Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Minister Hermann will engen Takt und ICE-Züge zum Flughafen
Bahn-Vorstand nimmt von Plänen zur Ausdünnung auf drei Zugpaare Abstand - CDU und FDP in Ulm protestieren
ULM/ STUTTGART (mö/lsw) - Nach der Debatte um Stopps von Fernzügen am Stuttgarter Flughafen will sich Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) für häufige und schnelle Zugverbindungen einsetzen. Hermann hält neben der engeren Taktung der Züge auch ICE-Verbindungen für unbedingt notwendig. Laut bisherigen Plänen der Bahn sollen nur die langsameren IC-Züge am Stuttgarter Airport halten. Der Minister versprach: „Dafür werde ich kämpfen.“
Nach Tagen der Empörung hatte die Bahn am Dienstag und Mittwoch allmählich Abstand von ihrem Plan genommen. Hermann sagte dazu: „Der Protest ist im Bahn-Tower angekommen.“Nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur soll der Bahn-Vorstand die Pläne erneut prüfen. Der Vorstand habe sich ihm ge- genüber mittlerweile gewillt gezeigt, die Vereinbarungen nun doch einzuhalten, berichtete der Minister. „Das ist eine gute Nachricht. Aber wir werden aufpassen, dass aus dem Willen auch ein Weg wird – und aus dem Weg ein stabiles Angebot des Fernverkehrs.“
Nach am Wochenende bekannt gewordenen Plänen der Bahn hatte der Konzern vorgesehen, IC-Züge den Flughafen auf der Strecke Stuttgart-Ulm nicht wie vereinbart im Zwei-Stunden-Takt, sondern nur noch mit drei Zugpaaren pro Tag anfahren. Von diesen Plänen war die Bahn angesichts massiver Proteste nach und nach wieder abgerückt.
Beim Neujahrsempfang des Flughafens am Mittwoch bezeichnete Verkehrsminister Hermann diese Ankündigung als „absurden Schildbürger-Streich“. Damit schloss er sich der Kritik von Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) an.
Kretschmann (Grüne) hielt die Pläne für „absolut inakzeptabel“. Auch aus den Landtagsfraktionen von CDU, SPD und Grünen sowie vom Stuttgart-21-zugeneigten Verein „Bahnprojekt Stuttgart-Ulm“hatte es Kritik gehagelt.
Der Geschäftsführer des Flughafens, Walter Schoefer, betonte, der Flughafen habe viel Geld für den Bahnhof gezahlt und sich an alle Vereinbarungen gehalten. „Jetzt erwarten wir, dass die Deutsche Bahn liefert“, sagte Schoefer beim Empfang seines Hauses. „Und darauf vertrauen wir auch.“
CDU will Diskussion mit Bahn im Gemeinderat
Aus dem Ulmer Gemeinderat kommt derweil weiterer Protest. CDU-Fraktionschef Thomas Kienle schrieb an den Bahnvorstand: „Wir haben uns darauf verlassen, dass mindestens alle zwei Stunden ein IC (E) am Flughafen hält und zwar direkt im UG. Dies war gemeinsame Geschäftsgrundlage beim Stresstest und bei der Volksabstimmung 2011.“Die Bahn müsse diese Zusage einhalten. Und Kienle regt eine Aussprache mit den Bahnverantwortlichen an: „Wir möchten Sie ebenfalls einladen im Gemeinderat Ihre Mobilitätsinteressen mit den unsrigen zu diskutieren und voranzubringen.“
Der neue FDP-Bundestagsabegordenete Alexander Kulitz formulierte: „Das ist ein Schlag gegen die Region, deren Bürger mit Abstand für das beste Abstimmungsergebnis zugunsten des Gesamtprojektes S21 in Baden-Württemberg sorgten.“Er wirft der Bahn „massive Täuschung“und „einen Vertrauensbruch sondergleichen“vor.