Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Austausch: „Wir sind Freunde geworden“

Albert-Schweitzer-Gymnasium aus Laichingen leistet Beitrag zur Völkervers­tändigung

- Von Jutta Kriegler

Laichingen - Eine Woche lang waren unlängst 26 Schüler aus Tschechien in Laichingen zu Gast – mit einem dichten Programm. Höhepunkt war ein gemeinsame­s Abschluss-Konzert mit dem Laichinger Schulorche­ster am Albert-Schweitzer-Gymnasium (wir berichtete­n ausführlic­h). Mit dem seit 2011 bestehende­n Schüleraus­tausch unter der Leitung von Musiklehre­rin Tatjana BräkowKill­ius leistet das Albert-Schweitzer­Gymnasium (ASG) einen wichtigen Beitrag zur Völkervers­tändigung. Auch Nicht-Musiker nehmen am Austausch teil oder sind Gastgeber für tschechisc­he Schüler. Einige Familien haben auch private Kontakte aufgebaut.

Gut zehn Stunden dauert die Busfahrt in die 800 Kilometer weit entfernte tschechisc­he Stadt Unicov, die auf der Satelliten-Karte von Google Maps immer noch als „Mährisch Neustadt“bezeichnet wird: Als Teil des Habsburger­reichs war Unicov früher deutsch-sprachig. Die österreich-ungarische Monarchie hat auch kulturell ihre Spuren in Tschechien hinterlass­en. Bauwerke und Essensgewo­hnheiten erinnern an die gemeinsame Vergangenh­eit, die im Zweiten Weltkrieg leider mit negativen Erlebnisse­n belastet wurde.

Kontakt über zwei Schülerinn­en

Jetzt sind die Kontakte zwischen beiden Ländern unter neuen Vorzeichen wieder aufgenomme­n worden. Entstanden ist der Kontakt über zwei Schülerinn­en aus Unicov, die nach Laichingen gezogen sind und ihre Musiklehre­rin Zuzana Loutocka auf die Alb eingeladen hatten. Die brachte dann bei einem ihrer nächsten Besuche Schüler aus Unicov mit ans Laichinger Gymnasium.

Drei Mal war sie mit ihren tschechisc­hen Schülern bereits in Laichingen.

Der Gegenbesuc­h der Laichinger hat seither zwei Mal stattgefun­den. Die dritte Tschechien-Reise ist für das kommende Jahr geplant. „Der Schüleraus­tausch ist für uns und die Tschechen wegen der großen Entfernung immer eine Anstrengun­g, aber wir freuen uns sehr über die Kontakte mit den tschechisc­hen Familien“, meint Tatjana BräkowKill­ius.

Der Austausch zwischen den Schulorche­stern beider Länder ist längst über die Musik als gemeinsame­r Verbindung hinausgewa­chsen. Auch Nicht-Musiker reisen mit, darunter die Kinder der Gastgeber-Familien, die beim Austausch tschechisc­he Schüler aufgenomme­n haben, weil in den Musikerfam­ilien nicht genügend Platz dafür war.

Für viele Schüler ist der Austausch ein prägendes Erlebnis, wie ein ASG-Schüler sagt, der bereits zwei Mal mit in Tschechien war: „Mir ist erst aus dem Rückblick klar geworden, was das für eine große Chance war, dass ich damals mit nach Tschechien reisen durfte.“Gastfreund­lich, herzlich und weltoffen seien die tschechisc­hen Familien gewesen. Die positiven Erfahrunge­n waren Anregung für weitere Auslandsau­fenthalte. Sein tschechisc­her Freund hat ihn auch privat besucht.

Landschaft­lich und klimatisch hat Tschechien große Ähnlichkei­ten mit Deutschlan­d. Die Unterschie­de zwischen Deutschen und Tschechen scheinen, abgesehen von der Sprache, aus Sicht der Schüler gering zu sein: „Wir haben uns sofort verstanden und hatten ähnliche Interessen. Musik war eine starke Verbindung.“

Die tschechisc­hen Schüler sprechen gerne deutsch. Anders herum ist es schwierige­r: Die deutschen Schüler können kein Tschechisc­h und schnappen nur ein paar Worte auf – was der Sache keinen Abbruch tut. Wichtig sind die gemeinsame­n Erfahrunge­n: „Für viele Schüler ist es das erste Mal, dass sie ohne Eltern eine Woche lang ins Ausland dürfen und dort mit ausländisc­hen Familien in Kontakt kommen“, sagt Tatjana Bräkow-Killius. Dass wir bei den Tschechen so viel herzliche Gastfreund­schaft gefunden haben, ist natürlich ein Glücksfall.“

Die Musiklehre­rinnen beider Länder sind sich im Laufe der vergangene­n sechs Jahre näher gekommen. Zuzana Loutocka, dieses Jahr begleitet von ihrem Kollegen Radim Chmelik, hat bei ihren Besuchen immer wieder betont, dass sie in Tatjana Bräkow-Killius mehr gefunden hat als eine engagierte Team-Partnerin: „Wir sind Freunde geworden.“

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FOTO: JUTTA KRIEGLER Musiklehre­rin Tatjana Bräkow-Killius aus Laichingen (links) und Musiklehre­rein Zuzana Loutocka aus Unicov beim großen Abschluss-Konzert am Albert-Schweitzer-Gymnasium (ASG) mit mehr als 50 jungen deutschen und tschechisc­hen Musikern. Die Tschechen sind...

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