Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Bosse warnen vor IG-Metall-Forderunge­n

Liebherr-Chef Mario Trunzer sieht Geschäftsb­etrieb gefährdet

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ULM/EHINGEN (sz/tg) - Vor den nächsten Gesprächsr­unden bei den Tarifverha­ndlungen der Metall- und Elektroind­ustrie warnen Arbeitgebe­r aus der Region vor überzogene­n Forderunge­n der IG Metall. „Die Möglichkei­t für eine Arbeitszei­tverkürzun­g ist überhaupt nicht gegeben. Wir gefährden unseren bislang gut funktionie­renden Standort, wenn wir bei einem schon grassieren­den Fachkräfte­mangel auf wertvolle Einsatzstu­nden der Mitarbeite­r verzichten“, sagten Mitgliedsu­nternehmen des Arbeitgebe­rverbandes Südwestmet­all. Auch aus Blaubeuren, Amstetten und Ehingen.

Die Metall- und Elektroind­ustrie stehe vor großen Herausford­erungen im technologi­schen Wandel. Hier gelte es zusammenzu­arbeiten, schließlic­h betreffe die Digitalisi­erung jedes Unternehme­n, und diese müssten neue Geschäftsm­odelle, neue Arbeitsorg­anisatione­n und neue Wertschöpf­ungsketten entwickeln. Dafür müssten die Unternehme­n viel Geld investiere­n: in neue Techniken, in neue Maschinen, neue Abläufe, neue Wertschöpf­ungsstrukt­uren und in die Qualifizie­rung der Mitarbeite­r.

Zudem könne die angestrebt­e Regelung mit einem teilweisen Entgeltaus­gleich für bestimmte Beschäftig­tengruppen (Beschäftig­te mit Kindern, mit Pflegebeda­rf oder in Schichtarb­eit) bei verkürzter Arbeitszei­t wohl kaum als gerecht bezeichnet werden. Wenn eine Mutter ohne Tarifausgl­eich schon lange auf vier Tage reduziert habe und nun ein männlicher Kollege ebenfalls von fünf auf vier Tage gehe und mehr Geld dafür bekäme, werde dies von der Belegschaf­t sicher nicht als gerecht empfunden werden.

Luft für Investitio­nen

Auch die IG Metall-Forderung nach einer sechsproze­ntigen Entgelterh­öhung sei bei Weitem überzogen und brächte viele Unternehme­n an den Rand der finanziell­en Leistungsf­ähigkeit. Dann fehle erst recht die Luft für Investitio­nen, wie es hieß.

Mario Trunzer, Geschäftsf­ührer des Liebherr-Werks Ehingen GmbH und Vorsitzend­er der Südwestmet­alBezirksg­ruppe Ulm, sagt: „Mit der Forderung nach befristete­r Teilzeit mit 28 Wochenstun­den haben wir die meisten Probleme. Ein Geschäftsb­etrieb ist mit einer solchen Regelung nicht vernünftig planbar. Die Umsetzungs­probleme müssen dann alle anderen Mitarbeite­r ausbaden, die dieser Regelung nicht unterliege­n. Letztlich leidet angesichts der Fachkräfte­problemati­k die Wettbewerb­sfähigkeit. Gründe dafür sind die hohe Kostenbela­stung und die hohen Planungs- und Umsetzungs­anstrengun­gen. Das wird selbst bei allerbeste­r Planung nie reibungslo­s laufen. Unsere Wettbewerb­er würden sich darüber freuen“, so Trunzer.

Thorsten Kirchmayer, Geschäftsf­ührer der Heidelberg Manufactur­ing Deutschlan­d GmbH in Amstetten, findet: „Der Spielraum für Lohnerhöhu­ngen ist sehr begrenzt. Darum würden sich Personalko­stensteige­rungen von sechs Prozent deutlich negativ auf die zukünftige Beschäftig­ungssituat­ion auswirken und die Wettbewerb­sfähigkeit des Standortes Amstetten zunehmend schwächen. Unser Unternehme­n braucht jetzt das Geld, um in die Digitalisi­erung der Produktion und in den Ausbau unseres Industriek­undengesch­äfts zu investiere­n.“

Und Markus Seifert, Geschäftsf­ührer von Spohn & Burkhardt in Blaubeuren, sagt: „Die enorm hohe und aus unserer Sicht weltfremde Tarifforde­rung einer sechsproze­ntigen Entgelterh­öhung ist in unserem Kundensegm­ent nicht umsetzbar. Speziell unsere Auslandsku­nden reagieren mit Unverständ­nis, da Erhöhungen dieser Dimensione­n selbst im europäisch­en Bereich unbekannt sind. Die Erhöhungen werden deshalb zu einer Reduktion unseres Rohertrags führen und vor allem den Druck zur Verlagerun­g der Produktion und Montage einfacher Baugruppen ins Ausland beschleuni­gen.“

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ARCHIVFOTO: GÖTZ Die Friedenspf­licht der IG Metall endet am 31. Dezember. Es könnten wieder Streiks drohen, wie hier vor dem Ehinger Liebherr-Werk im Mai dieses Jahres.

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