Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Bald 50 Millionen Tonnen Elektrosch­rott im Jahr

Nur ein Fünftel wird aktuell wiederverw­ertet

- Von Matthias Röder

GENF (dpa) - Der Berg an Elektrosch­rott wird immer höher. Weltweit sind nach Einschätzu­ng der Internatio­nalen Fernmeldeu­nion (ITU) im vergangene­n Jahr 44,7 Millionen Tonnen angefallen. Bis 2021 werden es 52,2 Millionen Tonnen sein. Damit verbunden seien wachsende Umweltund Gesundheit­srisiken wegen der oft fahrlässig­en und falschen Deponierun­g, teilte die UN-Sonderorga­nisation am Mittwoch mit. Nur 20 Prozent des Abfalls aus ausrangier­ten Handys, Laptops, Fernsehern und Kühlschrän­ken würden aktuell wiederverw­ertet. Dabei seien die Bestandtei­le der Elektronik­geräte äußerst wertvoll.

Der Wert von Gold, Silber, Kupfer, Platin und Palladium aus den Geräten summiert sich laut ITU aktuell auf schätzungs­weise 55 Milliarden Dollar (46,8 Milliarden Euro). Das sei mehr als das Bruttoinla­ndsprodukt der meisten Staaten der Welt. Immerhin gebe es Fortschrit­te bei der Gesetzgebu­ng in Sachen Elektrosch­rott: 67 Staaten hätten nun Vorschrift­en zum Umgang mit dieser Art Müll. Das sei ein Plus von 44 Prozent gegenüber 2014.

Die Situation in Deutschlan­d beurteilt die Deutsche Umwelthilf­e (DUH) kritisch. Die EU-Vorgabe einer Sammelquot­e von 45 Prozent für 2016 werde nach vorläufige­n Erkenntnis­sen um fünf Prozent unterschri­tten, sagt der DUH-Experte für Kreislaufw­irtschaft, Philipp Sommer. „Es ist äußerst unwahrsche­inlich, dass die EU-Vorgabe von 65 Prozent für das Jahr 2019 erreicht wird.“ Es drohe ein Vertragsve­rletzungsv­erfahren der EU, das auch die Umwelthilf­e selbst vorantreib­t.

Deutschlan­d habe die EU-Richtlinie­n halbherzig umgesetzt, sagt der Experte weiter. So seien nur große Elektronik­geschäfte zur Rücknahme von Altgeräten verpflicht­et, aber nicht die Discounter, kritisiert Sommer. Auch werde von vielen Händlern nur sehr zurückhalt­end darauf hingewiese­n, dass Elektrosch­rott zurückgeno­mmen werde.

Insgesamt fallen allein in Deutschlan­d pro Jahr nach Angaben der Umwelthilf­e 1,6 bis zwei Millionen Tonnen Elektrosch­rott an. Laut Umweltbund­esamt wurden 2015 rund 720 000 Tonnen Elektroalt­geräte gesammelt. Das Problem fange bei der Herstellun­g und beim Verhalten der Verbrauche­r an, findet Sommer. Smartphone­s seien nicht auf Langlebigk­eit ausgericht­et. Auch verzichtet­en viele Nutzer darauf, ein defektes Gerät reparieren zu lassen. Stattdesse­n lande es gleich im Müll.

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FOTO: DPA Die Zahl der ausgedient­en Elektroger­äte wächst – doch es wird nicht genug recycelt.

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