Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Totholzkonzept für mehr Lebensraum
Nellinger Wald bringt rund 11 000 Euro in die Gemeindekasse – Forstleute suchen nach ökologischen Aufbereitungsflöchen
NELLINGEN (memu) - Seit Jahren erwirtschaftet der Nellinger Gemeindewald Überschüsse und auch 2017 fließen daraus wieder 11 208 Euro in die Gemeindekasse. Thomas Herrmann vom Fachdienst Forst und Naturschutz des Landratsamtes und der Naturschutz und Forstrevierleiter Timo Allgaier planen derzeit ein Altund Totholzkonzept. Dieses soll zum einen Lebensraum für besondere Tiere, Pflanzen und Moos bieten, besonders aber auch für Ökopunkte sorgen.
Es gibt fast keine Borkenkäfer im Nellinger Gemeindewald und der Fichtenanteil ist laut Herrmann nicht hoch. Ein Grund, dass im Jahr 2017 der geplante Holzeinschlag von 1610 auf 1400 Festmeter reduziert wurde. „Trotzdem sind alle Flächen gepflegt“, erläuterte Allgaier.
Derzeit sind die Forstleute im Wald von Nellingen aber auf der Suche nach ökologischen Aufbereitungsflächen, um diese dann als Bauausgleichsmaßnahmen verwenden zu können, äußerte Herrmann mit der sich stellenden Frage: „Was sind Öko-Punkte fähig?“
Einer befriedigenden Antwort auf der Spur soll deswegen 2018 ein Altund Totholzkonzept vorbereitet werden, denn viele Käfer, Moose und auch Pilze seien damit verbunden. Der Erhalt von altem und totem Holz trage maßgeblich zur Sicherung und Stärkung der Biodiversität bei, auch der Naturschutzstrategie des Landes. Deswegen sollte ein bestimmtes Waldgebiet stillgelegt und damit zu einem dauerhaften Reservoir werden.
Ein Konzept übrigens, das in Staatswäldern bereits seit 2010 umgesetzt wird. Darin ist auch verordnet, eine verbleibende Gefährdung durch altes Holz gering zu halten. Diese besteht zum Beispiel aufgrund der toten Äste in Baumkronen oder durch komplett tote Bäume. Sie können zum Beispiel Waldarbeiten gefährden.
Je nach Bedarf – für Öko-Punkte – könne eine Waldfläche stillgelegt werden und das mehr oder weniger, so Herrmann. Aber erst wenn das Gesamtkonzept für ein Öko-Konto der Gemeinde Nellingen vorliegt, das diese einem Planungsbüro in Auftrag gegeben hat, will Herrmann weitere Entscheidungen für die Größe dieses Gebietes im Nellinger Gemeindewald treffen.
Nellingens Bürgermeister Franko Kopp bemerkte: „Wir sind dazu verpflichtet. Es kann nicht nur Eingriffe in die Natur geben. Die Flächen werden weniger und uns sind Grenzen gesetzt. Das müssen wir einfach sehen, bevor wir munter weiter planen.“Heute zwinge der Gesetzgeber die Gemeinden bei jeder Baumaßnahme zum Ausgleich. Ob sich dieses in der Wirtschaftlichkeit des Waldes bemerkbar mache, wollte Gemeinderat Rolf Stäb wissen. Herrmann versicherte, auch auf Frage von Werner Staudenmeyer, dass diese dann endgültige Maßnahme keinen riesigen finanziellen Einbruch mit sich bringe.
Für das kommende Jahr 2018 prophezeite Herrmann der Gemeinde Nellingen erneut einen Überschuss von rund 12 100 Euro. 1460 Festmeter Einschlag sind geplant, davon 65 Prozent Nadel- und 35 Prozent Laubholz. Weiteres Aufforsten steht ebenso auf dem Plan: 900 Neupflanzungen erfolgen auf 0,2 Hektar Fläche, darunter Douglasien, Lärchen und Tannen. Auf 1,4 Hektar werden Kulturen gesichert und auf zwei Hektar der Jungbestand gepflegt.