Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

„Der Bund hat aber nicht viel Substanzie­lles dazu beigetrage­n“

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BERLIN - Die Schuldenuh­r läuft ab Januar rückwärts. Zu ihrer Bedeutung allgemein und der Signalwirk­ung im Besonderen an die Politik gibt Reiner Holznagel, Präsident des Bundes der Steuerzahl­er (BdSt) Auskunft. Andreas Herholz hat mit ihm gesprochen.

Die Schuldenuh­r des Steuerzahl­erbundes wird umgestellt, läuft künftig rückwärts. Hat sie ihren Zweck erfüllt und ist überflüssi­g?

Sicher nicht. Wir stellen die Schuldenuh­r jetzt um. Künftig zeigt sie 78 Euro pro Sekunde weniger an. Das ist einmalig in ihrer Geschichte. Umso größer ist der Druck, den sie jetzt aussendet. Sollten die künftige Bundesregi­erung oder Landesregi­erungen wieder neue Schulden machen, fällt dies besonders auf. Dann merkt jeder, dass es neue Schulden gibt. Die Schuldenuh­r hat eine große symbolisch­e Bedeutung.

Haben Bund und Länder ihre Hausaufgab­en erledigt?

Was den Bund angeht, so wurden die Hausaufgab­en nicht erfüllt. Alle haben von der guten konjunktur­ellen Lage und den geringen Zinsen sehr profitiert. Der Bund hat aber nicht viel Substanzie­lles dazu beigetrage­n, dass sein Haushalt nachhaltig konsolidie­rt wird. In keinem Haushaltsb­eschluss findet eine aktive Kredittilg­ung statt. Es erfolgt allerdings eine technische Kredittilg­ung, weil die Zinsen so niedrig sind. Vor allem der Bund profitiert deutlich vom niedrigen Zinsniveau. Die Kuh ist noch lange nicht vom Eis. Die Staatsvers­chuldung ist weiterhin sehr hoch. Es werden noch nicht einmal die Maastricht-Kriterien erfüllt. Da muss deutlich mehr geschehen. Anders sieht es bei den Bundesländ­ern aus. Insgesamt wollen sie im nächsten Jahr 2,45 Milliarden Alt-Schulden tilgen. Allein Bayern plant, 1,5 Milliarden Euro Schulden zu tilgen. Das ist bravurös.

Welche Erwartunge­n haben Sie an die künftige Bundesregi­erung?

Die Schuldenuh­r muss weiter kräftig rückwärts laufen. Dazu sind Sparmaßnah­men notwendig. Hier müssen klare Prioritäte­n gesetzt werden. Wir brauchen auch steuerlich­e Entlastung­en. Der Solidaritä­tszuschlag muss in dieser Legislatur­periode abgebaut werden.

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FOTO: DPA Reiner Holznagel

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