Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Den Boden bereiten für die Zukunft
Kolpingsfamilie Laupheim unterstützt Schulprojekt von Pfarrer Thomas Barungi in Uganda
LAUPHEIM - Das oberschwäbische, wohlhabende Laupheim und das problembelastete Uganda: Tausende Kilometer liegen zwischen diesen Orten. Dennoch haben sie eine Verbindung, und die ist durch Pfarrer Thomas Barungi zustande gekommen, der 2006 im Dienst der Kirche aus seiner afrikanischen Heimat nach Deutschland kam und durch seine Zeit als Vikar in Laupheim einen bleibenden Eindruck hinterließ. Barungi kehrte zurück nach Uganda – und baute dort eine Privatschule mit Kindergarten auf, die von der Kolpingsfamilie Laupheim immer noch unterstützt wird.
Es sind zwei Welten auf demselben Planeten: das winterliche Laupheim, in dem die Straßen während der Adventszeit überzuckert sind mit Eis und Schnee. Die Kinder fiebern bereits dem Weihnachtsfest entgegen und freuen sich auf ein paar Wochen schulfrei. Vorfreude auf Weihnachten herrscht auch in Kakumiro in Uganda. Doch während auf deutsche Kinder am Christfest ein gutes Essen und Geschenke warten, ist es für die Kinder in dem ostafrikanischen Land eher der Kampf ums Überleben und Bildung, der den Alltag prägt.
Dabei ist Uganda eigentlich als „Perle Afrikas“bekannt – ein Großteil des Bruttoinlandsprodukts wird über die Landwirtschaft erzielt. Doch im Frühjahr überzog eine Raupenplage das Land, der Regen blieb aus. Wälder werden abgeholzt, und zur Verschärfung der Situation trugen in diesem Jahr die vielen Flüchtlinge vor allem aus dem Südsudan bei, die aus den Unruhegebieten Zuflucht im friedlichen Uganda suchen.
Die Auswirkungen bekam auch das Projekt von Thomas Barungi, die „Blessed Adolph Kolping Education Foundation“, zu spüren. An der Privatschule mit Kindergarten, die der Pfarrer nach seiner Rückkehr nach Uganda seit 2007 aufgebaut und erweitert hat, werden rund 200 Kinder unterrichtet. „Schule, Ausbildung und Erziehung sind die Säulen eines jeden Landes“, ist der Seelsorger überzeugt. „Der Staat Uganda ist jedoch nicht mehr in der Lage, überzeugende Bildungsarbeit zu leisten.“
Barungi ist ein Visionär
Auf gewisse Weise ist Barungi ein Visionär. Um das Gesicht des Landes zu ändern, müssen verschiedene Faktoren ineinandergreifen: Bildung, Nahrung, ökologische Landwirtschaft – all diese Dinge sind von Bedeutung, um Uganda zu einem zukunftsträchtigen Land zu machen. Deshalb wird an Barungis Schule in Kakumiro nicht nur gelehrt, sondern auch das Land bestellt, werden Lebensmittel nachhaltig produziert.
Die Kolpingsfamilie Laupheim sammelt von Beginn an für das Projekt. Max Maier, ehemaliger Vorsitzender, erinnert sich noch gut an den jungen Vikar, mit dem er sich über das Leben und Wirken Adolph Kolpings austauschte. Über die Jahre blieben die beiden Männer in ständigem Kontakt. „Wir schreiben uns viel über WhatsApp“, erzählt Maier. Und so erfuhr er auch schnell davon, als sich die Lebensumstände in Uganda im Frühjahr drastisch verschlechterten: Eine Hungersnot brach über das Land herein, und auch auf den schuleigenen Feldern konnte wegen der anhaltenden Dürre und einer Raupenplage fast nichts geerntet werden. Die Schule musste vorübergehend schließen, da es kein Essen mehr für die Kinder gab.
Über die SZ ging die Kolpingsfamilie Anfang Mai mit einem Spendenaufruf an die Öffentlichkeit. Innerhalb weniger Wochen kamen um die 11 000 Euro für die Schule in Uganda zusammen. „Ich kann das immer noch nicht fassen, wie groß die Resonanz auf den Aufruf war“, zeigt sich Maier auch heute noch berührt. Durch das Geld aus Deutschland konnte der Schulbetrieb wieder aufgenommen werden, und Anfang September reiste Thomas Barungi nach Laupheim, um den Menschen hier zu danken und aus Uganda zu berichten. „Das hat vor allem auch die jüngeren Kolpingmitglieder sehr beeindruckt“, ist Max Maier überzeugt. Barungis Einsatz für die Kinder, seine Bestrebungen, ökologische Landwirtschaft und Naturschutz zu betreiben – „er hat in den vergangenen Jahren rund 10 000 Bäume gepflanzt“–, kommen an in Laupheim. „Deshalb unterstützen wir die Schule auch weiterhin sehr gerne.“In diesem Jahr floss wieder ein Teil des Erlöses aus der Kolping-Jahresaktion und auch der Nikolausaktion an den Pfarrer in Uganda.
Das Geld werde dort gebraucht, versichert Thomas Barungi. 5000 Euro hat er für den Kauf von Lebensmitteln ausgegeben, die den Schulbetrieb bis zu den Weihnachtsferien sicherten. Der Rest wurde als Anzahlung für einen Trekker verwendet, mit dem eine nachhaltige, effizientere Bewirtschaftung der schuleigenen Felder möglich ist. „Ich musste einen Kredit über 10 000 Euro aufnehmen“, sagt Barungi. Er weiß: Wer die Zukunft sichern will, muss manchmal auch ein kleines Risiko eingehen. Am 21. Dezember war die Schule geschlossen, die Arbeit indes ruhte nicht. „Ich fahre jetzt mit dem Trekker zum Pflügen“, sagt der Pfarrer. „Es ist Zeit, den Boden zu bereiten.“