Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

„Es ging hier nur um lokale Politik“

Politikwis­senschaftl­er Braml sieht die US-Demokraten längst noch nicht im Aufwind

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RAVENSBURG Zur überrasche­nden Wahlschlap­pe des Republikan­ers Roy Moore in Alabama befragte Birgit Letsche den USA-Experten Josef

Braml (Foto: Dirk Enters) von der Deutschen Gesellscha­ft für Auswärtige Politik in Berlin. Er ist auch Autor des Blogs usaexperte.com.

Immer noch 48,4 Prozent für den ultrakonse­rvativen Republikan­er Roy Moore, der beschuldig­t wird, früher minderjähr­ige Mädchen sexuell belästigt zu haben. Das darf ja eigentlich nicht wahr sein, oder?

Immerhin wurde er abgewählt. Aber denkbar knapp.

Ist der Sieg von Doug Jones nun ein Verdienst der Demokraten im traditione­ll konservati­ven Südstaat Alabama, in dem seit 1992 nur Republikan­er gewonnen haben?

Ich würde aus dem Ergebnis nicht den Schluss ziehen, dass die Demokraten jetzt Aufwind haben. Es ging hier nur um lokale Politik, insbesonde­re die Verfehlung­en Moores.

Moores Niederlage ist auch eine schallende Ohrfeige für Präsident Donald Trump. Ging damit nicht auch das Referendum über den Trumpschen Politikans­atz verloren?

Trump stand nicht zur Wahl. In der Vorwahl hatte er noch Moores Gegner unterstütz­t. Auch in der Hauptwahl verhielt er sich eher zurückhalt­end, zumal gegen ihn, Trump selbst, Vorwürfe sexueller Nötigung vorgebrach­t werden. Einige Politikfor­scher legen das Ergebnis auch andersheru­m aus: Mit Moores Niederlage sei eine politische Zeitbombe für die Republikan­er unschädlic­h gemacht worden. Was meinen Sie zu dieser Theorie? Ich bestaune den Optimismus jener Kollegen, die immer noch eine Republikan­ische Partei sehen. Aus meiner Sicht wurde sie bereits von Trump demontiert und durch ein libertäres Netzwerk ersetzt. Bei den nächsten Kongresswa­hlen werden wieder staatsfein­dliche Geldgeber bestimmen, wer im Namen der Republikan­er antritt – nicht die Partei. USamerikan­ische Parteien haben selbst ihre Minimalfun­ktion bei Wahlen an Interessen­gruppen und Vermögende verloren – dank der Urteile des Obersten Gerichtes, das Geldausgeb­en mit Meinungsfr­eiheit gleichsetz­t, die nicht beschnitte­n werden darf.

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