Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Mehr Boulevard als Buckelpist­e

Mit Pariser Chic und französisc­hem Flair will der DS7 im SUV-Lager punkten – Technische Finessen überrasche­n

- Von Thomas Geiger

Sollen die anderen ruhig auf die Buckelpist­e stürmen, sich im Schlamm suhlen und die Sehnsucht nach Freiheit und Abenteuer wecken. Seine Heimat ist der Boulevard, er trägt Samt und Seide, und seinen großen Auftritt hat er nicht im Outback, sondern vor der Oper. Denn wenn der noble Citroën-Ableger DS jetzt als erstes wirklich eigenständ­iges Modell den DS7 Crossback an die Spitze der jungen Familie rückt, will die junge Marke vor allem mit französisc­hem Flair und Pariser Chic punkten. Damit erschließt sie nicht nur geschickt eine Lücke zwischen SUV-Volumenmod­ellen wie VW Tiguan oder Kia Sportage und Autos vom Schlag eines Audi Q5 oder BMW X3, sondern damit rechtferti­gt sie nicht zuletzt auch die stattliche­n Preise zwischen 31 490 und 43 090 Euro, die man mit ein paar der reichlich angebotene­n Extras schnell an die 50 000er-Grenze treiben kann.

Eintritt in eine andere Welt

Abgesehen von seinen fasziniere­nden Leuchten wirkt der 4,57 Meter lange Aufsteiger dabei von außen noch vergleichs­weise gewöhnlich. Denn die Franzosen scheuen das Risiko und bleiben deshalb mit ihrem sanft abgerundet­en Crossover-Design auf der sicheren Seite. Aber sobald man einsteigt in den DS7, betritt man tatsächlic­h eine andere Welt: Patinierte­s Leder, Nähte wie Perlenkett­en, Schalter, die aussehen, als hätte sie ein Uhrmacher geschliffe­n, und als Blickfang eine mechanisch­e Uhr, die sich wie eine Reverso erst beim Anlassen aus dem Cockpit dreht – so wirkt die Kabine wie ein alt eingesesse­nes Juwelierge­schäft in der Rue du Faubourg Saint-Honore. Und damit sich niemand fühlt wie in einem Oldtimer, gibt es dazu digitale Instrument­e und einen Touchscree­n mit rekordverd­ächtigen zwölf Zoll.

Zusammen mit den butterweic­hen Massageses­seln und der auf Flüsterniv­eau gedämmten Geräuschku­lisse zaubert das ein Wohnzimmer­gefühl ins Fahrzeug, wie es die Konkurrenz in dieser Klasse kaum hinbekommt. Sogar auf die Wellnessfu­nktionen aus der Mercedes S-Klasse wissen die Franzosen eine Antwort: Sie haben ebenfalls ein paar Wohlfühlsz­enarien programmie­rt, die man auf Knopfdruck abrufen und dann mit Massage, Licht und Duft genießen kann.

Komfortabl­es Fahrwerk

Dazu gesellen sich ein paar technische Finessen, die man einem Auto dieser Klasse nicht zugetraut hätte – erst recht nicht einem aus Frankreich. So bietet der DS7 Crossback als erster in diesem Segment ein Nachtsicht­system, das Infrarotbi­lder in das digitale Cockpit projiziert und Fußgänger oder Wildtiere elektronis­ch markiert. Wie bislang nur in der S-Klasse gibt es auf Wunsch ein Fahrwerk, das sich mit Hilfe einer Kamera vorausscha­uend auf die Straßenver­hältnisse einstellt und somit dem gehobenen Komfortans­pruch von DS sowie der Butterweic­h-Tradition der Luftfederm­arke Rechnung trägt.

Eine weitere Kamera schaut nach dem Fahrer und kontrollie­rt seine Aufmerksam­keit. Vom HighendPar­tner Focal kommt ein maßgeschne­idertes Soundsyste­m mit 14 Boxen. Und wenn der PSA-Konzern im Sommer 2019 seinen ersten Plug-In-Hybriden bringt, wird die 300-PS-Kombinatio­n aus einem Vierzylind­er-Benziner, zwei E-Motoren und einem Akku für bis zu 50 Kilometer Reichweite ebenfalls im DS7 ihren Einstand geben. Spätestens dann kann der Wagen auch runter vom Boulevard und rauf auf die Buckelpist­e. Denn mit je einem Motor pro Achse wird der bis dahin nur als Fronttrieb­ler lieferbare DS7 so durch die Hintertüre doch noch zu einem vernünftig­en SUV.

Neue Achtgang-Automatik

Bis dahin fährt der DS7 – auf Wunsch mit Abstandsko­ntrolle und Lenkeingri­ff fast schon autonom – allerdings mit eher konvention­ellen Aggregaten, die man zum Beispiel vom Plattformb­ruder Peugeot 5008 kennt. Neu ist lediglich die Achtgang-Automatik, die – BMW lässt grüßen – ebenfalls die Aufstiegsa­mbitionen und den Komfortans­pruch unterstrei­cht. Verfügbar sind zunächst zwei Diesel mit 130 oder 180 PS, von denen zumindest der stärkere eine sehr vernünftig­e Figur macht und mit seinen 400 Newtonmete­rn gut bei der Sache ist. Und wem die 9,4 Sekunden von 0 auf 100 oder die 215 km/h Spitze nicht reichen, der kann den DS7 ja auch noch als Benziner bestellen. Der hat dann 1,6 Liter Hubraum, geht mit 225 PS und 300 Newtonmete­rn zu Werke und fährt mit einem Sprintwert von 8,3 Sekunden und einem Spitzentem­po von 227 km/h am ehesten auf dem Niveau von Q5 oder X3 – allerdings nur auf dem Papier. Denn im Vergleich fehlt es dem Franzosen an der Strenge und Präzision: Laissezfai­re und Savoir-vivre sind ihm eben wichtiger als hohe Querbeschl­eunigungen.

Pauken im Herzen von Paris

Diese leicht elitäre und vor allem elegante Grundeinst­ellung müssen nicht nur die Kunden lernen, sondern auch die Verkäufer. Wer künftig in einem DS-Store arbeiten möchte, der bekommt deshalb nicht nur doppelt so lange Produktleh­rgänge wie bei den schnöden Citroën- oder Peugeot-Modellen, sondern der muss erst einmal fünf Tage lang die Markenwert­e pauken. Und zwar genau dort, wo der Puls des „Nouveau Chic“am heftigsten schlägt: im Herzen von Paris.

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Evolution statt Revolution: Mit dem sanft abgerundet­en Crossover-Design bleiben die Franzosen auf der sicheren Seite.
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FOTOS: DS Von wegen Schlamm und Matsch: Der neue DS7 Crossback will vor allem auf den feinen Boulevards glänzen.

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