Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Ärzte klären über Prostatakrebs auf
Die Diagnose und die Therapie waren Thema beim Ehinger Gesundheitsforum
EHINGEN (sz) - Das Thema des Ehinger Gesundheitsforums, modernste Diagnostik und Therapie bei Prostatakrebs, hat einen Nerv getroffen: Bis auf den letzten Platz besetzt war das Hopfenhaus-Restaurant beim Vortrag von Jürgen Prang und Sebastian Thees.
Jürgen Prang ist Facharzt für Urologie im Urologischen Zentrum Ehingen/Blaubeuren, Sebastian Thees Facharzt für Radiologie im Gesundheitszentrum. Die interdisziplinäre Zusammenarbeit der urologischen Praxis und Belegabteilung mit der radiologischen Gemeinschaftspraxis ist sowohl am Ehinger als auch am Blaubeurer Gesundheitsstandort gut etabliert.
Die Prostata ist Teil der männlichen Fortpflanzungsorgane, die im Alter an Funktion verliert, aber oft an Größe gewinnt. Da die Harnröhre durch sie hindurchführt und sie nahe am Rektum liegt, können durch eine Vergrößerung Beschwerden beim Wasserlassen auftreten. Im ungünstigsten Fall kann das Gewebe der wachsenden Prostata entarten – Diagnose Krebs.
In Deutschland liegt Prostatakrebs an der Spitze aller bösartigen Tumorerkrankungen des Mannes. Derzeit werden rund 800 000 Männer mit dieser Diagnose behandelt. Ab dem 60. bis zum 70. Lebensjahr nimmt die Häufung fast sprunghaft zu, um dann wieder deutlich abzuflachen, denn Krebszellen teilen sich im höheren Alter nicht mehr so schnell.
Was tun, um dem Krebs zuvorzukommen oder aber ihn frühzeitig zu erwischen? „Jedes Jahr zum Uro-TÜV gehen“, meint Jürgen Prang, „und zwar ab dem 45. Lebensjahr“. Das unterstützen auch die Krankenkassen. Bedauerlich ist, dass viele Männer ziemliche Vorsorgemuffel seien und diese kostenlose Gelegenheit ungenutzt ließen.
Doch je früher Mann vorsorgt, desto besser, denn der Prostatakrebs kommt schleichend, im ersten Moment auch schmerzfrei. Wenn im Verlauf der Erkrankung Blut im Urin auftritt, der Harnstrahl und die Erektionsfähigkeit deutlich nachlassen, dann ist der Krebs unter Umständen schon weiter fortgeschritten.
Erste Hinweise auf das Prostatakarzinom geben die digital-rektale Tastuntersuchung, oder der transuretrale Ultraschall. Doch sie alleine sind noch nicht aussagekräftig genug. Die Bestimmung der so genannten PSAWerte (prostataspezifisches Antigen) im Blut ist ein weiterer Meilenstein hin zu einer zuverlässigen Diagnostik.
Sind Tast- und Ultraschallbefunde durch einen erhöhten PSA-Wert gestützt, bringt die systematische Entnahme von Gewebeproben zusätzliche Sicherheit.
„Diese Entnahmen“, so Experte Thees, „bergen ein diagnostisches Dilemma, weil ungefährliche, langsam wachsende und nicht zwingend behandlungsbedürftige Tumore therapiert werden, der eigentliche Krebsherd möglicherweise zwischen zwei Entnahmestellen liegt und das Gewebe am Krebsrand entnommen wird und das aggressive Zentrum unberücksichtigt bleibt.“
Die Lösung des Dilemmas liegt in der mpMRT (multiparametrische Magnetresonanztomografie), einem innovativen diagnostischen Verfahren der radiologischen Praxis, bei dem der Krebsherd detailliert und hochauflösend in drei Ebenen dargestellt und markiert wird. Die Aufnahmen erlauben außerdem zuverlässige Aussagen über die Lage der aggressivsten Stelle des Krebses und stellen die Lymphknoten des Beckens- und Beckenknochens dar. Nach einem persönlichem Gespräch mit wesentlichen Informationen zum Untersuchungsverlauf geht es in die „Röhre“. Das moderne MRT-Gerät der Praxis hat eine deutlich breitere und kürzere Röhre – ein großer Vorteil für Patienten, die sich mit der Enge etwas schwertun. Wer möchte, darf während der etwa 40-minütigen Diagnostik Musik hören, oder bekommt ein leichtes Beruhigungsmedikament.
Der MRT-Befund ist Grundlage der nachfolgenden ultraschallgestützten Biopsie – dazu wurde von der Krankenhaus GmbH ein hochmodernes Sonogerät mit Fusionsbiopsiesystem angeschafft. Der Vorteil für Arzt und Patient: Diagnostische MRT-Bilder der Voruntersuchung mit den Markierungen des Tumors können direkt bei der Biopsie passgenau über die Ultraschall-Aufnahmen gelegt und mit ihnen verbunden werden. Diese zielgerichtete und präzise Navigation zum Krebsherd reduziert nicht nur die Quantität der Gewebeproben, sondern erhöht vor allem die Qualität und Aussagekraft der Untersuchungsergebnisse enorm.
Ob sich der Krebsverdacht bestätigt und welchem Stadium er zuzuordnen ist ergibt die anschließende pathologische Untersuchung der Gewebeproben. Danach entscheidet der Arzt zusammen mit dem Patienten je nach Schwere und Aggressivität der Erkrankung über die individuelle Therapie.