Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
„Ich werde jeden Tag erkannt“
Österreichs Dartprofi Mensur Suljovic über die Professionalisierung seines Sports und Gewichtsprobleme
RAVENSBURG - Mensur Suljovic steht bei der derzeit wohl größten Party im Sportbereich im Rampenlicht. Bei der Darts-WM im Londoner Alexandra Palace zog der Österreicher, der zum erweiterten Favoritenkreis gehört, souverän in die zweite Runde ein. Felix Alex hat mit dem Weltranglistenfünften Suljovic, der in diesem Jahr bisher 368 500 Pfund (417 510 Euro) an Preisgeldern erworfen hat, über seine Verbundenheit zu Deutschland, Mentaltrainer und die Figur der Athleten gesprochen.
Herr Suljovic, die WM läuft, Sie sind die Nummer 5 der Weltrangliste, da kann nur der Titel das Ziel sein oder?
Nein, mein Ziel ist unter die letzten acht zu kommen oder im Halbfinale gegen Rekordweltmeister Phil Taylor zu spielen.
Wie viel trainieren Sie?
Ich trainiere täglich mit meinem Kollegen Michael Rasztovits fünf bis sechs Stunden am Board. Ich gehe aber auch viel zum Ausgleich.
Als einer der wenigen Spieler arbeiten Sie mit einem Mentaltrainer zusammen. Warum ist es gerade beim Darts von Bedeutung?
Es ist für die Konzentration sehr wichtig. Der Mentaltrainer kann mir helfen meine Fehler zu sehen. Ich rate jedem, der Darts spielt, einen Mentaltrainer zu besuchen, weil es mir persönlich sehr viel geholfen hat für meinen Fokus beim Spielen.
Sie müssen präzise Würfe in Serie abrufen, und im Hintergrund feiert und singt die Masse. Was nehmen Sie von ihrem Umfeld noch wahr?
Du musst alles ausblenden und dich nur auf deine Darts konzentrieren. Leider geht das nicht immer, aber immer öfter.
Sie sind der beste deutschsprachige Dartprofi, wie viel Zuspruch bekommen Sie gerade aus Deutschland?
(Lacht) Bin ich das? Ich glaube, die Rangliste lügt. Aber im Ernst: Meine deutschen Fans sind sehr wichtig für mich, sie unterstützen mich schon viele Jahre.
Kürzlich waren Sie in den Schlagzeilen, weil Sie bei der Wahl zu Österreichs Sportler des Jahres Fünfter wurden, Snowboard-Profi Benjamin Karl Darts allerdings den Sportstatus absprechen wollte. Was entgegnen Sie diesen Leuten?
Jeder der sagt, Darts sei kein Sport, muss eine Saison mit einem ProfiDartspieler mitmachen, um zu sehen, welche Arbeit das ist und welchen Aufwand wir betreiben müssen, um bestehen zu können. Unsere Turniertage sind sehr lang, unsere Konzentrationsphase muss teilweise über eine Stunde dauern. Man muss dazu auch fit sein. Natürlich ist Darts Sport.
Darts wird immer professioneller, die Spieler und auch der Average, also die Punkte im Schnitt. Verändert sich als nächstes die Statur der Athleten? Das Bäuchlein gehört bei vielen ja schon noch dazu ...
Ich glaube, das schwierigste für uns Dartspieler ist, auf die Ernährung zu achten, wenn wir unterwegs sind. Wir haben keinen Teamkoch wie andere Sportler, aber lange Turniertage. Man darf vor seinem Spiel nicht viel essen, weil man dann nicht gut spielt. Wenn der Tag zu Ende ist, ist es meist sehr spät, und da gibt es in keinem Land, in dem wir spielen, noch was Gesundes zu essen. Wir sind so viel unterwegs: Wenn wir da bessere Möglichkeiten hätten, würde sich auch die Statur der Spieler verändern, glaube ich.
Wie haben Sie den Wandel der Sportart in den vergangenen Jahren wahrgenommen?
Ich werde mittlerweile jeden Tag erkannt, im Einkaufszentrum, Flughafen, egal wo ich hingehe. Auch in England werde ich auf der Straße angesprochen, fast noch mehr als in Österreich oder Deutschland. Es sind aber immer alle sehr freundlich und nicht aufdringlich. Besonders nett war es nach meinem Sieg der Champions League of Darts (im September in Cardiff/Wales; d. Red.), als wir am Morgen zum Flughafen gefahren sind und die Taxifahrer vor dem Hotel mir alle zugejubelt haben.