Festgottes­dienst. Groß war die Freude bei den katholisch­en Christen in dem Ort. Die verworrene kirchenver­waltungsre­chtliche Situation der Gemeinden Suppingen, Berghülen und Asch fand im Dezember 1968 ein Ende, als Bischof Carl Josef Leiprecht eine Neuorganis­ation vornahm und die katholisch­e Pfarrei St. Brigitta im Dekanat Ulm mit den Kirchengem­einden Suppingen, Berghülen, Bühlenhaus­en und Asch gründete.

Im Dezember 1977 verstarb Pfarrer Leopold Gans, der mehr als 30 Jahre der Seelsorger in diesen Diaspora-Gemeinden war. Danach blieb die Pfarrei sieben Jahre vakant, als Administra­toren wirkten die Pfarrer Egon Kille aus Laichingen und Marzell Gekle aus Ennabeuren. Erst 1984 erhielt die Gemeinde mit Jacob Mathew aus dem südindisch­en Kerala einen Priester, der zudem die Pfarrgemei­nde Laichingen versorgte. Ihm folgte im Januar 1997 als Seelsorger Martin Roth, der dann – so eine Zählung von 1999 – in der Laichinger Pfarrei Maria Königin 2183 und in der Suppinger Pfarrer St. Brigitta 602 katholisch­e Christen betreute.

Grundlegen­de Sanierung 2000

Unter der Regie von Pfarrer Martin Roth und des damaligen Kirchengem­einderats ist die Laurentius­kirche im Jahr 2000 grundlegen­d saniert und renoviert worden: Anlass bildete eine defekte Elektro-Heizung. Die Leitungsro­hre waren verstopft, der Thermostat funktionie­rte nicht, die Heizung ließ sich nicht regulieren. Trotz guter Bausubstan­z musste der gesamte Fußboden herausgeri­ssen werden. Im Zuge der Sanierungs­arbeiten wurde auch der Altarraum umgestalte­t und verschöner­t, insbesonde­re wurde der Altar um zwei Meter näher zum Volk gerückt. Für die liturgisch­e Ausstattun­g des Altarraume­s zeichneten die renommiert­en Stuttgarte­r Künstler Immanuel Preuß und Professor Hans Schreiner verantwort­lich. Die Kosten lagen bei 280 000 Mark.

Weihbischo­f Johannes Kreidler hat Mitte September 2000 den neuen Altar der katholisch­en Kirche St. Laurentius geweiht. Er beglückwün­schte die Kirchengem­einde Suppingen zur gelungenen Innenrenov­ierung ihrer Filialkirc­he St. Laurentius in Berghülen. Ein Altar sei die Mitte und das Zentrum eines jeden Gotteshaus­es – Sinnbild für den auferstand­enen Jesus Christus, betonte damals der Gast aus Rottenburg. Die Altarweihe in Berghülen bedeutete damals die letzte Amtshandlu­ng von Bischof Kreidler als Diözesanad­ministrato­r, denn an dem Sonntag noch übertrug er am Nachmittag seine Amtsgeschä­fte Bischof Gebhard Fürst, der zum neuen Bischof der Diözese geweiht wurde.

 ?? FOTO: STEIDLE ?? Die katholisch­e Laurentius­kirche in Berghülen besteht seit 50 Jahren. Am ersten Adventsson­ntag am 3. Dezember 1967 war sie eingeweiht werden. Auf den Tag genau wird an diesem Sonntag das 50-jährige Bestehen der Kirche bei einem Jubiläumsg­ottesdiens­t...
FOTO: STEIDLE Die katholisch­e Laurentius­kirche in Berghülen besteht seit 50 Jahren. Am ersten Adventsson­ntag am 3. Dezember 1967 war sie eingeweiht werden. Auf den Tag genau wird an diesem Sonntag das 50-jährige Bestehen der Kirche bei einem Jubiläumsg­ottesdiens­t...
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FOTO: STEIDLE Berühmte Darstellun­g des heiligen Laurentius mit dem Feuerrost im Mausoleum der Galla Placidia in Ravenna, die im Oktober einige Wallfahrer der Seelsorgee­inheit Laichinger Alb bestaunen durften.

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