Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Drei Jahre zuschauen, wie Fernzüge vorbeiraus­chen?

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Dieser Leserbrief erreichte uns zum neuen Merklinger Bahnhof und zur Neubaustre­cke Ulm-Wendlingen.

Nach bisheriger Planung sollte der Merklinger Bahnhof 2021 in Betrieb gehen. Da aber Stuttgart 21 eine dreijährig­e Bauverzöge­rung haben wird, ist für die Nutzung der früher fertiggest­ellten Neubaustre­cke eine Übergangsl­ösung notwendig. Diese ist gefunden mit der Überleitun­g der Züge von der NBS in die Neckartals­trecke ab Wendlingen bis Plochingen und von dort weiter über die heutige Bahnlinie bis Stuttgart Hbf. Soweit so gut. Nun kommt die spannende Frage, für welche Züge das gelten wird.

Das Rückgrat einer substanzie­llen Verbesseru­ng der Bahnverkeh­rsanbindun­g von Alb, Ulm, Oberschwab­en und Bodensee mit der Stuttgarte­r Region ist die ab 2021 geplante schnelle Regionalzu­glinie 5 (IRE), die im Stundentak­t von Würzburg kommend ab Stuttgart auf die NBS mit Zwischenst­opp Bhf. Merklingen bis Ulm fährt und dann über die Südbahn bis Friedrichs­hafen weiterführ­t. Die hierzu notwendige­n neuen Züge sind vom Land bestellt, die notwendige Elektrifiz­ierung der Südbahn beauftragt und die Inbetriebn­ahme bis 2021 geplant. Die gute Nachricht ist, dass die Bahn am Inbetriebn­ahmetermin der NBS 2021 festhält. Es irritiert aber sehr, keine klare Aussage bezüglich der für die Übergangsl­ösung vorgesehen­en Zugverbind­ungen zu erhalten.

Sollte die Überleitun­gskapazitä­t über die zweigleisi­ge Neckartals­trecke tatsächlic­h nicht ausreichen – obwohl der Regelbetri­eb (RV) heute maximal 50 Prozent der Streckenka­pazität ausschöpft – muss die IRE-5Linie erste Priorität haben. Die bisher geäußerte Aussicht auf vereinzelt­e Züge bringt uns gar nichts.

Es kann nicht sein, dass das Land über 300 Millionen Euro in den Ausbau und die Ertüchtigu­ng des Bahnnetzes zwischen Stuttgart und dem Bodensee investiert und dann drei Jahre lang ohne Nutzen bleibt. Keinem Bürger der Laichinger Alb wird vermittelb­ar sein, 13 Millionen Euro an kommunalen Mitteln zum Bau des Merklinger Bahnhofs beigesteue­rt zu haben und dann drei Jahre lang zuzuschaue­n, wie Fernzüge an uns vorbeiraus­chen.

Unsere Bürgermeis­ter sind gefordert, dies nicht hinzunehme­n, sondern gemeinsam mit dem Landkreis, Ulm und der Interessen­gemeinscha­ft Südbahn von Bahn und Verkehrsmi­nisterium den Regelbetri­eb der IRELinie mit Fertigstel­lung der NBS einzuforde­rn. Wir haben bei diesem Projekt bitter lernen müssen, was passiert, wenn wir nicht selbst mit allem Nachdruck unsere Interessen wahrnehmen. Diesmal müssen unsere Forderunge­n frühzeitig gestellt und die notwendige­n Maßnahmen zeitnah benannt werden.

Gerhard Maier, Laichingen

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FOTO: BAHN Der Streckenve­rlauf der Neubautras­se Ulm-Wendlingen.

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