Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
183 kleine Stufen führen zu den Glocken hinauf
Merklinger Kirchturm ist der höchste auf der Laichinger Alb – Geläut ist auch heute noch wichtig
MERKLINGEN - Es sind viele kleine Stufen, die den Kirchturm in Merklingen hinauf führen. 183 an der Zahl. Dann gibt es einen freien Blick auf insgesamt fünf Glocken. „Früher läuteten sie zum Gebetsruf – zum Beispiel für die Menschen, die auf dem Feld arbeiteten“, weiß Cornelius Küttner, der Pfarrer der evangelischen Kirchengemeinde Merklingen. Sein Blick wandert den Turm der Kirche zu den Heiligen Drei Königen hinauf. „Es ist der höchste Kirchturm auf der Laichinger Alb“, sagt er und nimmt eine Stufe nach der anderen.
Auch heute seien die Glocken noch wichtig. 1200 Mitglieder zählt der Pfarrer in seiner Kirchengemeinde. Der 34-Jährige ist seit sechs Jahren für Merklingen zuständig. „Heute registrieren die Leute vor allem das Glockenläuten zu den Veranstaltungen“, meint Küttner. Der Stundenschlag würde weniger wahrgenommen. „Es gibt ja noch so viele andere Signale, die das Tagesgefühl unterbrechen“, sagt der 34-Jährige. Er denke dabei beispielsweise an die Martinshörner, wenn der Notarzt ausrücke, oder eben auch an die Autos, die durch die Gemeinde fahren.
„Dennoch geben die Glocken mit ihrem Geläut eine Orientierung“, sagt Küttner. Je nach Jahreszeit seien die Klangkörper zu unterschiedlichen Zeiten zu hören. In der Sommerzeit immer um 5.30, 11, 12 und 17.30 Uhr und zur Winterzeit jeweils um 5.30, 11, 12 und 16.30 Uhr. Das sei das jeweilige Gebetsläuten. Hinzu komme der Stundenschlag – immer zur vollen, halben, viertel und dreiviertel Stunde. „Am Freitag findet das Abendgebet statt. Dazu läuten die Glocken von 19.25 bis 19.30 Uhr“, berichtet der Pfarrer weiter.
Es gibt Anlaufpunkte im Leben, bei denen das Geläut wichtig ist
Darüber hinaus gebe es weitere „Anlaufpunkte im Leben, bei denen die Glocken läuten und es den Menschen auch wichtig ist, dass sie erklingen“, so Küttner. Darunter fallen Festlichkeiten wie die Taufe, Hochzeiten und Konfirmationen sowie Beerdigungen. „Es wird sowohl am Vorabend der Bestattung geläutet, wenn der Verstorbene vom Institut in den Ort zurückkommt, und dann auch beim Gang zum Grab“, erklärt der Merklinger Pfarrer.
Damit die Klangkörper auch künftig immer wieder erklingen, müssen sie gepflegt werden. „Die Glocken werden ein Mal im Jahr gewartet. Vor allem auf den Glockenstuhl wird dann geschaut“, erläutert Cornelius Küttner. Schließlich gehe es auch um die Sicherheit im Turm. Viel Arbeit würden die Glocken unterschiedlicher Tonhöhen nicht machen. Das Geläut habe eine elektronische Einstellung. Das Erklingen – beispielsweise zum Sonntagsgottesdienst um 10 Uhr – werde vorprogrammiert. Wird das „Vaterunser“gesprochen, läuten die Glocken erneut im Turm.
Cornelius Küttner, der aus einer Pfarrersfamilie stammt, hat sich schnell an das Glockengeläut gewöhnt. „Wir wohnen in der Siedlung, in der wir die Merklinger Glocken gar nicht hören. Eher jene aus Machtolsheim“, merkt der Pfarrer an. Den Laichinger Stadtteil mit 650 Mitgliedern der Kirchengemeinde wird der 34-Jährige übrigens ab diesem Sommer betreuen. Dann wird die Doppelpfarrstelle Machtolsheim/Suppingen aufgelöst. Machtolsheim wird Merklingen und Suppingen Seißen hinzugeschlagen.
Die Merklinger Kirche zu den Heiligen Drei Königen schaut auf eine lange Geschichte zurück. Erstmals allerdings unter anderem Namen. Merklingen als Ort wurde als „Marchelingen“im Jahr 861 in einer Stiftungsurkunde des Klosters Wiesensteig erwähnt. 1275 wird dann erstmals die Merklinger Kirche „Unsere Jungfrau und St. Michael“im Steuerregister des Bistums Konstanz beschrieben. Graf Johannes zu Helfenstein war es, der im Jahr 1331 dem Kloster Wiesensteig das Patronatsrecht über die Kirche in Merklingen schenkte. 1352 wurde der untere Teil des Kirchturmes erbaut. 1382 verpfändeten die Grafen von Helfenstein Merklingen an die Reichsstadt Ulm.
Der jetzige Name wird erstmals im Jahr 1512 erwähnt
1512 schließlich taucht der Name „Zu den Heiligen Drei Königen“in einer Urkunde des Klosters Wiesensteig auf. Im Jahr 1530 wurden Ort und Kirche evangelisch.