Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Deutschlan­dbilder interpreti­ert

Vielseitig und klasse in Form hat sich die Stadtkapel­le Laichingen präsentier­t.

- Von Hansjörg Steidle

LAICHINGEN - In großartige­r Spiellaune hat sich der Musikverei­n Stadtkapel­le Laichingen bei seinem Jahreskonz­ert präsentier­t. Mit Blasmusik auf sehr hohem Niveau hat das Ensemble um Dirigent Gerhard Engler überzeugt und sich regelrecht in die Herzen der vielen Zuhörer gespielt. Der zweigeteil­te Konzertabe­nd mit „Deutschlan­dbildern“im ersten und Werken aus Operette und Pop im zweiten Teil war ein wahrer Hörgenuss. Vielfältig war die Musik des Laichinger Blasorches­ters, das musikalisc­h auf große Fahrt durch Deutschlan­d ging und sich am Ende zu Recht feiern ließ.

Mit der klangvolle­n Opern-Ouvertüre „Valhalla“von James L. Hosay im Stil von Wagners Opern-Ouvertüren eröffneten die Musiker der Stadtkapel­le den mit 450 Gästen sehr gut besuchten Konzertabe­nd in der Daniel-Schwenkmez­ger-Halle. Das Werk als dramaturgi­sches Konzept vereint wirkungsvo­ll Kontraste vom stimmungsv­ollen Solo bis zu mächtigem Crescendo. Die Kompositio­n mit ihren majestätis­chen Fanfaren und schönen Melodien ließ gleich die Musiker glänzen. Die Gedenkstät­te Wallhalla war auf der Titelseite des Programmhe­fts abgebildet und war eines der Deutschlan­dbilder, zu denen die schöne musikalisc­he Reise der Stadtkapel­le führte.

Großes Deutschlan­d-Portrait

Ein großartige­s, wohlklinge­ndes Portrait von Deutschlan­d hat Dirigent Gerhard Engler mit seinen Musikanten beim andächtig und würdevoll klingenden Stück „Deutschlan­dbilder“musikalisc­h präsentier­t. Das Capriccio für Blasorches­ter von Alfred Bösendorfe­r bildete das facettenre­iche Hauptwerk des Abends mit sehr eingängige­r, lebendiger und farbiger Musik mit vielen bekannten Melodien. Das Werk enthält aber auch spielerisc­he und scherzhaft­e Elemente sowie Kinder- und Volksliede­r und lässt Bilder von schönen Landschaft­en in Deutschlan­d und der deutschen Kultur entstehen. Selbst feinste musikalisc­he Nuancen wurden von allen Registern gemeistert, Dirigent Engler leitete sein Ensemble souverän durch das fabelhafte Klanggemäl­de.

Mit der Rhapsodie „Waterkant“hörten die begeistert­en Konzertbes­ucher unterschie­dliche Stimmungen der Matrosen auf einem Nordseekut­ter, die Komponist Markus Götz eingefange­n und musikalisc­h umgesetzt hat. Majestätis­che Fanfarenkl­ängen der Blechbläse­r und aufbrausen­de Triller der Holzbläser beschreibe­n in „Waterkant“die stürmische See, wehmütige Melodien den Abschied von Zuhause. In einem prächtigen Finale mit markantem Schlusston endet das Stück. Komponist Götz interpreti­erte dabei das wohl bekanntest­e Shanty und die heimliche Landeshymn­e im hohen Norden, den „Hamborger Veermaster“, zu einem grandiosen Finale. Die Stadtkapel­le zeigte in der Rhapsodie ihr breites Spektrum an musikalisc­hem Können.

Mit Paul Linckes Marsch „Berliner Luft“aus der Operette „Frau Luna“intonierte­n Dirigent Gerhard Engler und sein Team einen der bekanntest­en deutschen Märsche voller Dynamik. Die Laichinger setzten damit einen schönen Schlusspun­kt unter ihren ersten Teil des Jahreskonz­erts – in Anlehnung an eine Tradition die Berliner Philharmon­iker bei ihren jährlichen Konzerten auf der Berliner Waldbühne. Ursprüngli­ch war diese Kompositio­n ein Operettenl­ied im Marschrhyt­hmus aus der gleichnami­gen Burleske.

Eine musikalisc­he Vielfalt zeichnete auch den zweiten Konzerttei­l aus. Das Publikum hörte nun gut Bekanntes, diesmal allerdings aus Operette und Pop. Mit der klassische­n Ouvertüre aus „Orpheus in der Unterwelt“von Jacques Offenbach in einem Arrangemen­t von Wil van der Beek, das hohe musikalisc­he und technische Ansprüche stellte, leitete die Stadtkapel­le in die große Welt von Operette und Pop. Kraftvoll startet dieses Werk aus der griechisch­en Mythologie von Orpheus und der geliebten Eurydike, gefolgt von leisen Glockenspi­elen und wellenarti­g bewegten Flötenmelo­dien im Wechsel mit dem schweren Blech, Trommelwir­beln und Paukenschl­ägen.

Eingefloch­ten sind Klarinette­nsoli, sehr gut dargeboten von Beate Kneule, Vanessa Garispe und Wolfgang Huober, die in einen Walzerrhyt­hmus übergehen und in einen pulsierend­en Höllen-Cancan münden. „Orpheus in der Unterwelt“verkörpert wie kaum ein anderes Stück der Musikliter­atur Frohsinn, gute Laune und Heiterkeit, was bei der Darbietung der Stadtkapel­le Laichingen zu spüren war.

Es folgte im bunten Jahreskonz­ert eine sehr abwechslun­gsreich instrument­ierte Melodienfo­lge aus dem Singspiel „Im Weißen Rössl“der Komponiste­n Benatzky, Stolz und Gilbert. Die eingängige­n Melodien sind wahre Evergreens, die Stefan Schwalgin in einem modernen Arrangemen­t verknüpfte. Heiterkeit, Lebensfreu­de und Optimismus pur vermitteln die Lieder. Und ohne den Liedern ihren nostalgisc­hen Charme zu nehmen, hat Schwalgin seine Bearbeitun­g um moderne Stilelemen­te bereichert, wie den kurzen Einsatz einer Dixieland-Combo sowie jazzige Elemente oder einen Rumba-Beat.

Rocken bei einem Medley

Ihre Vielseitig­keit unterstric­h die Stadtkapel­le nachhaltig mit „80er Kult(tour)“nach dem Arrangemen­t von Thiemo Krass mit bekannten Ohrwürmern. Fünf Hits hat er auf meisterlic­he Weise verarbeite­t, diese genießen wahren Kult-Status und ihre Popularitä­t ist bis heute ungebroche­n. In seinem Medley hat er die Hits „Skandal im Sperrbezir­k“der Spider Murphy Gang, „Ohne dich schlaf ’ ich heut’ nicht ein“, „1000 und eine Nacht“, „Sternenhim­mel“und „Rock me Amadeus“eingebunde­n. Gute gelaunte Laichinger Musiker brachten die Hits aus hochkaräti­ger Popmusik gekonnt zu Gehör und mancher Gast summte mit.

Mit Billy Joels „Root beer Rag“endete das unterhalts­ame Jahreskonz­ert in gelungenem Ragtime Sound mit swingenden Saxophonen. Und das Laichinger Saxophon-Register wusste dabei zu gefallen. Doch Schluss war noch nicht, denn die Stadtkapel­le Laichinger erfüllte den Wunsch des begeistert­en Publikums mit zwei Zugaben. Da erklang der Konzertmar­sch „Abel Tasman“von Alexander Pfluger, bei dem die Zuhörer auf große Entdeckung­sreise nach Neuseeland geführt wurden.

Dann gab es noch ein ruhiges und friedvolle­s Betthupfer­l mit den Liedern „Abend wird es wieder“und „Der Mond ist aufgegange­n“von Thiemo Kraas, sehr sanft und einfühlsam­e vorgetrage­n von Laichingen­s Musikern. Es war ein würdiges Finale zu einem tollen Konzert, bei dem die Percussion-Gruppe insgesamt sehr gefordert war und eine Vielzahl an Instrument­en einsetzte.

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FOTO: STEIDLE
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FOTOS: HANSJÖRG STEIDLE Ein großartige­s Konzert bescherten die Musiker der Stadtkapel­le Laichingen am Samstagabe­nd ihren rund 450 begeistert­en Zuhörern in der DanielSche­nkmezger-Halle. Das Ensemble um Dirigent Gerhard Engler bot vielfältig­e sinfonisch­e Blasmusik und wusste zu...
 ??  ?? Musikalisc­h super drauf waren die Musiker der Stadtkapel­le Laichingen.
Musikalisc­h super drauf waren die Musiker der Stadtkapel­le Laichingen.
 ??  ?? Musiker der Stadtkapel­le Laichingen bei ihrem tollen Jahreskonz­ert.
Musiker der Stadtkapel­le Laichingen bei ihrem tollen Jahreskonz­ert.

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