Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Weihnachten mit rasanten Manövern
Beim Reit- und Fahrverein Nellingen leert sich bei den Auftritten der Glühweinstand
NELLINGEN - Wenn bei einer Weihnachtsfeier ausnahmsweise nicht Glühwein und Gebäck, sondern Tiere im Mittelpunkt des Interesses stehen, dann hat der Reit-und Fahrverein Nellingen seine Finger im Spiel. So haben am Sonntag Voltigier beziehungsweise Dressurauftritte, Sprünge und rasante Wagenmanöver die Aufmerksamkeit der Besucher auf sich gezogen. Besonders für die Jugendlichen ist die Weihnachtsfeier in der Reithalle eine Gelegenheit, sich vor Publikum zu präsentieren.
Der Reitverein schöpfte sein Repertoire aus, was das Zusammenspiel zwischen Mensch und Tier darstellen sollte. Auch die jüngsten des Vereins bekamen ihre Bühne. Sie seien sogar der Hauptgrund dafür, wieso der Reitverein die Weihnachtsfeier und das Vorreiten veranstalten. Kinder, die noch nicht in dem Alter sind, auf Turnieren zu reiten, haben mit der Feier ein festes Ziel vor Augen. „Gerade die Voltigierauftritte nehmen einige Wochen Vorbereitung in Anspruch. Doch auch unsere aktiven Reiter nutzen die Turnierpause im Winter, um ein gutes Programm zeigen zu können“, berichtet Reitverein-Vorsitzender Karl Kammer. So kamen auch Auftritte im Springreiten, Dressurreiten oder Pferdewagen-Fahren nicht zu kurz. Nur mit Gesten und Zeichen mit einem Pferd zu kommunizieren, ist die Aufgabe in der sogenannten „Freiheitsdressur“. Auch diese Kunststücke gab es zu bestaunen.
Glühwein und Gebäck unwichtig
Anders als bei vielen anderen Weihnachtsangeboten zogen also nicht Glühwein und Gebäck die Hauptaufmerksamkeit auf sich. In regelmäßigen Abständen stand ein neuer Auftritt an. Sofort standen die Besucher in mehreren Reihen vor dem Reitplatz, um die Übungen entsprechend zu tolerieren.
Für Ralf Kammer ist es eine verdiente Belohnung, dass die Vereinsmitglieder das interessierte Publikum bei der Weihnachtsfeier hinter sich haben. „Das Reiten ist ein sehr intensives Hobby. Wir sind sehr dankbar für jeden Reiter, aber besonders auch die Übungsleiter, die sehr viel Energie in diese Auftritte stecken.“Für die Jugendlichen sollen die Aufführungen vor Publikum auch eine Motivation sein, dem Reitsport auch auf Turnierebene treu zu bleiben.
Wie viele Vereine sieht sich aber auch der Reitverein mit Problemen konfrontiert, Jugendliche aus den Übungskursen dauerhaft beim Reitsport zu halten. Der übliche Grund lauten: Wegzug aufgrund von Studium oder Ausbildung.
Der Sport selbst bringt jedoch auch einige Einschränkungen im Alltag mit sich. „Man betreibt ja nicht nur Sport. Schließlcih ist man als Reiter für ein Tier verantwortlich, das regelmäßig versorgt werden muss“, erklärt Karl Kammer. Vor Urlauben oder während einer Krankheitsphase müssen also andere Verantwortliche her, die sich um das Pferd kümmern.
Doch die Mitgliedschaft im Reitund Fahrverein habe deshalb besondere Vorzüge. „Bei uns gibt es einige Mitglieder, die sich um die Pferde kümmern. Zudem kann unsere Halle als Übungsort genutzt werden.“Der Reitverein hat den Anspruch der Gemeinnützigkeit. „Man kann schon sagen, dass sich die Nellinger Pferdebasis bei uns sammelt.“
Geld spielt eine Rolle
Doch auch der finanzielle Aspekt spielt eine große Rolle. Erwerb und Haltung eines Turnierpferdes ist mit Kosten verbunden. „Gewinn lässt sich mit dem Amateurreitsport nicht machen“, erzählt Karl Kammer. Wer nach der Jugend in den Reitsport will, muss sich spätestens dann ein eigenes Pferd anschaffen.
Die jungen Voltigierer trainieren auf zwei Vereinspferden, die aber nur zur Übung bestiegen werden. Im Mindestalter von fünf bis sechs Jahren ist das Voltigieren der Anfang, um Vertrauen zwischen Mensch und Tier aufzubauen – Vertrauen, das insbesondere bei der Weihnachtsfeier am Sonntag auf die Probe gestellt wurde.