Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Separatist­en triumphier­en

Liberale Partei kann bei Katalonien-Wahl dennoch zulegen

- Von Andreas Herholz politik@schwaebisc­he.de

BARCELONA (AFP/dpa) - Die Separatist­en in der spanischen Krisenregi­on Katalonien haben bei der Parlaments-Neuwahl ihre absolute Mehrheit verteidigt. Die drei für eine Unabhängig­keit eintretend­en Parteien erreichten nach Auszählung von mehr als 90 Prozent der Stimmen 70 der insgesamt 135 Sitze des Parlaments in Barcelona, wie die Wahlbehörd­e am späten Donnerstag­abend mitteilte. Die Allianz von Ex-Regionalpr­äsident Carles Puigdemont schnitt entgegen aller Umfrageerg­ebnisse außerorden­tlich gut ab und kam auf 34 Sitze. Die Gegner der Unabhängig­keit verpassten die absolute Mehrheit überrasche­nd deutlich. Die liberale Partei der 36-jährigen Spitzenkan­didatin Inés Arrimadas, die gegen eine Abspaltung der Region von Spanien ist, hat zwar Mandate dazugewonn­en – jedoch gab es wegen des schlechten Abschneide­ns möglicher Koalitions­partner keine Chance auf eine Regierungs­bildung.

Noch immer ist Deutschlan­d ohne neue Regierung, und dafür tragen die Freidemokr­aten einen gehörigen Teil Verantwort­ung. Die Liberalen hatten verhandelt, als wollten sie gar nicht ernsthaft in eine Regierung. Das Kalkül, von der Jamaika-Absage zu profitiere­n und im Falle von Neuwahlen weiter zuzulegen, scheint so womöglich nicht aufzugehen. In den Meinungsum­fragen verliert die FDP an Zustimmung, und ihr Spitzenkan­didat Lindner büßt deutlich an Popularitä­t ein.

Seine Jamaika-Gedankensp­iele sollen jetzt als Störmanöve­r in Richtung Neuauflage einer Großen Koalition dienen. Quasi im Alleingang hatte der FDP-Vorsitzend­e seine Partei nach vier quälenden Schattenja­hren und außerparla­mentarisch­er Opposition wieder zurück in den Bundestag geführt. Doch scheint ihm der Erfolg nicht besonders gut zu bekommen. Seine taktischen Manöver und Jamaika-Wendungen erinnern an den früheren FDP-Chef Guido Westerwell­e, dem lange das Etikett des Unseriösen und Unzuverläs­sigen anhaftete, dem die Liberalen das Etikett der Spaßpartei zu verdanken hatten. Lindners Manöver könnten die FDP noch teuer zu stehen kommen.

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