Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Albi handelte aus der Not heraus
Edeka prüft Abläufe beim Safthersteller – Mitarbeiter bekommen Weihnachtsgeld
BERGHÜLEN - Es tut sich was beim Fruchtsafthersteller Albi. Nach einer Woche Stillstand und Stillschweigen läuft seit Montag die Produktion wieder. Auch Käufer und Neu-Eigentümer Edeka meldet sich nun ausführlicher zur Übernahme – soweit es eben geht und möglich ist. „Zum aktuellen Zeitpunkt können wir noch keine konkreten Auskünfte geben“, so ein Sprecher des Lebensmittelhändlers aus Hamburg im Gespräch mit der „Schwäbischen Zeitung“: „Jetzt steht erst einmal eine sorgfältige Prüfung an.“
Was der Unternehmenssprecher aber bereits bestätigen kann: Den rund 120 Mitarbeitern am Standort in Bühlenhausen, die alle von Edeka übernommen wurden, wird das noch ausstehende Weihnachtsgeld überwiesen. Wie aber die weitere Zukunft der Beschäftigten aussieht – ob zum Beispiel Stellen gestrichen werden oder sogar in den Standort investiert wird –, das ließ der Unternehmenssprecher offen. Derzeit laufen die Gespräche zwischen der neuen Geschäftsführung und den Mitarbeitern. „Wir müssen schauen, was nötig ist, um das Unternehmen fit für die Zukunft zu machen.“
Albi ist eine „attraktive Marke“
Die Übernahme des 1928 gegründeten Saftherstellers sei aus einer „akuten Notlage“bei Albi heraus geschehen und in wenigen Wochen über die Bühne gegangen. Alle sonst für eine Übernahme notwendigen Gespräche und Prüfungen müssen und können erst jetzt – nach Unterzeichnung des Kaufvertrags – durchgeführt werden. Dass aber das Weihnachtsgeld nun ausgezahlt wird, wertet der Edeka-Sprecher als ein „starkes Signal“: Albi sei eine „attraktive Marke“und deshalb „sehr wichtig“.
Wie schlecht es aber tatsächlich um den Safthersteller stand, kann der Edeka-Sprecher nicht einschätzen. Eine beim Scheitern des Deals mögliche Insolvenz wird von ihm weder bestätigt noch dementiert. Das könne ausschließlich der bisherige Geschäftsführer und Enkel des einstigen Firmengründers bewerten. Doch Imanuel Friedrich Rösch ist auch knapp zwei Wochen nach Bekanntwerden der Übernahme nicht zu erreichen und soll bei Albi nur noch in beratender Funktion zur Verfügung stehen. Der erneute Versuch, am Dienstag das persönliche Gespräch vor Ort zu suchen, scheiterte.
Unsicherheit bei Mitarbeitern
Bei einer Betriebsversammlung hatte Rösch seine Mitarbeiter über den Verkauf informiert. Allerdings sagte er nicht, an wen. Das erfuhren die Beschäftigten über die Medien und waren darüber verärgert. Inzwischen sei ein Großteil der Belegschaft froh darüber, dass es in Bühlenhausen überhaupt weitergeht. „Die Unsicherheit ist aber nach wie vor da“, sagt Karin Brugger von der Gewerkschaft Nahrung, Genuss, Gaststätten (NGG), die sich am Dienstag mit Mitarbeitern getroffen hat.
Dabei ging es unter anderem um die Gründung eines Betriebsrates. Den gibt es bei Albi noch nicht. „Ich habe schon am Anfang der Diskussion empfohlen, dahingehend etwas zu machen“, so Brugger. Und inzwischen – wie auch von Mitarbeitern zu hören ist – scheint Bewegung in die Sache zu kommen. „Das müssen die Beschäftigten aber von sich aus machen.“Denn klar ist: Es wird Veränderungen geben. Investitionen seien nicht immer gleichbedeutend mit Beschäftigung. „Neue Abfüllmaschinen brauchen nicht mehr so viel Personal“, sagt Brugger von der NGG. Und ohne einen Betriebsrat werde es beispielsweise bei einem Stellenabbau keinen Sozialplan geben.