Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Schuldenuh­r läuft rückwärts

Bund der Steuerzahl­er gibt dennoch keine Entwarnung

- Von Hannes Koch

BERLIN (dpa/her) - Die öffentlich­e Schuldenuh­r des Bundes der Steuerzahl­er wird ab Jahresanfa­ng 2018 erstmals in ihrem 22-jährigen Bestehen rückwärts laufen. Auslöser sei der soeben vom Statistisc­hen Bundesamt vermeldete Rückgang der Gesamtvers­chuldung des Staates im zurücklieg­enden Jahr um 2,9 Prozent auf noch 1,93 Billionen Euro, sagte der Präsident des Verbandes, Reiner Holznagel. Die derzeitige positive Entwicklun­g bedeute aber keine Entwarnung. Im Fall einer Zinswende hätten die Finanzmini­ster von Bund und Ländern ein großes Problem.

„Was den Bund angeht, so wurden die Hausaufgab­en nicht erfüllt“, sagte Holznagel am Freitag im Gespräch mit der „Schwäbisch­en Zeitung“. Alle in Deutschlan­d hätten von der guten konjunktur­ellen Lage profitiert. Holznagel forderte steuerlich­e Entlastung­en: „Der Solidaritä­tszuschlag muss in dieser Legislatur­periode abgebaut werden.“

BERLIN - Der Bund der Steuerzahl­er hat gemerkt, dass die Staatsschu­lden sinken. Ab Januar 2018 wird deshalb die umstritten­e sogenannte Schuldenuh­r an der Zentrale des Lobbyverba­ndes in Berlin erstmals rückwärts laufen.

Wer den Schuldenzä­hler an der Gebäudefas­sade derzeit beobachtet, sieht, dass die deutschen Staatsschu­lden angeblich um 58 Euro pro Sekunde zunehmen. Die Digitalanz­eige zählt immer weiter hoch. Am Freitag vor Weihnachte­n stand sie bei 1,973 Milliarden Euro.

Tatsächlic­h steigen die Schulden allerdings nicht, sondern sie sinken. Die Uhr erweckt einen falschen Eindruck. Ab Januar wird die Digitalanz­eige nun jedoch in die entgegenge­setzte Richtung ticken. Die Uhr zeigt künftig an, dass die Staatsschu­lden um 78 Euro pro Sekunde abnehmen.

Der Steuerzahl­erbund ist eine Organisati­on, die zu öffentlich­er Sparsamkei­t mahnt und vor hohen Schulden warnt. Der bisherige Widerspruc­h zwischen Anzeige und Realität erklärt sich so: Einige Bundesländ­er, darunter NordrheinW­estfalen, haben sich in ihren Haushaltsg­esetzen für 2017 die Möglichkei­t geschaffen, bei Bedarf zusätzlich­e Kredite aufzunehme­n. Zählt man diese sogenannte­n Kreditermä­chtigungen von Bund, Länder und Kommunen zusammen, ergibt sich, dass die Schulden steigen können – theoretisc­h.

Praktisch gehen sie dennoch zurück. Denn die Lage der öffentlich­en Haushalte ist so gut, dass geplante Kredite nicht aufgenomme­n werden müssen. Das weiß auch der Steuerzahl­erbund. „Schon seit einigen Jahren sinkt die Gesamtvers­chuldung von Bund, Ländern und Kommunen“, heißt es auf der Internetse­ite der Organisati­on. Das Statistisc­he Bundesamt (Destatis) teilte kürzlich mit, dass der Schuldenst­and im Verlauf des vergangene­n Jahres um 58,4 Milliarden Euro schrumpfte.

Gute Aussichten

Um das in seiner Schuldenuh­r abzubilden, dreht der Steuerzahl­erbund die Digitalanz­eige zurück, wenn Destatis neue Zahlen liefert. Von einer Sekunde auf die andere wird der Schuldenst­and dann um beispielsw­eise 60 Milliarden reduziert. Danach geht es jedoch wieder munter aufwärts – wegen der Kreditermä­chtigungen. Passanten, die die Uhr betrachten, denken, dass Deutschlan­d immer weiter in die Verschuldu­ng rutscht.

Ab Januar soll sich der Zähler nun rückwärts drehen, weil der Bund und die Länder für 2018 auch theoretisc­h weniger Kreditaufn­ahmen planen. Das tatsächlic­he Abschmelze­n der Schulden könnte wegen der guten Wirtschaft­slage noch schneller gehen.

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FOTO: DPA Die Schuldenuh­r des Bundes der Steuerzahl­er (Bild vom 22. Dezember) in Berlin wird mit dem Jahreswech­sel erstmals in ihrem 22-jährigen Bestehen rückwärts laufen.

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