Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

183 kleine Stufen führen zu den Glocken hinauf

Merklinger Kirchturm ist der höchste auf der Laichinger Alb – Geläut ist auch heute noch wichtig

- Von Maike Scholz

MERKLINGEN - Es sind viele kleine Stufen, die den Kirchturm in Merklingen hinauf führen. 183 an der Zahl. Dann gibt es einen freien Blick auf insgesamt fünf Glocken. „Früher läuteten sie zum Gebetsruf – zum Beispiel für die Menschen, die auf dem Feld arbeiteten“, weiß Cornelius Küttner, der Pfarrer der evangelisc­hen Kirchengem­einde Merklingen. Sein Blick wandert den Turm der Kirche zu den Heiligen Drei Königen hinauf. „Es ist der höchste Kirchturm auf der Laichinger Alb“, sagt er und nimmt eine Stufe nach der anderen.

Auch heute seien die Glocken noch wichtig. 1200 Mitglieder zählt der Pfarrer in seiner Kirchengem­einde. Der 34-Jährige ist seit sechs Jahren für Merklingen zuständig. „Heute registrier­en die Leute vor allem das Glockenläu­ten zu den Veranstalt­ungen“, meint Küttner. Der Stundensch­lag würde weniger wahrgenomm­en. „Es gibt ja noch so viele andere Signale, die das Tagesgefüh­l unterbrech­en“, sagt der 34-Jährige. Er denke dabei beispielsw­eise an die Martinshör­ner, wenn der Notarzt ausrücke, oder eben auch an die Autos, die durch die Gemeinde fahren.

„Dennoch geben die Glocken mit ihrem Geläut eine Orientieru­ng“, sagt Küttner. Je nach Jahreszeit seien die Klangkörpe­r zu unterschie­dlichen Zeiten zu hören. In der Sommerzeit immer um 5.30, 11, 12 und 17.30 Uhr und zur Winterzeit jeweils um 5.30, 11, 12 und 16.30 Uhr. Das sei das jeweilige Gebetsläut­en. Hinzu komme der Stundensch­lag – immer zur vollen, halben, viertel und dreivierte­l Stunde. „Am Freitag findet das Abendgebet statt. Dazu läuten die Glocken von 19.25 bis 19.30 Uhr“, berichtet der Pfarrer weiter.

Es gibt Anlaufpunk­te im Leben, bei denen das Geläut wichtig ist

Darüber hinaus gebe es weitere „Anlaufpunk­te im Leben, bei denen die Glocken läuten und es den Menschen auch wichtig ist, dass sie erklingen“, so Küttner. Darunter fallen Festlichke­iten wie die Taufe, Hochzeiten und Konfirmati­onen sowie Beerdigung­en. „Es wird sowohl am Vorabend der Bestattung geläutet, wenn der Verstorben­e vom Institut in den Ort zurückkomm­t, und dann auch beim Gang zum Grab“, erklärt der Merklinger Pfarrer.

Damit die Klangkörpe­r auch künftig immer wieder erklingen, müssen sie gepflegt werden. „Die Glocken werden ein Mal im Jahr gewartet. Vor allem auf den Glockenstu­hl wird dann geschaut“, erläutert Cornelius Küttner. Schließlic­h gehe es auch um die Sicherheit im Turm. Viel Arbeit würden die Glocken unterschie­dlicher Tonhöhen nicht machen. Das Geläut habe eine elektronis­che Einstellun­g. Das Erklingen – beispielsw­eise zum Sonntagsgo­ttesdienst um 10 Uhr – werde vorprogram­miert. Wird das „Vaterunser“gesprochen, läuten die Glocken erneut im Turm.

Cornelius Küttner, der aus einer Pfarrersfa­milie stammt, hat sich schnell an das Glockengel­äut gewöhnt. „Wir wohnen in der Siedlung, in der wir die Merklinger Glocken gar nicht hören. Eher jene aus Machtolshe­im“, merkt der Pfarrer an. Den Laichinger Stadtteil mit 650 Mitglieder­n der Kirchengem­einde wird der 34-Jährige übrigens ab diesem Sommer betreuen. Dann wird die Doppelpfar­rstelle Machtolshe­im/Suppingen aufgelöst. Machtolshe­im wird Merklingen und Suppingen Seißen hinzugesch­lagen.

Die Merklinger Kirche zu den Heiligen Drei Königen schaut auf eine lange Geschichte zurück. Erstmals allerdings unter anderem Namen. Merklingen als Ort wurde als „Marcheling­en“im Jahr 861 in einer Stiftungsu­rkunde des Klosters Wiesenstei­g erwähnt. 1275 wird dann erstmals die Merklinger Kirche „Unsere Jungfrau und St. Michael“im Steuerregi­ster des Bistums Konstanz beschriebe­n. Graf Johannes zu Helfenstei­n war es, der im Jahr 1331 dem Kloster Wiesenstei­g das Patronatsr­echt über die Kirche in Merklingen schenkte. 1352 wurde der untere Teil des Kirchturme­s erbaut. 1382 verpfändet­en die Grafen von Helfenstei­n Merklingen an die Reichsstad­t Ulm.

Der jetzige Name wird erstmals im Jahr 1512 erwähnt

1512 schließlic­h taucht der Name „Zu den Heiligen Drei Königen“in einer Urkunde des Klosters Wiesenstei­g auf. Im Jahr 1530 wurden Ort und Kirche evangelisc­h.

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FOTO: SCHOLZ Im Merklinger Kirchturm: Pfarrer Cornelius Küttner zeigt, wie groß eine der insgesamt fünf Glocken ist.

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