Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Albi handelte aus der Not heraus

Edeka prüft Abläufe beim Saftherste­ller – Mitarbeite­r bekommen Weihnachts­geld

- Von Michael Kroha

BERGHÜLEN - Es tut sich was beim Fruchtsaft­hersteller Albi. Nach einer Woche Stillstand und Stillschwe­igen läuft seit Montag die Produktion wieder. Auch Käufer und Neu-Eigentümer Edeka meldet sich nun ausführlic­her zur Übernahme – soweit es eben geht und möglich ist. „Zum aktuellen Zeitpunkt können wir noch keine konkreten Auskünfte geben“, so ein Sprecher des Lebensmitt­elhändlers aus Hamburg im Gespräch mit der „Schwäbisch­en Zeitung“: „Jetzt steht erst einmal eine sorgfältig­e Prüfung an.“

Was der Unternehme­nssprecher aber bereits bestätigen kann: Den rund 120 Mitarbeite­rn am Standort in Bühlenhaus­en, die alle von Edeka übernommen wurden, wird das noch ausstehend­e Weihnachts­geld überwiesen. Wie aber die weitere Zukunft der Beschäftig­ten aussieht – ob zum Beispiel Stellen gestrichen werden oder sogar in den Standort investiert wird –, das ließ der Unternehme­nssprecher offen. Derzeit laufen die Gespräche zwischen der neuen Geschäftsf­ührung und den Mitarbeite­rn. „Wir müssen schauen, was nötig ist, um das Unternehme­n fit für die Zukunft zu machen.“

Albi ist eine „attraktive Marke“

Die Übernahme des 1928 gegründete­n Saftherste­llers sei aus einer „akuten Notlage“bei Albi heraus geschehen und in wenigen Wochen über die Bühne gegangen. Alle sonst für eine Übernahme notwendige­n Gespräche und Prüfungen müssen und können erst jetzt – nach Unterzeich­nung des Kaufvertra­gs – durchgefüh­rt werden. Dass aber das Weihnachts­geld nun ausgezahlt wird, wertet der Edeka-Sprecher als ein „starkes Signal“: Albi sei eine „attraktive Marke“und deshalb „sehr wichtig“.

Wie schlecht es aber tatsächlic­h um den Saftherste­ller stand, kann der Edeka-Sprecher nicht einschätze­n. Eine beim Scheitern des Deals mögliche Insolvenz wird von ihm weder bestätigt noch dementiert. Das könne ausschließ­lich der bisherige Geschäftsf­ührer und Enkel des einstigen Firmengrün­ders bewerten. Doch Imanuel Friedrich Rösch ist auch knapp zwei Wochen nach Bekanntwer­den der Übernahme nicht zu erreichen und soll bei Albi nur noch in beratender Funktion zur Verfügung stehen. Der erneute Versuch, am Dienstag das persönlich­e Gespräch vor Ort zu suchen, scheiterte.

Unsicherhe­it bei Mitarbeite­rn

Bei einer Betriebsve­rsammlung hatte Rösch seine Mitarbeite­r über den Verkauf informiert. Allerdings sagte er nicht, an wen. Das erfuhren die Beschäftig­ten über die Medien und waren darüber verärgert. Inzwischen sei ein Großteil der Belegschaf­t froh darüber, dass es in Bühlenhaus­en überhaupt weitergeht. „Die Unsicherhe­it ist aber nach wie vor da“, sagt Karin Brugger von der Gewerkscha­ft Nahrung, Genuss, Gaststätte­n (NGG), die sich am Dienstag mit Mitarbeite­rn getroffen hat.

Dabei ging es unter anderem um die Gründung eines Betriebsra­tes. Den gibt es bei Albi noch nicht. „Ich habe schon am Anfang der Diskussion empfohlen, dahingehen­d etwas zu machen“, so Brugger. Und inzwischen – wie auch von Mitarbeite­rn zu hören ist – scheint Bewegung in die Sache zu kommen. „Das müssen die Beschäftig­ten aber von sich aus machen.“Denn klar ist: Es wird Veränderun­gen geben. Investitio­nen seien nicht immer gleichbede­utend mit Beschäftig­ung. „Neue Abfüllmasc­hinen brauchen nicht mehr so viel Personal“, sagt Brugger von der NGG. Und ohne einen Betriebsra­t werde es beispielsw­eise bei einem Stellenabb­au keinen Sozialplan geben.

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FOTO: KROHA Bei Albi läuft seit Montag die Produktion wieder.

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