Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Ruhe im Karton
Albi und Edeka äußern sich nicht – Produktion soll am Montag weitergehen
BERGHÜLEN - Wie geht es weiter? Vermutlich die Frage, die sich viele der rund 120 Mitarbeiter des Fruchtsaftherstellers Albi derzeit am häufigsten stellen. Eine offizielle Antwort gibt es darauf weder von Albi noch vom vermeintlichen Albi-Käufer Edeka – zumindest noch nicht. Dass der Verkauf nach der Zustimmung des Bundeskartellamtes inzwischen unter Dach und Fach ist, daran zweifelt im Umfeld des Saftherstellers niemand mehr. Am Montag soll stattdessen die Produktion weitergehen – schon unter der Leitung von Edeka?
Beide Unternehmen halten sich dazu weiter bedeckt, kommentieren keinerlei Aussagen, beantworten keine Fragen. Bei Albi scheitert sogar der Versuch vor Ort, im Verwaltungsgebäude am Stammsitz in Bühlenhausen das persönliche Gespräch zu suchen. „Wir melden uns, wenn wir etwas zu sagen haben.“Saft kann im Fabrikverkauf zwar weiter gekauft werden, auf dem Produktionsgelände ist es jedoch weiter still. Seit einer Woche soll nicht mehr produziert werden. Und der alleinige Geschäftsführer Imanuel Friedrich Rösch, Enkel des einstigen Gründers Hans Rösch, habe sich – so berichten Mitarbeiter – komplett zurückgezogen. Den Mitarbeitern bei der Betriebsversammlung am vergangenen Donnerstag zwischen Früh- und Spätschicht von der bevorstehenden Übernahme zu erzählen, sei ihm sichtlich schwer gefallen. Seither habe die Belegschaft aber auch nichts Offizielles mehr erfahren.
„Ich hätte mir eine offenere Kommunikation gewünscht“, sagte Berghülens Bürgermeister Bernd Mangold. „Aber ich kann es nicht ändern.“ Wie wohl alle Mitarbeiter hofft auch er, dass die Arbeitsplätze erhalten bleiben. Doch wie Karin Brugger von der Gewerkschaft Nahrung, Genuss, Gaststätten (NGG) rechnet auch Mangold bei einer Übernahme durch Edeka mit Veränderungen. Wie diese aussehen? Darüber kann nur spekuliert werden: Bleibt der Standort erhalten? Hat Edeka nur Interesse an der Marke? Oder will Edeka das obere und untere Preissegment bedienen?
Ronja Kemmer ist „überrascht“
Die Bundestagsabgeordnete Ronja Kemmer (CDU) hatte noch im Juli dieses Jahres das Werk in Berghülen besichtigt und wurde von Geschäftsführer Rösch und dem kaufmännischen Geschäftsführer Christian Lang, der seit vier Wochen nicht mehr bei Albi ist, durch den Standort geführt. Von der Nachricht über die mögliche Übernahme zeigte sie sich „überrascht“. Bei ihrem Besuch seien ihr keine Anzeichen, die auf diesen Schritt hätten hin deuten können, aufgefallen. „Auch über die Gründe liegen mir keine Informationen vor“, teilte sie auf SZ-Nachfrage mit: „Ich hoffe und wünsche mir, dass insbesondere für die Mitarbeiter eine Lösung gefunden wird, die zum Erhalt möglichst vieler Arbeitsplätze beiträgt. Dieses Ziel muss im Mittelpunkt aller Bemühungen stehen.“
Am Montag, so heißt es aus Mitarbeiterkreisen, soll zumindest die Produktion weitergehen, die seit der Betriebsversammlung vor einer Woche still steht. Spekuliert wird, dass sich beide Unternehmen bis dahin offiziell zur Übernahme äußern. Und, dass es ab Montag weitergeht, wenn auch unter Leitung des größten deutschen Lebensmittelhändlers Edeka.