Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Menschen und Tiere brauchen Liebe und Platz
Besinnliche Worte bei der dritten Waldweihnacht in Westerheim – Im tiefen Schnee über den Sellenberg zur Weihnachtskrippe
WESTERHEIM - Sieben Tiere und ein Baum sind bei der Waldweihnacht der katholischen Kirchengemeinde Westerheim zu Wort gekommen und haben sich über Mensch, Natur und Schöpfung unterhalten, aber auch über die Geburt von Jesus Christus im Stall von Bethlehem. Zu Wort kamen aber auch Maria und Josef, die in der Sellenbergkapelle auf die Pilgerschar warteten und die Tiere als wichtige Mitgeschöpfe der Menschen bezeichneten, denen Ehrfurcht und Respekt gebühre. Zahlreiche Menschen hörten bei der dritten Waldweihnacht in Westerheim vom Kommen des Erlösers der Welt, von Jesus Christus.
Sich gemeinsam mit Tieren auf den Weg zur Krippe machen, das war bei der dritten Waldweihnacht angesagt. Richtiges Winterwetter herrschte, als sich der Prozessionszug von der Albhalle aus durch das neue Wohnbaugebiet „Zimmerhaldenweg“über den Sellenberg am Kimmichfelsen vorbei zur Sellenbergkapelle in Bewegung setzte, wo der große Abschluss der Feier anstand. Achim und Yvonne Knupfer und ihr kleiner Sohn Felix stellten dort die Heilige Familie dar. Schneegestöber herrschte, als Pfarrer Karl Enderle die zahlreichen Besucher der Waldweihnacht begrüßte und das Signal zum Marsch durch den gefrorenen Schnee gab. Schön in Weiß präsentierte sich am vergangenen Samstag die Landschaft, zudem war es klirrend kalt. Der äußere Rahmen passte ideal für eine schöne Waldweihnacht.
In interessanten und nachdenklich stimmenden Dialogen kamen an vier Stationen die sieben Tiere nebst einer Fichte zu Wort: so Hund und Esel (vorgetragen von Anika Schmdit mit Vater), Fichte und Bluthänfling (gesprochen von Lioba Rehm und Anna Lea Fischer), Igel und Spitzmaus (dargestellt von Hartmut Schröder und Maria Baumann) sowie Uhu und Kranich (verkörpert von Stefan Baumeister und Jonas Kneer). An den insgesamt fünf Stationen setzte ein Ensemble der Musikkapelle Westerheim einen festlichen musikalischen Akzent und lud die Wanderer zum Mitsingen zahlreicher Weihnachtslieder ein. Vor allem klassische Weihnachtslieder waren zu hören.
Esel Max im Zug vorne weg
Den Prozessionszug führte Esel Max der Familie Burkhart aus dem Heidental bei Wiesensteig an, auf dem Esel ritt Nils Burkhart durch die Winterlandschaft ritt. Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr sicherten die Wege ab, der Bauhof hatte mit Verkehrsschildern Straßenzüge abgesperrt, damit Groß und Klein wie auch Jung und Alt sicher an ihr Ziel kamen. Vom Sellenberg aus ergab sich ein wunderschöner Blick auf die leuchtenden Häuser in „Hinter Sellen“im weißen Schnee. Höhepunkte der Waldweihnacht waren die fünf Dialoge, aber auch das gemeinsame Liedersingen, die schöne Winterlandschaft sowie der abschließende Sologesang von Carola Glöckle, die mit ihrer zarten Stimme ein traditionelles Weihnachtslied ergreifend vortrug.
Bei den besinnlichen Zwiegesprächen meinte etwa der Igel: „Das ist es, was die Menschen und Tiere brauchen: Liebe und Platz. Platz für die ganz großen und ganz kleinen Tiere und Platz für Menschen, egal woher. Gott als Schöpfer kennt sie alle.“Und auch ein für Westerheim aktuelles Thema griffen die Spitzmaus und der Igel auf, nämlich die neue Tempo-30-Regelung in einem Teil der Gemeinde. „Die Menschen sagen, sie glauben an Gott. Damit meinen sie den Schöpfer, der alles erschaffen hat. Wenn sie das hören, dann bremsen sie sicherlich in ihren Autos auch für Spitzmäuse und Igel“, meinte der Igel. Und das stachlige Tier ergänzte: „Schließlich sind wir Igel die häufigsten Säugetiere in Deutschland. Viele leben in der Nähe der Wohnungen der Menschen in ihren Gärten. Die singen in diesen Tagen von diesem Kind als Schöpfer aller Ding“. Auch die allerallerkleinsten Dinge seien Gottes Schöpfung, „auch die vielen kleinen und feinen Insekten, die ich so gerne mag“, meinte die Spitzmaus ergänzend.
Der Esel verwies im Gespräch mit dem Hund auf die wichtige Spur, die für das Leben entscheidend sei: „Du, Hund, ich glaube heute Abend ist eine andere Spur ganz wichtig, eine Spur, die man hauptsächlich mit dem eigenen Herzen erspüren kann. Darin sollen die Menschen doch ganz gut sein.“Und weiter sagte der Esel kritisch: „Was wären die Menschen ohne uns Tiere. Wir geben denen fast alles – und was geben sie uns?“Und hoffnungsvoll blickte der Hund in die Zukunft: „Wer den Platz an der Krippe gefunden hat, darf für immer dabei bleiben und seinen Platz behalten.“Mit Worten des Dankes beendete Pfarrer Karl Enderle die ergreifende Waldweihnacht.