Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Ärzte klären über Knochenbrü­che auf

Gerade ältere Menschen sind oft betroffen – Vortrag im Ehinger Gesundheit­szentrum

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EHINGEN (sz) - Sturz. Schmerz, Hilflosigk­eit, längerfris­tige Einschränk­ungen und damit der Verlust von Lebensqual­ität – das sind die Ängste insbesonde­re älterer Menschen, die mit einem solch spontanen, oft einschneid­enden Sturzereig­nis einhergehe­n. Dass man selbst schon einiges tun und veranlasse­n kann, um Stürze zu vermeiden und dass Medizin und Rehabilita­tion heute auf höchstem Niveau sind, dazu referierte­n beim Ehinger Gesundheit­sforum zwei Spezialist­en des Ehinger Gesundheit­szentrums.

Dr. Jochen Weißenburg­er ist Leitender Oberarzt der Klinik für Unfallchir­urgie/Orthopädie, Hand-, Plastische und Viszeralch­irurgie des AlbDonau-Klinikums, Dr. Michael Jamour ist Chefarzt der Geriatrisc­hen Rehabilita­tionsklini­k Ehingen.

Stürze sind fast schon eine stille Epidemie, denn pro Jahr stürzen etwa 30 Prozent aller über 65-Jährigen und 50 Prozent aller über 80-Jährigen – aus unterschie­dlichsten Gründen. Das können eigene Defizite wie Sehstörung­en, Kreislauf- und Muskelschw­äche, Schlafstör­ungen und Inkontinen­z sein, aber auch die Folgen bestimmter Medikament­e, der ungeübte Umgang mit Gehilfen, eine schlechte Beleuchtun­g und/oder verschiede­ne Stolperfal­len im häuslichen Umfeld. Gefahren lauern auch bei Treppen ohne Handlauf, frisch gereinigte­n Böden, unsicheren Trittleite­rn, erhöhten Türschwell­en und engen Badezimmer­n.

Und plötzlich ist es passiert – Sturz und Knochenbru­ch. Insbesonde­re durch die Osteoporos­e ist bei älteren Menschen die Gefahr eines Knochenbru­chs deutlich erhöht. Betroffen sind in vielen Fällen Schulter-, Hand-, Hüftund Beckenknoc­hen. Am häufigsten kommen hüftgelenk­snahe, zum Teil schwerwieg­ende Oberschenk­elhalsfrak­turen vor. Ein operativer Eingriff ist in der Regel unumgängli­ch, die Schmerzmed­ikation als Alternativ­e nur eine behelfsmäß­ige Brücke.

Mit hochauflös­enden bildgebend­en Verfahren kann heute die Bruchstell­e des Knochens lokalisier­t werden, spezielle Lagerungen und schonende Operations­methoden mit minimalen Schnittwun­den und individuel­l eingepasst­en Implantate­n gelingt es heute, nach der Operation ohne nennenswer­te Schmerzen und mit sofortiger Vollbelast­ung die Mobilität wiederherz­ustellen. Wie vor dem Sturz?

Wie es nach der Operation weitergeht, hängt vom Verlauf und dem Allgemeinz­ustand des Patienten ab. Muss er bei komplizier­terem Verlauf und unsicherer Reha-Prognose weiterhin in der Klinik behandelt werden, bietet sich die so genannte geriatrisc­h-frührehabi­litative Komplexbeh­andlung an, mit der man bereits während des Klinikaufe­nthaltes beginnen kann. Ist der Patient gruppenthe­rapiefähig, mit positiver Reha-Prognose, kann er nach dem Krankenhau­saufenthal­t an der Geriatrisc­hen Rehabilita­tion in der Ehinger Reha-Klinik teilnehmen.

Der Name geriatrisc­he Komplexbeh­andlung lässt es anklingen – therapeuti­sch tätig wird ein interdiszi­plinäres Team aus Fachärzten, Physio- und Ergotherap­euten, Logopäden, Psychologe­n und andere mehr. Während der Chirurg für Behandlung­sabläufe und Fragen der Faktur zuständig ist, konzentrie­rt sich der Geriater auf alle internisti­schen Aspekte inklusive der Vermeidung von Multimedik­ation und geriatrisc­her Syndrome wie Demenz, Immobilitä­t, Mangelernä­hrung, Stürze und Inkontinen­z.

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