Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Das Warten auf eine Erklärung
Einen problematischen Punkt haben Heroldstatts Gemeinderäte in ihrer letzten Sitzung in diesem
Jahr einmal mehr aufgegriffen, allerdings aus nachvollziehbaren Gründen nichtöffentlich: die längere krankheitsbedingte Abwesenheit von Bürgermeister Ulrich Oberdorfer und die Ungewissheit, wie es mit den Amtsgeschäften in Heroldstatt weiter gehen soll.
Fakt ist, dass Bürgermeister Ulrich Oberdorfer im noch laufenden Jahr 2017 seit dem 23. Januar krankheitsbedingt fehlt und auch im Jahr zuvor einige Monate seine Amtsgeschäfte nicht ausführen konnte. Fakt ist auch, dass die Radhausbediensteten um Kämmerer Werner Zimmermann im zurückliegenden Jahr hervorragende Arbeit geleistet haben, um die Lücke zu schließen. Fakt ist ferner, dass der stellvertretende Bürgermeister Rudolf Weberruß, sein Stellvertreter Dietmar Frenzel und der Gemeinderat alles getan haben, um das Schiff Heroldstatt auf Kurs zu halten. Fakt ist, dass sie an die Grenzen ihrer Belastbarkeit angelangt sind. Fakt ist zudem, dass der derzeitige Zustand nicht von Dauer sein kann, sondern einer dringenden Änderung bedarf.
Bislang ist ein ordnungsgemäßer Verwaltungsablauf sichergestellt gewesen, was das Landratsamt wie die Bürgerschaft attestieren. Doch der Preis dafür war hoch, vor allem seitens des VizeBürgermeisters und des Kämmerers, aber auch der weiteren Rathausbediensteten. Sie brauchen dringend Entlastung. Die Gemeinde Heroldstatt benötigt baldmöglichst einen gesunden, aktiven und leistungsfähigen Bürgermeister, der die großen Aufgaben der Zukunft bewältigen kann.
Vize-Schultes Weberruß und der Gemeinderat wollen eine gütliche und einvernehmliche Lösung mit dem Amtsinhaber, was zu begrüßen ist. Doch die scheint nicht in Sicht. Vergeblich warten die Ratsmitglieder bislang auf die gewünschte Erklärung. Nach bald einem Jahr der Vakanz ist es nun an der Zeit, dass der Bürgermeister sich erklärt: Ob er sich in absehbarer Zeit imstande fühlt, als Steuermann das Ruder wieder in die Hand zu nehmen oder ob es nicht besser wäre, das Schiff Heroldstatt einem neuen Kapitän anzuvertrauen – und von Bord zu gehen. Doch diese Entscheidung liegt allein bei ihm, sie kann ihm niemand abnehmen.
Niemand würde es dem Amtsinhaber übel nehmen, wenn er offen und frei bekennt, aus gesundheitlichen Gründen nicht weitermachen zu können. Sein Amtskollege Jochen Grothe aus Amstetten hat dies ehrenhaft getan und dafür Verständnis und Respekt erfahren. Bei seiner Amtseinsetzung hat Oberdorfer gelobt, das Wohl der Gemeinde und das ihrer Einwohner nach Kräften zu fördern. Dem entsprechend sollte er handeln. Ein klares Bekenntnis hat die Gemeinde Heroldstatt verdient.