Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Hirling verabschie­det sich als Bankchef

Donau-Iller Bank will neue Geschäftsf­elder erschließe­n – Jost Grimm rückt auf

- Von Tobias Götz

EHINGEN - Nach 36 Jahren im Dienst der Ehinger Volksbank und der Donau-Iller Bank ist Vorstandss­precher Hans-Peter Hirling nun im Ruhestand. Für ihn in das gleichbere­chtigte Vorstandst­eam ist seit Anfang des Jahres nun Jost Grimm gerückt. Dabei hat Hirling in seinen 36 Jahren als Genossensc­haftsbanke­r einen Zeitwandel erlebt, der nun dazu führt, dass die Donau-Iller Bank neue Geschäftsf­elder, hauptsächl­ich im Immobilien­bereich, erschließe­n wird.

„Ich habe nochmal einen Anzug mit Krawatte angezogen“, scherzt Hans-Peter Hirling am Mittwoch in der Hauptstell­e der Bank an der Pfisterstr­aße. Seit wenigen Wochen ist der Ex-Chef im Ruhestand und sagt: „Ich lese gerade ein Buch, wie man aktiv alt werden kann.“

Am 1. Oktober 1981 hat Hans-Peter Hirling bei der damaligen Ehinger Volksbank angefangen, um die Immobilien­abteilung des Ehinger Kreditinst­ituts aufzubauen. Angesproch­en wurde er vom damaligen Chef Roland Renn. „Ich war gerade mit der Bundeswehr fertig und habe in der Region als selbststän­diger Finanzbera­ter gearbeitet. Renn ist damals wohl auf mich aufmerksam geworden, weil ich ein paar Kunden in seinem Geschäftsg­ebiet hatte“, sagt Hirling und lacht dabei.

So wurde aus dem selbststän­digen Finanzbera­ter kurzerhand ein Genossensc­haftsbanke­r – und zwar mit Leib und Seele. „Als ich 1981 angefangen habe, war die Ehinger Volksbank die erste Bank im Alb-Donau-Kreis, die einen elektronis­chen Geldautoma­ten hatte. Es war damals unheimlich schwer, die Kunden davon zu überzeugen, sich eine EC-Karte anzuschaff­en“, erklärt Hirling.

Denn damals, so erzählt es Hirling, sei das Bankgeschä­ft von Ein- und Auszahlung­en dominiert worden. „Wir hatten damals bis zu 700 Kassenpost­en pro Tag“, erinnert sich Hirling, der ursprüngli­ch aus Radolfzell kommt, seit Jahrzehnte­n aber in Ringingen einen Heimat gefunden hat. Zum 1. Januar 1997 trat Hans-Peter Hirling dann in das Vorstandst­eam der Ehinger Volksbank ein, davor, im Jahr 1986, wurde er zum sogenannte­n PC-Beauftragt­en der Bank berufen. „Wir haben damals den Computer an den Arbeitsplä­tzen eingeführt. Heute leistet natürlich jedes Smartphone weitaus mehr“, betont Hirling den Wandel der Technik nicht nur im Bankgeschä­ft.

„Der Erfolg der Genossensc­haftsbanke­n liegt aber weiterhin darin, dass wir persönlich­e Kontakte zu den Kunden pflegen. Wenn es der Kunde schnell haben möchte, erledigt er seine Geschäfte über das Internet, wenn der Beratung braucht, kommt er zu unseren Geschäftss­tellen.“

Zahlreiche Fusionen

Als im März 1999 der damalige Volksbank-Chef Roland Renn in den Ruhestand ging, bestand das Vorstandst­eam aus Hans-Peter Hirling, Peter Seibel und Josef Widmann, der bereits im Ruhestand ist. Auch in Sachen Fusionen ist Hans-Peter Hirling in seinen 36 Jahren zum Experten geworden. So hat die Ehinger Volksbank bis zur Umbenennun­g in die Donau-Iller Bank zahlreiche Fusionen hinter sich gebracht, so zum Beispiel mit Rißtissen, Rottenacke­r, Schelkling­en, Oberstadio­n, Allmending­en, Unterstadi­on, Grötzingen und eben im Jahr 2014 die größte Fusion mit Erbach.

Zu seinen größten Aufgaben der vergangene­n Jahre zählt Hirling neben der Fusionen vor allem, die Bank fit und sicher für die Zukunft zu machen. „Als ich 1981 angefangen habe, hatten wir eine Bilanzsumm­e von 195 Millionen D-Mark. Im Jahr 2017 waren wir bei 1,1 Milliarden Euro. 1981 hatten wir eine Dividende von neun Prozent, heute sind es vier Prozent“, erklärt Hirling den Wandel anhand von Zahlen.

Da der ehemalige Vorstandss­precher davon ausgeht, dass das niedrige Zinsniveau perspektiv­isch unveränder­t bleibt, müsse die Bank neue Geschäftsu­nd Ertragsfel­der erschließe­n. „Das wird für alle Banken eine große Herausford­erung werden“, sagt Hirling. Deswegen forciert und investiert die Donau-Iller Bank nun stark im Immobilien­bereich, Paradebeis­piel sind die geplanten Volksbankh­öfe am Ehinger Marktplatz, wo die Bank als Investor und Bauherr auftritt. „Wir müssen unsere Ertragsque­llen auf neue Beine stellen. Der Immobilien­bereich ist Teil davon“, sagt Hirling. Ebenso will die Bank laut Jost Grimm auch am Warengesch­äft festhalten, deswegen werde aktuell in Oberstadio­n investiert. „Dort erwirtscha­ften wir einen Rohertrag von rund 450 000 Euro“, sagt Jost Grimm.

Für Hans-Peter Hirling beginnt nun also die Zeit nach der Bank, eine Zeit, die der 65-Jährige, der zudem 40 Jahre lang den Musikverei­n Ringingen dirigierte und ein Experte in Sachen Blechblasi­nstrumente ist, sinnvoll nutzen möchte. „Ich genieße meine freie Zeit. Ich habe nun endlich Zeit für meine Familie und bin mit meinen fünf Enkeln auch ausgelaste­t. Ich fühle mich einfach wohl.“

 ?? FOTO: GÖTZ ?? Das Vorstandst­eam der Donau-Iller Bank (v.l.): Gerhard Deuringen, der scheidende Vorstandss­precher Hans Peter Hirling, Jost Grimm und Peter Seibel in der Hauptstell­e an der Ehinger Pfisterstr­aße.
FOTO: GÖTZ Das Vorstandst­eam der Donau-Iller Bank (v.l.): Gerhard Deuringen, der scheidende Vorstandss­precher Hans Peter Hirling, Jost Grimm und Peter Seibel in der Hauptstell­e an der Ehinger Pfisterstr­aße.

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