Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Größere Rückschläge für Kryptowährung Bitcoin
China erwägt Handelsstopp – Keine Fonds wegen Sicherheitsbedenken der US-Börsenaufsicht – Spekulationen auf erneuten Kursanstieg
FRANKFURT - Aus Südkorea wurde berichtet, die dortige Regierung plane, sämtliche lokale Handelsplattformen für digitale Währungen zu schließen. Zwar hat sich die Lage aus Sicht von Anhängern digitaler Währungen mittlerweile entspannt. Denn mittlerweile heißt es, man wisse gar nicht, wie man ein solches Verbot sinnvollerweise gestalten könne. Doch auch aus China kommen schlechte Nachrichten für digitales Geld: Es gibt Gerüchte, nach denen die Regierung in Peking in der Tat darüber nachdenkt, den Handel mit digitalen Währungen zu stoppen.
Solche Neuigkeiten haben die Kurse digitaler Währungen einbrechen lassen. Der Bitcoin-Kurs beispielsweise ist in dieser Woche unter die Marke von 10 000 US-Dollar gerutscht. Damit hat sich der Kurs der bekanntesten digitalen Währung seit Dezember fast halbiert. Ende der Woche hat schließlich auch die USBörsenaufsicht Kryptowährungsplänen von Fondsanbietern zunächst einen Riegel vorgeschoben. Einige Anbieter hatten erwogen, Kryptowährungsfonds auch für Privatanleger aufzulegen. Die Behörde aber sieht Sicherheitsprobleme bei Anlageprodukten, die auf Digitalwährungen basieren und für eine größere Öffentlichkeit vorgesehen sind.
Der Bitcoin ist nur eine von vielen digitalen Währungen, mittlerweile gibt es über tausend. Und für die meisten ging es im Soge des BitcoinAbsturzes ebenfalls bergab. „Es ist sehr viel heißes Geld in diesem Markt“, sagt Christoph Schmidt vom Vermögensverwalter Fegra Capital in Frankfurt. „Sehr viele Leute, die einfach nur die Gier getrieben hat, schnellen Profit zu machen. Die kriegen nun kalte Füße.“Seit Monaten warnen Kritiker vor dem Platzen einer Blase an den Märkten für digitale Währungen. „Jetzt sieht man, dass das eine Blase ist“, sieht sich etwa Robert Halver bestätigt. Er ist ChefAnlagestratege der Baader Bank in Frankfurt.
Dass viele Beobachter skeptisch sind liegt zum einen an den enormen Schwankungen, denen digitale Währungen bis heute unterliegen. Dabei gibt es heftige Kurssprünge nach oben ebenso, wie Kurseinbrüche nach unten. Vor allem die rasante Entwicklung der digitalen Währungen im vergangenen Jahr aber hat vielen Beobachtern die Skepsis ins Gesicht getrieben. 2017 war der Wert des Bitcoin beispielsweise von rund 1000 US-Dollar zu Jahresbeginn auf 20 000 US-Dollar im Dezember nahezu explodiert. Und nun ist er – nur einen Monat später – wieder um die Hälfte eingebrochen. „Als Privatanleger darf man dann nur sein Geld reinstecken, wenn man das Risiko sucht“, sagt Börsenexperte Robert Halver. „Ansonsten drohen Magengeschwüre.“
Dennoch: die Unkenrufe könnten auch verfrüht sein, meinen andere Beobachter. Nach wie vor sind Bitcoin & Co. in vieler Munde. Vor allem unter jüngeren Menschen in Asien haben digitale Währungen viele Anhänger. Und eine Tatsache ist zumindest bei der bekanntesten Währung Bitcoin nicht von der Hand zu weisen: „Begrenztes Angebot bei hoher Nachfrage – an dieser Gleichung ändert sich nichts“, sagt Henrik Leber vom Vermögensverwalter Acatis in Frankfurt. Denn die Menge von Bitcoins ist auf maximal 21 Millionen Stück begrenzt; steigende Nachfrage erhöht also grundsätzlich den Preis – und das lässt für Anhänger der Digitalwährungen Fantasie für bald wieder steigende Kurse.
Zudem versuchen mehr und mehr Parteien, noch auf den Zug aufzuspringen. So sind an einigen Börsen vor allem in den USA mittlerweile Wertpapiere auf Bitcoins handelbar, Wetten etwa auf den zukünftigen Kurs der digitalen Währung. Das ist erst seit Dezember der Fall und kann neue Dynamiken in Gang gesetzt haben – und zu den Kursverlusten beigetragen haben. Hendrik Leber, der selbst in Bitcoin investiert hat, rückt von seiner Überzeugung vom Wert und vom Nutzen digitaler Währungen allerdings nicht ab. „Es gibt so viele, die da immer wieder draufhauen – zuletzt China und Südkorea. Solche zeitweisen Abstürze sind da kein Wunder.“Er geht aber davon aus, dass es nach dem Einbruch der Kurse der Digitalwährungen auch wieder bergauf gehen wird.