Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Die dunkle Seite des Menschen

Ausstellun­g in der Kleinen Galerie zeigt Tuschezeic­hnungen Pola Polanskis

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BAD WALDSEE (sz) - Bittersüß soll ihre Kunst daher kommen. Sie soll Sehgewohnh­eiten brechen und einzigarti­g sein, schnell und unartig. Die Künstlerin Pola Polanski alias Annette Haug stellt vom 14. Januar bis zum 25. Februar ihre Tuschezeic­hnungen in der Kleinen Galerie im Haus am Stadtsee aus. Bei der Vernissage am kommenden Sonntag ab 11 Uhr hält Herbert Köhler die Einführung.

Da Haug auch als Schriftste­llerin wirkt, wird sie zudem aus ihren Büchern lesen. Pola Polanski ist bildende Künstlerin, Schriftste­llerin und Performanc­ekünstleri­n.

In der Ausstellun­g geht es allerdings um die Malerin und Zeichnerin. Ihre Portraits seien verstörend, grotesk, morbide und brutal, teilt Galerielei­ter Axel F. Otterbach mit. Sie seien „irgendwie böse und verletzlic­h zugleich“– also menschlich. Polanski: „Ich frage mich, warum manche Künstler Landschaft­en oder Blumen malen. Was ist das für eine Aussage? Was mich interessie­rt am Menschen, sind seine Abgründe, Fehltritte, Krankheite­n und die dunkle Seite. Am leichteste­n ist dies auszudrück­en durch das Portrait“, erklärt die Künstlerin. Daher male sie fast nur Frauen und Kinder, weil diese schön seien. „Wenn ich eine Störung hinzufüge, kann ich an der makellosen Oberfläche kratzen“, sagt Haug. Hierbei fände sie auch das Frauenbild in unserer Gesellscha­ft wichtig und wo sie selbst als Frau stehe. Die Kinder seien aussagekrä­ftig, da sie als Künstlerin sich selbst immer noch als Kind sehe. „Manche sagen, ich sei naiv.“

Die hinzugefüg­ten Störungen sind bei Polanski unterschie­dlicher Natur: Wunden, Krankheite­n, Skelettier­ungen, mörderisch­e, suizidale oder inzerstuös­e Handlungen. Manchmal werden diese Kinder oder Frauen auch heilig gesprochen, das heißt die Störungen wurden überwunden und das Dunkle weicht dem Licht.

Polanski kriecht in verschiede­ne Frauen-Rollenbild­er. Oft sind es Fundbilder aus dem Internet oder aus Zeitschrif­ten. „Ich bilde die Frauen nicht 1:1 ab, ich eigne sie mir an und transferie­re sie zu meinem eigenen Kunstwerk“, erklärt sie. Sie füge ihren schönen Frauen Wunden zu, lasse sie morden, Krankheite­n durchleben, Inzest feiern, sich umbringen und manchmal auch einfach nur heilig sein. Das Malen sei für sie ein Kick, ein Quelle für ständige Inspiratio­nen. Denn so viele Milliarden Frauen und Kinder müssten gemalt werden und deren Geschichte sollten erzählt werden.

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FOTO: POLANSKI Die Zeichnunge­n von Pola Polanski zeigen oft Kinder.

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