Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Nähstuben und Trinkwasser für Kongo
SZ-Weihnachtsspendenaktion „Helfen bringt Freude“soll Menschen in Kumuesha helfen
WESTERHEIM - Die Heimatgemeinde von Pfarrer Sebastian Mukoma Kambuyi ist Kumuesha und liegt in der demokratischen Republik Kongo, ungefähr 6000 Kilometer südlich von Deutschland. Dort gibt es keine richtige Infrastruktur: Trinkwasser wird aus dem nahen Fluss geholt, an Elektrizität hapert es. Und was die ohnehin schwierige und schlimme Lage verschärft hat, das weiß Pfarrer Mukoma: Sein Heimatland sei gar nicht mehr demokratisch, es sei zu einer Diktatur mit Schreckensherrschaft geworden. „Die politische Lage ist katastrophal“, sagt er und berichtet von 90 Massengräbern mit rund 5000 Toten. Unruhen seien an der Tagesordnung.
Trotz mancher Rückschläge in jüngster Vergangenheit möchte Pfarrer Sebastian Mukoma auch weiterhin seine ländlich strukturierte Heimatgemeinde Kumuesha mit rund 11 000 Einwohnern in der Diözese Luebo in der Provinz Kasaii unterstützen, zusammen mit dem „KamueshaTeam“der katholischen Seelsorgeeinheit Aidlingen-Ehningen-Gärtringen. Dort ist Sebastian Mukoma seit sieben Jahren der Gemeindepfarrer. Der 65-Jährige ist ein guter Freund von Pfarrer Karl Enderle, und kein Unbekannter in der Region: Zuletzt war Pfarrer Mukoma anlässlich des Weltmissionstags in Laichingen zu Gast und feierte mit Pfarrer Enderle und der Seelsorgeeinheit Laichinger Alb einen ergreifenden Gottesdienst im kongolesischen Ritus.
Mit dem Freundeskreis seiner Seelsorgeeinheit möchte Pfarrer Mukoma insbesondere zwei Projekte fördern, auch wenn das angesichts der politischen Lage und der Unruhen im Land derzeit schwierig geworden sei: Der Ausbau des Gemeindezentrums „Foyer Social“mit einer Nähwerkstatt und einem Kinderhort soll vorangetrieben werden, in der Frauen aus Kumuesha unter Anleitung von belgischen und einheimischen Schwestern den Umgang mit mechanischen Nähmaschinen erlernen. Hier werden Frauen als Näherinnen ausgebildet, damit sie dann mit Näharbeiten ihren Lebensunterhalt verdienen können. 24 Frauen haben im November 2014 mit dem Nähunterricht gestartet und ihre ersten Kleidungsstücke genäht.
Dann soll ein zweites Entwicklungsprojekt umgesetzt werden: Eine Wasserleitung soll gebaut werden, damit die Menschen von Kumuesha sauberes Trinkwasser erhalten, das sie bislang mühevoll einem nahegelegenen Fluss entnehmen und zum Ort tragen müssen. Schon aus hygienischen Gründen sollte die Wasserversorgung angegangen werden, um die Gesundheitssituation zu verbessern und die Kindersterblichkeit zu mindern. „Verbessern wir die Infrastruktur, dann bekommt Kumuesha als Marktstandort eine tragfähige Zukunft und weitere Arbeitsplätze“, erklärt Walter Dittrich vom Kumuesha-Team aus Aidlingen.
Das mit Hilfe vieler Spendengelder aufgebaute „Foyer Social“ist zu einem wichtigen Treffpunkt der Menschen von Kumuesha geworden. Im Zentrum der Gemeinde liegt die katholische Kirche St. Thérèse mit Pfarrhaus, ein Konvent der Ordensschwestern, eine bescheidene Krankenstation sowie die Grundschule und auch weiterführende Schulen. Im März 2013 war mit dem Entwicklungshilfeprojekt „Foyer Social“in Kumuesha gestartet worden, das dank vieler Spenden aus Deutschland realisiert werden konnte. Ein im Mai 2013 nach kongolesischem Recht gegründeter Verein namens „Regionales Entwicklungszentrum für Kumuesha und Umgebung“betreibt das Gemeindezentrum. „Die Menschen in Kumuesha haben es geschafft, ein Stück ihrer Zukunft selbst in die Hand zu nehmen. Sie haben erfahren, dass sich persönlicher Einsatz lohnt“, erklärt Walter Dittrich vom „Kumuesha-Team“.
Politische Unruhen im Land
Einen Rückschlag mussten Pfarrer Mukumo und sein Freundeskreis im vergangenen Jahr hinnehmen, da besorgniserregende Nachrichten aus dem Kongo kamen. Im Zusammenhang mit der anstehenden Präsidentenwahl kam es immer wieder zu Unruhen und Gewalttätigkeiten im ganzen Land. Der Grund: Präsident Joseph Kabila wollte nicht zurücktreten, obwohl seine Amtszeit abgelaufen war und er nach kongolesischem Recht ein drittes Mal nicht kandidieren darf. Nach einem Verhandlungsmarathon haben die Konfliktparteien in der demokratischen Republik Kongo nun ein Abkommen
unterzeichnet, das den Rücktritt von Präsident Joseph Kabila Ende 2017 garantieren soll. Doch Pfarrer Mukomo bezweifelt, ob der Präsident sein Amt niederlegt und den Weg für Neuwahlen frei macht. Allen Appellen für eine friedliche Lösung der Krise zum Trotz geht Kongos Regierung weiter hart gegen Kritiker vor. Die kongolesische Bischofskonferenz bemüht sich derzeit um eine Lösung der Krise, und versucht, Präsidentenwahlen durchzusetzen.
Planungen und Genehmigungen für das Projekt „sauberes Trinkwasser“stehen. Dennoch will der Förderkreis „Team Kumuesha“aufgrund der Unruhen im Land mit der Förderung und Zusendung von Spenden abwarten. Es soll umgesetzt werden, sobald sich die politische Lage etwas beruhigt hat. „Wir werden unsere Bemühungen auf jeden Fall fortsetzen. Wir wollen die Menschen in Kumuesha und Umgebung mit Medikamenten und Lebensmitteln versorgen“, unterstreicht Walter Dittrich und hofft sehr, dass sich die politischen Umstände rasch zum Positiven wenden. Humanitäre Hilfe soll auf jeden Fall geleistet werden. Geplant sei auch, die Stromversorgung von einem Dieselgenerator auf eine Solaranlage umzustellen.
„Es ist wichtig, mit den Menschen in Kumuesha im Kontakt zu bleiben und ihnen zu zeigen, dass sie nicht allein gelassen werden“, erklärt Walter Dittrich. Es bleibe die Hoffnung, dass die Verantwortlichen im Kongo bald wieder zu einem guten und friedlichen Miteinander finden. Das sei sein inniger und großer Weihnachtswunsch für 2017.