Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Afrikanische Schweinepest macht Sorgen
Beim Kreisbauerntag geht es auch um Düngemittel, Glyphosat und Schweinehaltung
ZPAPPELAU (somm) - Die Gefahr der Afrikanischen Schweinepest ist ein Problem, das Bauern und Beamten Sorgen bereitet. Aus dem asiatischen Raum kommend hat die Seuche mittlerweile Tschechien und die polnische Hauptstadt erreicht. Ein Überspringen auf Deutschland will man mit dem massiven Abschuss von Wildschweinen verhindern. Im Alb-Donau-Kreis gibt es für den Notfall sechs Wildverwahrstellen, wo erlegte infizierte Wildschweine für den Transport in die Tierkörperbeseitigungsanlage gesammelt werden sollen. Das teilte beim Kreisbauerntag in Pappelau Landrat Heiner Scheffold mit. Auf Nachfrage unserer Zeitung sagte der Landrat, dass die Orte feststehen, die Aufbewahrungsstellen in Containerbauweise aber noch nicht vollständig fertiggestellt seien.
Kreisbauernobmann Ernst Buck sensibilisierte dafür, dass bei der möglichen Infektion eines Wildschweins nicht automatisch auf die Hausschweine geschlossen und diese gar gekeult werden dürften. Die Angst besteht, dass in Deutschland kurzer Prozess gemacht werden könnte, verdeutlichte Buck. Der Kreisbauernobmann, der für seine kritischen Anmerkungen bekannt ist, fragte, wie in den betroffenen östlichen EU-Ländern gehandelt wird, ob von dort wirklich kein Fleisch mehr ins Ausland gelange. Landrat Scheffold sagte der SZ, dass hierzulande im Notfall zuerst Beobachtungsregionen eingerichtet würden, aber die Keulung bei Infektion durchaus droht.
Beim Kreisbauerntag wurde einmal mehr klar, dass Landwirte viele Auflagen erfüllen sollen. Neueste Auflage ist die Düngeverordnung, die aber selbst von sogenannten Experten nicht gänzlich durchschaut würde, sagte der Präsident des Landesund Bundesbauernverbandes Joachim Rukwied, der nun auch auf EU-Ebene die Landwirtschaft vertritt. 2018 sollte deshalb ein Jahr des Lernens in Bezug auf die Düngeverordnung sein, anstatt bei Verfehlungen Strafen zu verhängen. Der hochrangige Bauernvertreter blieb bei seinem kämpferisch angelegten Redevortrag teilweise sehr an der Oberfläche, wodurch unklar blieb, ob er über unabwendbare oder noch bekämpfbare Auflagen sprach und wer ihn bei dem Kampf unterstützt, zum Beispiel auf EU-Ebene.
Rukwied zur Grünen Woche
Rukwied riss die Themen sinkende Abnahmepreise, Sondierungsgespräche in Berlin im Hinblick auf die Landwirtschaft, EU-Pläne für die weitere Subventionierung der Landwirtschaft und auch Fleischimporte aus dem Nicht-EU-Ausland an. 50 Prozent der Schweinehalter im Bereich Ulm hätten im Vorjahr aufgehört, sagte Rukwied. Die anstehende Grüne Woche biete ihm Gelegenheit, mit ausländischen Landwirtschaftsminister ins Gespräch zu kommen. Er meinte, jede Gelegenheit zum Export müsste eigentlich genutzt werden. Die deutsche Landwirtschaft produziere 75 Prozent für das Inland, 20 Prozent für die EU und fünf Prozent für den Export. Der Bundesverbandsvorsitzende beklagte, dass höhere Standards von den Landwirten allein finanziert werden müssten und in der EU unterschiedliche Standards über Ökogebiete bestehen.
Bei Glyphosat wurde Joachim Rukwied recht deutlich. Der Bundesverbandsvorsitzende begrüßt die Verlängerung für die Anwendung von Glyphosat und bedauert, dass bei der Diskussion darüber die wissenschaftliche Ebene verlassen worden sei und das Thema in der Öffentlich „verbrannt“sei. Zur Sprache kamen auch die Dauerbrennerthemen zeitraubende Dokumentationspflicht, schonende Ferkelkastration, Biber, Wolf und der Nitratgehalt im Trinkwasser. Kreisbauernobmann Ernst Buck mahnte die zahlreichen Ehrengäste aus Politik und Wirtschaft und seine Berufskollegen: „Wir dürfen uns nicht gefallen lassen, stets als alleiniger Verursacher bezeichnet zu werden.“
Zwei Landwirte meldeten sich gegenüber dem Bundesverbandspräsidenten zu Wort. Einer gab dem Bundesobmann mit auf den Weg, in Berlin einmal auf den Tisch zu hauen, wenn wieder gegen die Landwirtschaft polemisiert werde, so wie das die Landwirte einer Plakataktion von SPD-Ministerin für Umwelt, Barbara Hendricks, immer noch nachsagen. Der zweite Landwirt erklärte, seinen Beruf über Jahrzehnte gerne gemacht zu haben, dass ihm aber die Auflagen, von denen er einige aufzählte, die Lust jetzt doch vermiest hätten. Er fragte den Bundesobmann, welchen Grund er seinem Enkel nennen könne, damit dieser den Familienbetrieb fortführt. Unterm Strich meinte Rukwied, „Spaß“sollte es dem Hofnachfolger schon machen.