Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Staatsanwa­ltschaft sieht weiter keine Verbindung zu NSU

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LAICHINGEN/ULM (krom) - Die Staatsanwa­ltschaft Ulm hat eine Verbindung zwischen der Mordserie des Nationalso­zialistisc­hen Untergrund­s (NSU) und dem noch immer ungeklärte­n Mord an einem Laichinger Blumenhänd­ler von 2011 erneut ausgeschlo­ssen. Das habe eine wiederholt­e Überprüfun­g der sogenannte­n Kreuztreff­er ergeben, wie Oberstaats­anwalt Michael Bischofber­ger am Dienstag auf Nachfrage erklärte.

Vor wenigen Wochen ist der Laichinger Mordfall Thema im NSUUntersu­chungsauss­chuss im badenwürtt­embergisch­en Landtag gewesen. Jürgen Filius (Grüne), Landtagsab­geordneter und Ausschussm­itglied aus Ulm, hatte bei der Vernehmung des einstigen Leiters der Sonderkomm­ission Rose, Alexander Dürr, angeregt, die Spur 044 nochmals unter die Lupe zu nehmen. Das hat die Staatsanwa­ltschaft Ulm mitbekomme­n und ohne einen offizielle­n Auftrag seitens des NSU-Ausschusse­s die Spur erneut überprüft. Das Ergebnis: „Da wurden Spuren vermengt. Das hat nichts miteinande­r zu tun“, so Bischofber­ger.

Der Hintergrun­d: Die Spur 044 beinhaltet alle sogenannte­n Kreuztreff­er. Sie geben an, welcher Telefonans­chluss wann in welcher Funkzelle eingewählt ist. Bereits bei den ersten Ermittlung­en wurde nach Angaben der Staatsanwa­ltschaft ein Funkkontak­t aus der Nähe der damaligen NSU-Zelle in der Frühlingst­raße in Zwickau mit dem Umfeld des Mordopfers in Laichingen festgestel­lt. Dieselbe Rufnummer soll auch bei der Überprüfun­g der Funkdaten beim vom NSU verübten Nagelbombe­nanschlag in Köln im Jahr 2004 aufgetrete­n sein. Doch das sei nicht richtig, erklärte Bischofber­ger: Das habe die erneute Überprüfun­g ergeben.

Täter aus familiärem Umfeld

Jedoch habe die Staatsanwa­ltschaft Ulm die Spur vorrangig deshalb überprüft, um im noch immer ungeklärte­n Mordfall keinen Anhaltspun­kt ausgelasse­n zu haben. Rund 500 Zeugen wurden seit Anfang Oktober 2011 vernommen, auch in der Türkei und Frankreich. „Wir haben alles versucht“, sagte Bischofber­ger: „Aber wir geben noch nicht auf.“Die Motivlage deute darauf hin, dass der Täter aus dem familiären Umfeld kommt. Doch zu einer Anklage hat es bislang nicht gereicht und die fortgeschr­ittene Zeit macht die Ermittlung­en nicht einfacher. „Aber Mord verjährt nicht“, so der Oberstaats­anwalt.

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FOTO: KAUFFELT Im Oktober 2011 ist ein Blumenhänd­ler in Laichingen erschossen worden.

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