Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Lichtgestalt Uli Hoeneß ledert los
Besuch: Der FC-Bayern-Chef lässt sich beim Fanclub Schießamer Red-White Dynamite feiern
REGION - Er ist für Fans des FC Bayern München die Lichtgestalt des Vereins: Uli Hoeneß. Nun hat der gebürtige Ulmer beim Fanclub Schießamer Red-White Dynamite Hof gehalten. Für die Anhänger des Fußballrekordmeisters war das das Größte. Sie waren aus dem Häuschen, bejubelten, beschenkten und feierten den Bayern-Boss, der sich in der restlos vollen Sporthalle in Schießen bei Roggenburg für die Fans viel Zeit nahm und sie nach Kräften lobte. Wofür sich diese wiederum mit tosendem Beifall bedankten. Es war für sie ein vorgezogenes Weihnachtsgeschenk.
Traditionsgemäß besuchen Spieler und Offizielle des FCB vor dem Fest den einen oder anderen Fanclub, um Nähe zu zeigen. Eigentlich wäre es schon am vorletzten Wochenende soweit gewesen, aber da weilte Uli Hoeneß bei einer Feier seiner Basketballer. Sein Besuch in Schießen wurde um eine Woche verschoben. Der Vorsitzende des Fanclubs, Roland Held, war schon zuvor selig: „Wir haben Uli Hoeneß als Gast bei unserer Weihnachtsfeier zugelost bekommen. Für uns ist das eine Riesenehre. Immerhin gibt es 4300 Bayern-Fanclubs in Deutschland.“2003 machte der damalige Spieler und heutige Sportdirektor des FC Bayern München, Hasan Salihamidzic, bei den Schießenern seine Aufwartung, 2010 der französische Flügelflitzer Franck Ribéry. Und nun der Präsident.
Schon lange vor dem Eintreffen des FCB-Bosses herrschte in der ganz in Rot-Weiß gehaltenen, mit Bayern-Fahnen und Emblemen durchgeschmückten Sporthalle ganz nach dem Motto „mia san mia“Hochstimmung. Es war ein Riesenrummel, der auch von den Medien, darunter mehrere Fernsehteams, entsprechend begleitet wurde. Junge Fans und alte waren gekommen, Mädchen und Frauen, und notfalls hatte man auch an Krücken den Weg nach Schießen gefunden. „Uli Hoeneß, Uli Hoeneß …“– schnell wurden noch einmal Empfangs- und Schlachtgesänge geprobt, damit nachher alles sitzt, wenn der Chef ihrer Lieblingsmannschaft eintrifft. „Bayern München olé“, „Wir woll’n den Uli seh’n“und „BVB Hurensöhne“wurden angestimmt. Ja, die Schmähung des Dortmunder Erzfeindes durfte nicht fehlen.
Und dann war er da: Uli Hoeneß. Roland Held begrüßte den Präsidenten kurz und knackig. Seine wichtigsten Worte: „Als Präsident und Mensch sind Sie für uns ein großes Vorbild“, was von den Fans mit tosendem Applaus bedacht wurde. Der verurteilte Steuerhinterzieher Hoeneß schien etwas verlegen, fast gerührt zu sein. Dann ergriff der frühere Roggenburger Bürgermeister und Gründungsvater des Schießamer Fanclubs, Franz-Clemens Brechtel (FCB!), das Wort. Auch er sparte nicht mit Lob: „Unter der Regie von Uli Hoeneß ist der FC Bayern zu einem der erfolgreichsten Clubs der Welt geworden.“
Natürlich ergriff Hoeneß selbst das Mikrofon und wandte sich mit flammenden Worten an die Fans. „Ich bin froh, hier zu sein“, sagt er. Was die Fankultur anbetrifft, sprach er deutliche Worte: „Es ist ein ganz wichtiger Faktor, dass die Fans friedlich sind. Es entwickelt sich einiges, was nicht gut ist.“
Fans, Fanclubs und Vereine müssten einen Weg für eine friedliche Koexistenz finden. „Ich freue mich, hier in einem Fanclub zu sein, der alle Ideale toll verbindet.“Riesenapplaus. Gute Worte fand er auch zum eigenen Verein: „Selten hat der FCB so friedlich Weihnachten gefeiert, wie er es jetzt kann. Mit der Verpflichtung von Jupp Heynckes haben wir einen Lotto-Sechser mit Jackpot gewonnen. Jetzt müssen wir am Mittwoch noch Gas geben und Dortmund aus dem Pokal raushauen.“Beifallsstürme.
Ins hohe Lied auf den FCB stimmte auf ihre Weise auch die Trachtenkapelle Schießen mit ein. Und dann durften Mitglieder Fragen an Hoeneß stellen, die dieser beantwortete, so gut es ging.
Ob Heynckes auch nächste Saison noch Trainer beim FCB ist, konnte er zum Beispiel (noch) nicht sagen. Er ließ in der Halle abstimmen, ob die Fans dies wünschen und stellte dann fest: „Der Schießener Fanclub hat mit 300:0 Stimmen beschlossen, dass Heynckes bleiben muss. Ich werde es dem Jupp mitteilen.“Und der Präsident versprach auch, am Mittwoch den Schal der Schießener zu tragen. „Und wenn wir gewinnen, trage ich ihn zusammen mit meinem bis zum Saisonende.“Tosender Beifall.
Hoeneß fand auch kritische Worte zu den Wahnsinns-Ablösesummen für Spieler, die inzwischen gezahlt werden und meinte, dass der FCB da nicht mitmache. Er sagte: „Ich weiß, dass man sich in Brüssel mit dem Thema beschäftigt. Wir müssen das nur aussitzen.“
Ein wenig Selbstironie, ein kleiner Seitenhieb in Richtung 1860 und Medienschelte, zum Beispiel in Bezug auf den gesundheitlich angeschlagenen Franz Beckenbauer und das von ihm – wie auch immer – inszenierte „Sommermärchen“(„Es muss endlich Schluss sein, man soll den Franz jetzt mal in Frieden leben lassen“), würzten den Auftritt. Schließlich wurde Hoeneß zum Ehrenmitglied von Red-White Dynamite ernannt und nahm einen Scheck über 2000 Euro für die FC-Bayern-Hilfe in Empfang. Das Geld kam zur Hälfte aus dem Erlös einer Tombola des FanClubs und zur Hälfte von einem Schießener Unternehmen.
Am Ende schrieb Uli Hoeneß noch Autogramme – viele Autogramme. Die Fans schwebten im siebten (Bayern-)Himmel.