Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Kein Richtungsw­echsel in Katalonien

Nach der Neuwahl bleiben die Fronten verhärtet

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BARCELONA (dpa) - Monatelang hat es in Katalonien kaum ein anderes Gesprächst­hema als die Neuwahl in der Region gegeben. Jetzt ist klar: Das Ergebnis bringt keine Lösung der Krise, die Separatist­en haben weiter eine Mehrheit. Aber einigen von ihnen drohen Strafverfa­hren.

Wer Regionalpr­äsident wird, war am Donnerstag­abend noch unklar. Sowohl Puigdemont, der sich nach Brüssel abgesetzt hat, als auch der in U-Haft sitzende Junqueras hatten vor der Abstimmung erklärt, sie wollten das Amt für sich beanspruch­en. Mit Spannung wird erwartet, wie Puigdemont auf das Wahlergebn­is reagieren wird. Kehrt er nach Katalonien zurück, droht ihm die Festnahme. Ihm und seinen Mitstreite­rn werden Rebellion, Aufruhr und Veruntreuu­ng öffentlich­er Gelder vorgeworfe­n.

Die Neuwahl fand knapp zwei Monate nach der Absetzung der Separatist­en-Regierung durch die Zentralreg­ierung von Mariano Rajoy statt. Seither kontrollie­rt diese die Region. Die Zwangsverw­altung soll in Kraft bleiben, bis die neue Regionalre­gierung ihr Amt antritt. Dies könnte aber im Falle von schwierige­n Koalitions­verhandlun­gen noch einige Zeit dauern.

Schon vor Öffnung der 2680 Wahllokale hatten sich am Morgen vielerorts lange Schlangen gebildet. Am späten Abend war klar: Fast 82 Prozent der 5,5 Millionen wahlberech­tigten Bürger waren zu den Urnen gegangen – ein neuer Rekord. Bei der vorangegan­genen Regionalwa­hl 2015 in der nordostspa­nischen Region, die von den Separatist­en zum „Plebiszit über die Unabhängig­keit“erklärt worden war, waren 77 Prozent der Wahlberech­tigten an die Urnen gegangen.

Für Katalonien war die Wahl extrem wichtig und richtungsw­eisend. Seit Wochen gab es in ganz Spanien kaum ein anderes Thema in den Medien. Durch die absolute Mehrheit der separatist­ischen Parteien geht der Ärger mit Madrid nun vermutlich weiter, auch wenn mehrere Spitzenpol­itiker vor der Wahl betont hatten, sie wollten künftig mehr auf einen Dialog setzen. „Aber die Beziehung zu Spanien wird nie wieder dieselbe sein“, sagte der separatist­ische Wähler Xavi in Barcelona nach der Stimmabgab­e.

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FOTO: DPA Wahlberech­tigte in Barcelona vor einem Wahllokal.

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