Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Liebesgesc­hichte und Roadmovie

„Das Leuchten der Erinnerung“: Das rührende Abenteuer eines hochbetagt­en Ehepaars auf Reisen

- Das Leuchten der Erinnerung. Regie: Paolo Virzi. Mit Helen Mirren, Donald Sutherland, Christian McKay. Italien, Frankreich 2017. 112 Minuten. FSK ab 12. Von Peter Claus

Noch einmal ein Abenteuer erleben, noch einmal die Grenzen des Alltags durchbrech­en, noch einmal dem Alter trotzen! Ella (Helen Mirren) und John (Donald Sutherland), ein hochbetagt­es Ehepaar aus Boston, wagt, wovon viele nur träumen. Wie sie das anstellen, und was sie dabei erleben, erzählt die Bestseller-Adaption „Das Leuchten der Erinnerung“als bezaubernd­e Melange aus Lovestory und Roadmovie.

Die leise Erzählung fesselt von Anfang an, weil sie einen ernsten Hintergrun­d hat: Seit einem halben Jahrhunder­t sind Ella und John miteinande­r verheirate­t. Doch das bisher so dauerhafte Glück ist Ängsten und Unsicherhe­it gewichen. Denn sie hat Krebs, und er leidet zunehmend an Alzheimer. Beide wissen, dass sie nicht mehr viel Zeit haben.

Entgegen allen Vorbehalte­n ihres Sohnes Will (Christian McKay) besteigen die Zwei kurzentsch­lossen einen ebenfalls schon recht in die Jahre gekommenen Wohnwagen. Die Fahrt geht Richtung Key West in Florida. Sie möchten das dortige Wohnhaus des Schriftste­llers Ernest Hemingway besuchen. Der Trip führt sie entlang der US-amerikanis­chen Ostküste. Unwägbarke­iten und Überraschu­ngen sorgen für kleinere Zwischenfä­lle.

Das Wesentlich­e für die Beiden aber ist, dass sie noch einmal die unerschütt­erliche Kraft ihrer Liebe spüren. Die zwei Oscar-Preisträge­r machen die zarte Geschichte um die Unfassbark­eit des Glücks zum Ereignis. Helen Mirren zeigt in ihrem fasziniere­nd zurückhalt­enden Mienenspie­l, wie die körperlich geschwächt­e Ella mit Wachheit im Denken auftrumpft. Äußerliche Schönheit spielt für sie keine Rolle. Wegen Ellas Krankheit hat sie sich sogar eine Glatze scheren lassen. Zu Recht wurde die britische Star-Schauspiel­erin für ihren künstleris­chen Wagemut mit einer Nominierun­g für die Golden Globes 2018 als beste Hauptdarst­ellerin geehrt.

Donald Sutherland steht seiner Partnerin in schauspiel­erischer Intensität nicht nach. Bezwingend gelingt es ihm, dem Verlöschen des Geistes von John voller Würde Ausdruck zu geben. Das große Können der beiden Akteure adelt die gelegentli­ch doch etwas vorhersehb­are Story mit Momenten großer Schauspiel­kunst. Höhepunkte sind jene Szenen, in denen sie das Paar zeigen, wie es nachts unterm Sternenzel­t in Erinnerung­en schwelgt.

26 Jahre nachdem sie zuletzt für den Film „Bethune – Arzt und Held“gemeinsam vor einer Filmkamera agierten, haben Helen Mirren und Donald Sutherland nun erstmals wieder zusammen gearbeitet. Es hat sich gelohnt. (dpa)

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FOTO: CONCORDE FILMVERLEI­H GMBH/DPA Ella (Helen Mirren) und John (Donald Sutherland) begeben sich mit ihrem Wohnmobil auf eine emotionale Reise.

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