Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Das Monster im Mensch
„It Comes at Night“: Postapokalyptischer Horror
Dieser Film beweist, dass es für klugen Horror weder großes Budget noch ein riesiges Ensemble braucht. Regisseur Trey Edward Shults spielt in seinem Endzeit-Thriller stattdessen mit den Monstern in jedem von uns.
Autor und Regisseur Trey Edward Shults braucht nur wenige Szenen, um den Ton für seinen stimmungsreichen Horrorthriller „It Comes at Night“zu setzen: Es hat eine Epidemie gegeben und Sarah (Carmen Ejogo) hat sich mit ihrem Mann Paul (Joel Edgerton) und ihrem Sohn in den Wald zurückgezogen. Sie sind bis an die Zähne bewaffnet und bereit, sich mit Gewalt bis zum Letzten zu verteidigen.
Eines Tages bricht ein Fremder in ihr Haus ein. Will (Christopher Abbott) kann Paul davon überzeugen, dass auch er nur seine Familie beschützen möchte. Alle sechs ziehen zusammen und müssen in einer postapokalyptischen Welt lernen, ihr Misstrauen zu überwinden.
Statt auf Zombies und Monster setzt Trey Edward Shults auf psychologischen Horror und die Frage, wie weit Menschen in Extremsituationen gehen. Atmosphärisch dicht dreht Shults die Daumenschrauben immer weiter an, besonders im letzten Drittel dürften viele Zuschauer unruhig in ihren Kinosesseln umherrutschen. Er erklärt aber wenig über die Hintergründe seiner düsteren Welt, und auch die Charaktere bekommen außer dem, was sie selbst von sich behaupten, keine Hintergrundgeschichte verpasst. Am Ende bleibt die Frage offen, was der Film im Kern zu sagen hat.
Dennoch versorgt „It Comes at Night“die Zuschauer perfekt, die keine Lust auf Horror nach Schema F mit den immer gleichen Schockeffekten haben. Schließlich ist die Frage, unter welchen Bedingungen Menschen zu Monstern werden, ohnehin die deutlich grusligere Vorstellung. (dpa)