Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Herrliche Literatur-Einblicke
Frauengruppe der evangelischen Kirchengemeinde befasst sich mit neuen Büchern
LAICHINGEN - Großes Interesse hat die Vorstellung neuer Bücher bei der Frauengruppe der evangelischen Kirchengemeinde im Gemeindehaus gefunden: Rita Graf und Jutta Kounovsky sorgten mit herrlichen Literatur-Einblicken für Spannung, Neugierde und Leselust.
Es gibt unzählige Bücher – für jeden Geschmack, für jedes Alter, für jeden Anlass. Und weil die Qual der Wahl lästig sein kann, ist eine Buchempfehlung manchmal genau das Richtige. Fachlich versiert und äußerst unterhaltsam haben Rita Graf und Jutta Kounovsky einige lesenswerte Bücher vorgestellt. Nicht alle stehen im Rampenlicht der Bestseller, verführen aber zum Lesen.
Als „Meisterstück der Verhaltensforschung“bezeichnet Rita Graf das Buch „Mein Freund Pax“für Kinder ab zwölf Jahren. Für dieses habe die Autorin sogar um Rat bei einem Fuchsforscher gebeten, um die Freundschaft zwischen einem Jungen und einem Fuchs schildern zu können. Als „ausgezeichnetes Portrait der Nachkriegszeit“empfindet Jutta Kounovsky den Gesellschaftsroman der 1950er-Jahre „Bühlerhöhe“von Brigitte Glaser. „Eine spannende Geschichte vor dem Hintergrund der jungen Bundesrepublik im Nobelhotel, in dem auch Adenauer verkehrte.“Zusatz: „Der Sprachduktus dieser Zeit mischt sich mit dem Schwarzwälder Dialekt.“
Im nächsten Buch führt Rita Graf auf eine sizilianische Insel: „Die langen Tage von Castellamare“ist ein berührender und unterhaltsamer Familienroman. Ein stellungsloser Arzt restauriert mit seiner Frau ein altes Café, das zu einem beliebten Treffpunkt wird und für mehrere Generationen das Zuhause der Familie mit Freundschaften und Fehden, Kriegen, Hochzeiten, Geburten und immer wieder der Liebe.
Ein Buch zum Anschauen und für kurze Momente der Zeit ist „Die Welt der Farben“: Kassia St. Clair beschreibt die Entstehung und Wirkung von 75 Farben, Schattierungen und Farbnuancen sowie deren Geschichten. Wann war ein Farbton in Mode? Wie und wann wurde er hergestellt? Ein Lexikon voller Anekdoten von Avocado über Baker-MillerPink und Himmelblau, meint Jutta Kounovsky.
Der Roman „Love oder Meine schönsten Beerdigungen“ist eine Geschichte über Verlust und Trauer. Vor allem aber über Freundschaft und Liebe. „Die Trauer der anderen gibt einem Jungen Trost und es ist seine Form der Trauerarbeit“, sagt Rita Graf.
Dass Jutta Kounovsky dann ein Hörbuch empfiehlt, erscheint erstaunlich, doch dann erklingt als Kostprobe die Stimme von Christoph Maria Herbst. Hören, nicht lesen, ruft die innere Stimme beim Roman „Die Wurzel alles Guten“. Eine Geschichte für kalte Wintertage, die einen Zahnarzt in neuem Licht erscheinen lässt. In diesem geht es nicht nur um die Wurzeln von Zähnen, sondern auch um die seiner Herkunft.
Keine leichte Kost ist danach der erste Roman von Sabine Bode „Das Mädchen im Strom“: Die Geschichte der Jüdin Gudrun Samuel ist die Geschichte einer ganzen Generation junger Frauen, die durch die Naziherrschaft zur Flucht gezwungen wurden. Der Roman ist ein mitreißendes Zeugnis einer wahren Geschichte. Ebenfalls ergreifend ist der Roman „33 Bogen und ein Teehaus“.
Der verlockende Titel täuscht, denn Zaeri Esfahani beschreibt die privilegierte Kindheit von vier Kindern in Isfahan im Iran der 1970er Jahre. Die Familie feiert die Vertreibung des Schahs, nicht ahnend, dass der neue Machthaber Ayatollah Chomeini eine Willkürherrschaft errichten und sie aller Freiheit berauben wird. Es war ein wunderbarer Abend von zwei kompetenten Leserinnen in einer ebenso schönen Atmosphäre der Frauengruppe.