Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
St. Stephanus geschlossen
Bis zum Palmsonntag ist keine Besichtigung möglich – Historisch wertvolle Schäferorgel wird restauriert
WESTERHEIM (sz) - Zum Jahresende sollen die Restaurationsarbeiten in der Westerheimer St. Stephanuskirche abgeschlossen sein. Deshalb bleibt die Dorfkirche bis Palmsonntag geschlossen.
WESTERHEIM - Zum Jahresende sollen die Restaurationsarbeiten in der Westerheimer St. Stephanuskirche abgeschlossen sein. Wichtige Arbeiten stehen in den nächsten Wochen an. Deshalb bleibt die Dorfkirche bis Palmsonntag geschlossen. Diese Zeit nutzt der Förderverein für weitere restliche Restaurationsarbeiten. Eine große Herausforderung für den Förderverein St. Stephanus stellt die Restaurierung der historisch wertvollen Schäferorgel dar, die am Stephanustag am 26. Dezember beim Festgottesdienst wieder erklingen soll. In den nächsten Tagen werden die Nordtüre und die Türe zum Glockenturm ausgebaut und in der Werkstatt von Restaurator Anton Frei in Kißlegg restauriert. Die Kosten für diese Arbeiten sind mit rund 18 000 Euro veranschlagt. Schreiner Johannes Rehm aus Westerheim wird in den nächsten Wochen Ergänzungen an den Kirchenbänken vornehmen. Er wird Stützen an den Bänken anbringen. Insgesamt rund 250 Sitzplätze werden zur Verfügung stellen.
Ein großes Projekt packt dann der Förderverein St. Stephanus an, von dem er lange geträumt hat und deren Instandsetzung vor Jahren noch nicht vorstellbar war: Die alte Schäferorgel wird restauriert, sie soll bis zum Stephanustag wieder erklingen. Die Restaurationsarbeiten führt die Orgelbau Vleugels GmbH in Hardheim im Neckar-Odenwald-Kreis aus. Am 5. und 6. Februar beginnt die Orgelbaufirma Vleugels mit dem Abbau der Schäferorgel. Die Mannschaft um Orgelbaumeister HansGeorg Vleugels und Johannes Vleugels zerlegt die Orgel in viele Einzelteile und bringt diese in die Orgelbauwerkstatt nach Hardheim unweit von Tauberbischofsheim.
Dort wird die zerlegte Schäferorgel nochmals gesäubert, saniert und restauriert und vor Ort auch wieder aufgebaut, bevor der Rücktransport nach Westerheim ansteht. In der Werkstatt wird sie auch intensiv getestet. Im Herbst soll sie dann in der St. Stephanuskirche auf der zweiten Empore an ihrem vertrauten Platz wieder aufgebaut werden. „Wir sind zuversichtlich, dass die Kirchenorgel im Spätherbst in neuem Glanz dasteht und schönste Klänge hervorbringt“, erklärt Franz-Josef Sailer, der Bauleiter des Fördervereins St. Stephanus. Er hat in den vergangenen Jahren die Restaurierung der historischen Orgel intensiv begleitet.
Die Restauration des Orgelgehäuses hat der Förderverein an Restaurator Hermann Petersohn aus Göppingen vergeben. Er soll zusammen mit dem Holzbildhauer Rupert Willburger aus Rot an der Rot der Orgel ein Erscheinungsbild geben, das mit der Raumschale harmoniert. Die Restaurationsarbeiten an der Schäferorgel werden von Orgelbauer Wolfgang Rehn im Auftrag des Fördervereins begleitet.
Mit rund 170 000 Euro ist die Orgelsanierung in St. Stephanus veranschlagt. Vor allem über Spenden und Aktionen soll die Summe aufgebracht werden. Aus Bundesmitteln wurden dem Förderverein bereits 62 500 Euro zugesagt, weitere Zuschüsse erwartet der Verein von der Denkmalstiftung und vom Landesdenkmalamt. Sehr erfreulich ist, dass die Ausstellung und der Bilderverkauf aus dem Nachlass von Karl Knupfer rund 15 000 Euro eingebracht haben. „Das ist eine sehr erfreuliche Summe“, betont Franz-Josef Sailer. Weiteres Geld werde benötigt, deshalb werde der Verein in diesem Jahr noch einen Spendenaufruf starten. „Eine gute finanzielle Grundlage war da, sonst hätten wir die Orgelrestaurierung nicht angepackt“, ergänzt der Bauleiter: „Wir tut alles, damit auch die letzten Restaurationsarbeiten gut gelingen.“
Über das künftige Outfit der Schäferorgel war Ende November in Westerheim diskutiert worden. Anwesend waren Simone Wolfrum und Jochen Ansel vom Landesamt für Denkmalschutz, die Restauratorin Christine Götz aus Blaubeuren sowie die Vertreter des Fördervereins St. Stephanus. Im Vorfeld hatte Christine Götz das Orgelgehäuse genau untersucht. Sie konnte drei unterschiedliche Fassungen feststellen. Die Varianten standen damals zur Debatte. Die Anwesenden einigten sich auf die älteste Fassung, weil diese am besten mit der Raumschale harmoniere.
Die Orgel in St. Stephanus stellt eine Rarität dar und wird von Fachleuten hoch gepriesen. Die von Johann Georg Schäfer aus Göppingen um 1820 gebaut Orgel konnte in früheren Jahren schlichtweg nicht instand gesetzt werden, da die Kirchengemeinde kein Geld für das Instrument hatte. Groß zu Ehren gekommen ist die Orgel nach einem 40-jährigen Dornröschenschlaf in einem Beitrag von den Orgelexperten Johannes Mayr und Wolfgang Manecke, die in ihrem Fachbuch „Historische Orgeln im Alb-Donau-Kreis, in Ulm, Hayingen und Zwiefalten“viele Orgeln aus Oberschwaben, dem AlbDonau-Kreis und dem Raum Ulm vorgestellt und beschrieben haben.